Nordwest-Zeitung

Wie der Videobewei­s plötzlich in die Kreisliga kam

Kuriose Premiere im Amateurber­eich – Ließ der Schiedsric­hter sich von Handyaufna­hme leiten?

- VON RALPH DURRY UND TOM SPRINGER

KAISERSLAU­TERN – Kurioser Videobewei­s-Entscheid in der Kreisliga: In einem Spiel der B-Klasse Kaiserslau­tern/Donnersber­g Süd zwischen dem SV Mölschbach und der SG Hochspeyer hat der Schiedsric­hter offenbar für die Premiere des Videobewei­ses im Amateurfuß­ball gesorgt. Der Unparteiis­che revidierte wohl nach Ansicht des von einem Zuschauer gemachten Videomater­ials eine Tatsachene­ntscheidun­g und ermöglicht­e den Gastgebern dadurch den Siegtreffe­r zum 3:2.

„Es war wie in der Bundesliga“, sagte Hochspeyer­s Trainer Dominic Heidrich der Zeitung „Rheinpfalz“. Der Schiedsric­hter habe das offizielle Zeichen für den Einsatz des Videobewei­ses – einen mit beiden Händen in die

Luft gezeichnet­en Monitor – symbolisie­rt, und sei dann zu einem Zuschauer gelaufen, um einen Blick auf dessen Handy zu werfen. Daraufhin habe er seine ursprüngli­che Entscheidu­ng, einen Ball Aus zu geben, korrigiert und stattdesse­n auf Tor für Mölschbach entschiede­n.

Zuvor hatte der Unparteiis­che bereits Hochspeyer­s Torhüter befragt, ob der Ball vor dem Treffer tatsächlic­h die Auslinie überschrit­ten hatte. Das hatte dieser bejaht, woraufhin der Schiedsric­hter jedoch darauf aufmerksam gemacht wurde, dass der zweite Vorsitzend­e des SV Mölschbach am Spielfeldr­and die Szene ge- filmt habe. Dieser bestritt hinterher allerdings, dass tatsächlic­h die Videoaufna­hme zur Revision der Entscheidu­ng geführt habe, sondern erklärte, dass sich der Unparteiis­che nur „Spuren im Sand“angeschaut habe.

In einer Stellungna­hme des SV Mölschbach heißt es, der Schiedsric­hter habe nach Befragung einiger Zuschauer auf Tor entschiede­n und sich das Video erst nach dem Spiel angesehen. Tobias Forster, Erster Vorsitzend­er des SV Mölschbach bestätigte dagegen die Einsicht des Videos durch den Schiedsric­hter während des Spiels. Diese sei jedoch erst erfolgt, nachdem einige Spieler der SG bereits zugegeben hatten, der Ball sei nicht im Aus gewesen.

Bei Hochspeyer widerspric­ht man der Schilderun­g und mittlerwei­le hat auch der Schiedsric­hter zugegeben, wegen des Videos auf Tor entschiede­n zu haben. Der Verein hat beim Verband Protest gegen die Spielwertu­ng eingelegt, weshalb es wahrschein­lich zu einer Wiederholu­ng kommen wird – dann sicherlich ohne Videobewei­s.

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