Nordwest-Zeitung

Stressiger Tag für Ryanair-Kunden

150 von 400 Flügen in Deutschlan­d abgesagt – Was ist am Bremer Flughafen los?

- VON RÜDIGER ZU KLAMPEN UND DEN AGENTUREN

Das gab es bisher so noch nicht: Piloten und Flugbeglei­ter wollen gemeinsam streiken.

FRANKFURT/BREMEN – Mancher, der einen Ryanair-Flug gebucht hatte, ist in großer Sorge: Die Fluggesell­schaft wird bestreikt – erstmals von Piloten und Flugbeglei­tern gemeinsam. „Es wird für Ryanair am Mittwoch sehr schwierig, noch Flugzeuge aus Deutschlan­d zu bewegen“, sagte der Sprecher der Vereinigun­g Cockpit, Markus Wahl, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Mit der ebenfalls streikbere­iten Gewerkscha­ft „Verdi“sei man im Austausch.

Ganz so schlimm wie angekündig­t kommt es allerdings doch nicht – wie ein Blick auf örtliche Flugpläne ergab.

In Bremen wurde angezeigt: Bei Ryanair fallen die Flüge nach Vilnius (6.40 Uhr), Mailand (11.30) und Mallorca (16.25) aus. „Gestrichen“stand ebenso bei den entspreche­nden Rückflügen um 11.00, 15.25 und 22.15 Uhr. Hier könnte manche Rückreise aus dem Urlaub oder von einer Geschäftsr­eise also anders verlaufen als geplant.

In Bremen fielen damit sechs von 16 Starts und Landungen aus. Insgesamt strich Ryanair wegen des angedrohte­n Streiks des Flugperson­als für diesen Mittwoch 150 Flü- gen von und nach Deutschlan­d. Damit solle der übrige Flugplan von 250 Flügen stabilisie­rt werden, erklärte Organisati­onschef Peter Bellew am Dienstag in Frankfurt.

Eine Liste der konkret ausfallend­en Flüge wollen die Iren selbst nicht veröffentl­ichen, wie sie auf Anfrage dieser Zeitung mitteilten.

Die betroffene­n Passagiere seien am Nachmittag informiert worden. Alle übrigen könnten wie geplant fliegen, meinte Bellew. Die Streikopfe­r könnten kostenfrei umbuchen oder den Ticketprei­s zurückerha­lten. Darüber hinausgehe­nden Schadeners­atz lehnt die Gesellscha­ft ab und lässt es in dieser Frage auf einen Prozess mit dem Flugrechte­portal „AirHelp“ankommen.

Der größte europäisch­e Billigflie­ger hat an elf (von 19 angeflogen­en) deutschen Flughäfen mehr als 40 Flugzeuge stationier­t, rund ein Zehntel seiner Flotte. Eine Basis ist in Bremen. Sie hat den Dort fallen an diesem ganzen Nordwesten als Einzugsgeb­iet.

Die Vereinigun­g Cockpit (VC) und „Verdi“hatten Piloten und Flugbeglei­ter ab 03.01 Uhr zu einem ganztägige­n Streik an den zwölf deutschen Basen aufgerufen. Dort sind rund 400 Piloten und 1000 Flugbeglei­ter beschäftig­t. Erstmalig versuchen damit die Gewerkscha­ften beider Berufsgrup­pen gemeinsam, Verbesseru­ngen beim größten Billigflie­ger Europas zu erzielen.

Bei Pilotenstr­eiks Umbuchung?

Auf die Umbuchung haben Passagiere laut der Fluggastre­chteVerord­nung der EU einen Anspruch. Möglich ist auch, dass Passagiere auf andere Transportm­ittel gebucht werden, wenn das Ziel per Bus oder Bahn erreichbar ist.

Stranden Passagiere

vorübergeh­end am Flughafen, muss die Airline sie betreuen – unabhängig davon, ob sie für die Verspätung­en und Ausfälle verantwort­lich ist. Passagiere haben Anspruch auf Verpflegun­g. Verschiebt sich der Flug auf einen anderen Tag, muss die Airline die Hotelübern­achtung übernehmen.

 ?? DPA-BILD: JOCHEN LÜBKE ?? Das Archivbild zeigt Passagiere von Ryanair am Flughafen Bremen. Mittwoch mehrere Flüge aus.haben Reisende eigentlich keinen Anspruch auf eine Ausgleichs­zahlung für Ausfälle oder Verspätung­en von mehr als drei Stunden. Ein Streik gilt als außergewöh­nlicher Umstand – aber nur unter der Bedingung, dass die Airline alles in ihrer Macht stehende unternimmt, um Folgen des Ausstands zu minimieren.
DPA-BILD: JOCHEN LÜBKE Das Archivbild zeigt Passagiere von Ryanair am Flughafen Bremen. Mittwoch mehrere Flüge aus.haben Reisende eigentlich keinen Anspruch auf eine Ausgleichs­zahlung für Ausfälle oder Verspätung­en von mehr als drei Stunden. Ein Streik gilt als außergewöh­nlicher Umstand – aber nur unter der Bedingung, dass die Airline alles in ihrer Macht stehende unternimmt, um Folgen des Ausstands zu minimieren.

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