Schräge Katzen-Arien und dirigiertes Rascheln
Staatsorchester regt mit „Ironie in der Musik“das Publikum zum deftigen Lachen ein
OLDENBURG – Es gibt Musik, die lässt uns heiter, beschwingt und sorgenfrei sein. Sie muss nicht einmal so gemeint sein. Das 1. Werkstattkonzert der neuen Spielzeit im Kleinen Haus des Staatstheaters erklang, bot einen breiten Strom der bewusst scherzhaft und ironisch komponierten Klassik. Egal ob grob oder feingeistig: der transportierte Humor war unüberhörbar und ließ niemanden kalt.
Ganz im Gegenteil: Thomas Honickel, Dirigent, Moderator und Konzeptionist des Konzertes, das „über Ironie in der Musik“kundig machte, forderte das Auditorium sogar auf, es nicht nur beim passiven Hören zu belassen, sondern auch einmal laut zu lachen oder sich sonstwie geräuschvoll Entlastung zu verschaffen. Und siehe da: das feine Oldenburger Publikum ist gar nicht so steif und zurückhaltend, wie man vielleicht argwöhnen mochte.
Von Wolfgang Schröders Parodie auf Mozarts „Kleine Nachtmusik“, die bei bitterironischen Ausblicken in die Musikgeschichte immer wieder zu Mozart zurückkehrte, über Joseph Haydns berühmten Konzertbesucher-Wachmacher aus dem zweiten Satz der „Sinfonie mit dem Paukenschlag“bis hin zum kaum mehr überbietbaren Katzenduett für zwei Singstimmen und Orchester nach Gioachino Rossini, in dem zuerst die drei originalen Liebesarien und dann die Adaption für Kater und Katze mit schrägem und ultraschrägem Miauen von Ann-Beth Solvang und Paul Brady zelebriert wurde, bis die ehrwürdige Hütte bebte – man muss es miterlebt haben, um zu verstehen, wie witzig klassische Musik und wie ausgelassen ein Publikum in Oldenburg sein kann.
Thomas Honickel ließ vor allem bei Prokofjews „Peter und der Wolf“, bei Francis Poulencs „Babar, der kleine Elefant“und bei Camille Saint-Saens‘ „Karneval der Tiere“die Stimmen und die Feinstruktur durch einzeln und teils auch verfremdend gespielte Abschnitte beleuchten, um den Fortgang der Stimmen und die kompositorisch eingebaute Ironie aufzuzeigen. Diese didaktischen Anteile waren wichtig und fast immer gut gewählt und einleuchtend. Allerdings wirkte manche humorige Ansage des Moderators etwas bemüht. Die Musik sprach für sich selbst, die Laune des Publikums konnte nicht besser sein und bei der Zugabe nach Loriot war das Publikum sogar aufgefordert, auf Dirigierzeichen hin zu husten, zu rascheln und mit der Handtasche zu klimpern.
Oder, nach dem Titel des urigen Mozart-Werks, das man dem Wolfgang Amadeus so gar nicht zugetraut hätte, und das ebenfalls vom bestens gelaunten Staatsorchester gespielt wurde: „Ein musikalischer Spaß“!