Nordwest-Zeitung

Cynthia Nixon will New York regieren

Tenn Schauspiel­er sich als Politiker versuchen

- VON CHRISTINA HORSTEN

NEW YORK – „Ich bin eine Miranda, und ich wähle Cynthia“steht auf den T-Shirts ihrer Unterstütz­erinnen: Fast 15 Jahre nach dem Ende der Erfolgsser­ie „Sex and the City“will Cynthia Nixon (52), die darin die Karriere-Anwältin Miranda Hobbes gespielt hat, Gouverneur­in von New York werden. An diesem Donnerstag tritt sie gegen Amtsinhabe­r Andrew Cuomo (60) in der Vorwahl um die Kandidatur für die demokratis­che Partei an. Die Wahl selbst ist für den 6. November angesetzt.

„Was es bedeutet, 2018 eine ,Miranda‘ zu sein? Es bedeutet, dass man sich und sein Leben definiert, dass man zu dem steht, was richtig ist, und dass man andere Frauen unterstütz­t“, sagt Nixon. „Für mich bedeutet es, meine Leidenscha­ft für Gerechtigk­eit überall – vor allem in der Bildung und bei der Reform des Strafjusti­zsystems – zu nutzen, um New York zu einem besseren Ort für alle zu machen.“

Der Wechsel von der Schauspiel­erei oder auch aus dem Musik-Business in hohe

politische Qmter ist in den USA nicht unüblich. Bekanntest­es Beispiel ist US-Präsident Ronald Reagan (Amtszeit 1981-1989), der vor seiner politische­n Laufbahn beim Studio Warner Bros unter Vertrag stand und in Dutzenden Filmen und TV-Serien mit- spielte. Kalifornie­ns früherer Gouverneur Arnold Schwarzene­gger (2003-2011) spielte etwa in den „Terminator“-Filmen mit. Popsänger Sonny Bono (1935-1998) wurde erst Bürgermeis­ter von Palm Springs in Kalifornie­n und 1994 ins US-Repräsenta­ntenhaus gewählt. Filmstar Shirley Temple (1928-2014) scheiterte 1967 mit einer Kongresska­ndidatur, bekam danach aber einen Botschafte­r-Posten. Ihr Kollege Clint Eastwood war in den 90er Jahren zwei Jahre Bürgermeis­ter des kalifornis­chen Küstenstäd­tchens Carmel. Auch der derzeitige US-Präsident Donald Trump hat mit der TV-Show „The Celebrity Apprentice“vor seiner Politik-Karriere Kamera-Erfahrung gesammelt.

Der Vorteil: Wer sich am Filmset gut vor der Kamera macht, gibt oft auch vor Presse und Publikum eine gute Figur ab. Der Nachteil: Mangelnde Politik-Erfahrung und ein bereits existieren­des Bildschirm-Image, das vielleicht nicht unbedingt der Realität entspricht und vielleicht auch nicht von allen gemocht wird.

Cynthia Nixon war schon lange vor „Sex and the City“in der Branche erfolgreic­h. Bei ihrem ersten Kinofilm „Kleine Biester“war sie gerade einmal 14 Jahre alt. Die Rolle der Miranda Hobbes machte sie dann zum Weltstar, danach zog sie sich hauptsächl­ich ans Theater zurück. Nixon, die an der noblen New Yorker Upper West Side lebt, hat zwei Kinder aus einer früheren Beziehung mit ihrem Studienkol­legen Danny Mozes. Sie ist seit 2012 mit der Aktivistin Christine Marinoni verheirate­t, das Paar hat einen Sohn.

Aber: „New Yorker sind keine Kalifornie­r – wir sehen Bekannthei­t nicht als Pualifikat­ion für ein politische­s Amt an“, sagte die Politikwis­senschaftl­erin Ester Fuchs von der Columbia Universitä­t. „Die Menschen in dieser Stadt lassen sich von Berühmthei­t nicht so blenden.“

Mit Amtsinhabe­r Andrew Cuomo hat Nixon zudem einen starken Gegenkandi­daten. Er ist beliebt, hat die Unterstütz­ung großer Geldgeber und Verbände und lag bislang in allen Umfragen deutlich vor der Schauspiel­erin. „Meine Gegnerin lebt in der Welt der Fiktion, ich lebe in der Welt der Fakten“, sagte er.

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DPA-BILD: RUTTLE US-Schauspiel­erin Cynthia Nixon, demokratis­che Kandidatin bei der New Yorker Gouverneur­swahl, während einer TV-Debatte

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