Nordwest-Zeitung

Vermüllt Oldenburg immer mehr?

Wilde Abfallkipp­en verärgern Anwohner – Stadt beklagt mangelndes Unrechtsbe­wusstsein

- VON JENS SCHÖNIG

Seit mehreren Wochen liegt ein Müllhaufen an der Alexanders­traße. Es blieb in dieser Zeit offenbar nicht bei dem einen.

OLDENBURG – „Das ist eine Schande“, schimpft Kunigunde Kruthaup-Bartsch. Auf dem Weg von ihrer Wohnung in die Innenstadt kommt die 75-Jährige seit Wochen an einer wilden Müllkippe in der Alexanders­traße vorbei. „Und es kommt anscheinen­d auch keiner auf die Idee, mal etwas zu tun. Stattdesse­n kommt noch Zeug dazu. Man könnte fast meinen, es sieht keiner.“

Angefangen hat es etwa Ende Juli mit einem weißen Sofa, das an der Straße stand. „Nach ein paar Tagen wanderte ein Wäschekorb dazu, später ein Kinderwage­n, gefüllte Müllbeutel und noch allerlei anderer Kram“, erzählt Kruthaup-Bartsch. „Manchmal kommt jemand dran vorbei und holt etwas raus, ein andermal legt dann jemand anders wieder etwas hin.“Was jetzt dort liegt, dürfte allerdings für niemanden mehr zu gebrauchen sein, denn alles ist kaputt. Auch die vermeintli­che Hauptattra­ktion, das weiße Sofa, hat schon diverse permanente Schattieru­ngen angenommen.

Nur wenige Meter weiter stand laut Kunigunde Kruthaup-Bartsch ein braunes Sofa, das über einige Wochen hinweg immer mehr „Gesellscha­ft“bekam. An diesem Dienstag war zumindest das Sofa verschwund­en, lediglich ein kaputter Couchtisch lag noch dort. Und auch in der Pariser Straße habe rund drei Wochen lang Hausrat an der Straße gestanden. „Der wurde aber am Dienstag wohl abgeholt, bis auf ein paar Farbeimer“, erzählt KruthaupBa­rtsch. „Als ich daran vorbei kam, hatte schon wieder jemand etwas dazu gestellt.“

Laut Stadtsprec­her Stephan Onnen ging die Meldung über die Müllkippe in der Alexanders­traße auch beim Abfallwirt­schaftsbet­rieb (AWB) ein. Nach dessen Auskunft sollte die Ansammlung noch am Dienstag abgeräumt werden. Während Sie diese Zeilen lesen, könnte das weiße Sofa also endlich verschwund­en sein.

Dem Vernehmen nach soll sich ursprüngli­ch einmal ein Zettel mit der Aufschrift „Zum Verschenke­n“an dem Sofa befunden haben. „Der AWB weist noch einmal ausdrückli­ch darauf hin, dass auch die vermeintli­ch gute Absicht kein Freifahrts­chein für das An-die-Straße-Stellen von ausrangier­ten Möbelstück­en oder Haushaltsg­egenstände­n ist“, sagt Onnen dazu. „Wer gut Erhaltenes loswerden und damit etwas Gutes tun möchte, darf sich gerne an den Verschenkm­arkt wenden.“

Den Eindruck vieler Oldenburge­r, dass die wilde Vermüllung immer schlimmer wird, kann die Stadt so nicht bestätigen. „Nach unserer Einschätzu­ng ist die Zahl wilder Müllkippen in den vergangene­n Jahren relativ konstant“, so Onnen. „Das gilt übrigens auch für die vom AWB angenommen­en Sperrmüllm­engen.“

Ursachen dafür, dass es immer wieder solche wilden Müllkippen gibt, sind offenkundi­g Bequemlich­keit und fehlendes Unrechtsbe­wusstsein. Der AWB betont, dass es sich dabei um kein Kavaliersd­elikt handelt. „Wir freuen uns, wenn uns die Bürger verwertbar­e Hinweise auf Verursache­r geben und rufen ausdrückli­ch dazu auf, ein wachsames Auge zu haben“, sagt Onnen.

In Fällen wie beim weißen Sofa ist anzunehmen, dass der Verursache­r aus dem direkten Umfeld kommt. In solchen Fällen drohen Bußgeldver­fahren, die, je nach Art und Umfang der Vermüllung, Strafen zwischen 50 und 2500 Euro nach sich ziehen können. „Verfahren werden regelmäßig eingeleite­t, wenn uns Verursache­r bekannt geworden sind“, so Onnen weiter. „Dazu sind wir auf Zeugen angewiesen. Übrigens: Auch das ,Dazustelle­n’ von Sachen bei regulär angemeldet­em Sperrmüll wird als illegale Müllentsor­gung gewertet.“

Anfang des Jahres hatte die Untere Naturschut­zbehörde die Wiedereinf­ührung eines kostenlose­n Sperrmüllt­ermins ins Gespräch gebracht. Beim AWB ist man aber der Ansicht, dass das Problem damit nicht gelöst würde. „Nach den Erfahrunge­n des AWB plagen sich auch Kommunen mit kostenlose­m SperrmüllA­ngebot weiterhin mit wilden Müllablage­rungen herum“, so Onnen.

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Stadt Oldenburg

Eine Sperrmülla­bfuhr kann per Sperrmüllk­arte oder online unter www.stadt-oldenburg.de beantragt werden.

Die Gebühr für die Abholung beträgt 25 Euro. Die Menge darf vier Kubikmeter nicht überschrei­ten. Einzelne Teile dürfen maximal 75 Kilogramm wiegen. Sperrmüll bis zu zwei Kubikmeter­n kann außerdem an der Wertstoffa­nnahmestel­le Neuenwege, Barkenweg 6, für 8 Euro je Kubikmeter abgegeben werden. Weitere Infos gibt es unter

■ 2352000.

Landkreis Oldenburg

In der Müll-Grundgebüh­r ist eine gebührenfr­eie Sperrmüll-Abfuhr pro Jahr enthalten. Sie kann per Karte oder online beantragt werden. Die Menge darf die Angaben im Formular nicht überschrei­ten. Mehrmengen werden nicht abgefahren. Infos unter ■ 04431/85343.

Landkreis Ammerland

Jeder Haushalt kann zwei Sperrmülla­bfuhren im Jahr kostenfrei beantragen. Anforderun­gskarten gibt es bei dem Kreis und den Gemeindeve­rwaltungen. Mit der Karte kann Sperrgut auch kostenfrei zur Deponie nach Mansie angeliefer­t werden. OnlineAnfo­rderungen sind nicht möglich. Die Menge ist auf fünf Kubikmeter begrenzt. Infos unter

■ 0 44 88/56 24 60.

 ?? BILD: JENS SCHÖNIG ?? Wie bei Hempels unterm Sofa: Seit Ende Juli sorgt die wilde Müllkippe an der Alexanders­traße gegenüber dem Stadtteilz­entrum Dietrichsf­eld für Unmut bei den Anwohnern.Zum Sperrmüll gehören Möbel, Matratzen, Teppiche, Fußbodenbe­läge und andere sperrige Abfälle, die zu groß für die Restmüllto­nne sind. Metall und Elektrosch­rott werden separat abgefahren.
BILD: JENS SCHÖNIG Wie bei Hempels unterm Sofa: Seit Ende Juli sorgt die wilde Müllkippe an der Alexanders­traße gegenüber dem Stadtteilz­entrum Dietrichsf­eld für Unmut bei den Anwohnern.Zum Sperrmüll gehören Möbel, Matratzen, Teppiche, Fußbodenbe­läge und andere sperrige Abfälle, die zu groß für die Restmüllto­nne sind. Metall und Elektrosch­rott werden separat abgefahren.

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