Nordwest-Zeitung

Maaßen schließt Versorgung­slücke

Emstritten­er Verfassung­sschutzche­f wechselt als Staatssekr­etär in Seehofers Ministeriu­m

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

Wenn es da3ei 3lei3t, fällt Maaßen sogar die Karrierele­iter hinauf. Als Staatssekr­etär erhält er 14 000 Euro monatlich.

BERLIN – Erst hakt es noch ein wenig, dann geht es plötzlich ganz schnell. Die Parteichef­s sind sich einig, der Streit um Verfassung­sschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen ist nach knapp zwei Stunden vom Tisch.

Durchbruch beim Krisengipf­el im Kanzleramt. Kein Rauswurf, sondern eine Versetzung. Horst Seehofer beruft Hans-Georg Maaßen ab und holt den Präsidente­n des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz ins Bundesinne­nministeri­um zurück. Ein Kompromiss um des Koalitions­friedens Willen, der es den Parteichef­s erlaubt, die Gesichter zu wahren. Kanzlerin Angela Merkel (CDU), SPD-Vorsitzend­e Andrea Nahles und CSU-Chef Seehofer sind sich einig. Kurz vor 18 Uhr ist klar: Der Konflikt ist entschärft, die Regierung gerettet.

Maaßen verliert zwar seinen Posten als Präsident des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz, erhält aber einen neuen Job im Innenminis­terium, wird zum beamteten Staatssekr­etär für Sicherheit befördert. Details wurden am Dienstagab­end noch nicht bekanntgeg­eben. Erst am heutigen Mittwoch soll darüber informiert werden.

Das SPD-Präsidium traf sich am Abend, um darüber zu beraten. Aus der Parteispit­ze hieß es jedoch, dass diese Personalro­chade Sache des Bundesinne­nministers sei. Bis zuletzt war noch darum gerungen worden, ob Maaßen nur Abteilungs­leiter im Ministeriu­m werden soll oder zum Staatssekr­etär aufrückt.

Kurz nach 16 Uhr war es dann doch spannend geworden. Der Dienstwage­n von Andrea Nahles fährt vor dem Eingang des Kanzleramt­es vor. Wieder ein Krisentref­fen zum Fall Maaßen. Diesmal soll eine Entscheidu­ng her. Und die gibt es dann auch.

Am Donnerstag hatten sich Nahles, Kanzlerin Merkel und Innenminis­ter Seehofer ohne Ergebnis vertagt. Nun die Stunde der Entscheidu­ng, ein weiterer Gipfel, der über das Schicksal der Großen Koalition bestimmt. Muss HansGeorg Maaßen seinen Hut nehmen, oder bleibt er am Ende doch im Amt? Innenminis­ter Seehofer lenkt ein – wenn auch nicht ganz.

Die Personalro­chade Maaßens – raus aus dem Chefsessel beim Verfassung­sschutz, rein ins Bundesinne­nministeri­um – ob als Abteilungs­leiter oder Staatssekr­etär, schien lange nicht klar zu sein. In der SPD allerdings regte sich bereits Widerstand gegen die Beförderun­g Maaßens zum Staatssekr­etär. Stundenlan­g berieten die Spitzen von CDU, CSU und SPD über die Zukunft des scheidende­n Präsidente­n des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz und suchten nach einem Ausweg aus der Krise.

Versetzung statt Rauswurf – bereits am Nachmittag verdichtet­en sich die Hinweise darauf, dass Seehofer Maaßen zwar als Chef des Verfassung­sschutzes ablösen wolle, ihn aber ins Innenminis­terium holen könnte, entweder als Abteilungs­leiter in der gleichen Besoldungs­stufe oder sogar als hochdotier­ter Staatssekr­etär (14 000 Euro pro Monat).

Eine Personalro­chade, die bei den Sozialdemo­kraten auf wenig Gegenliebe stoßen würde. Schließlic­h wäre dies eine Beförderun­g statt des geforderte­n Rauswurfs.

„Die Lage ist sensibel, der Vorgang ist sensibel, und deshalb muss man auch umsichtig damit umgehen“, hatte CSU-Parteichef Seehofer am Montagaben­d noch gemahnt.

Aus den Reihen der SPDLinken waren zwar Forderunge­n laut geworden, die Große Koalition aufzukündi­gen, sollte Maaßen im Amt bleiben. Doch so weit will man in der SPD-Spitze nicht gehen. Nach tagelangem Personalpo­ker gab es schließlic­h eine Entscheidu­ng. Eine Versetzung Maaßens – damit konnten wohl auch die Genossen leben.

ZEs wäre ein Armutszeug­nis, wenn die Koalition aus CDU, CSU und SPD es noch nicht mal schafft, personelle Konsequenz­en aus der gegenwärti­gen Vertrauens­krise rund um den Präsidente­n des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz zu ziehen.“IRENE MIHALIC

Grünen-Innenpolit­ikerin

„Die Causa Maaßen darf nicht mit einer einzelnen Personalen­tscheidung zu Ende gehen.“BENJAMIN STRASSER

FDP-Innenpolit­iker

„+err Maaßen hat in den vergangene­n Jahren eine e.zellente fachliche Ar/eit geleistet.“PATRICK SENSBURG

CDU-Innenexper­te

 ?? DPA-BILD: VON JUTRCZENKA ?? Hans-Georg Maaßen (links) bleibt an der Seite von Bundesinne­nminister Horst Seehofer – wenngleich als Staatssekr­etär.
DPA-BILD: VON JUTRCZENKA Hans-Georg Maaßen (links) bleibt an der Seite von Bundesinne­nminister Horst Seehofer – wenngleich als Staatssekr­etär.

Newspapers in German

Newspapers from Germany