ERINNERUNG AN ROMY SCHNEIDER
<chauspielerin vor 80 Jahren geboren – <issi-Darstellerin und Femme fatale
WIEN – Würde Romy Schneider der „Sissi“-Pfad im Wiener Hofmobiliendepot gefallen? Dutzende von Tischen, Kommoden, Leuchtern und Betten erinnern dort daran, dass die Möbel-Schatzkammer der Habsburger vor 60 Jahren die drei sensationell erfolgreichen „Sissi“-Filme ausstattete.
„Die Möbel wurden von den Filmemachern stilistisch ohne Hemmung durchgemischt. Ziel war es, den märchenhaften Charakter des Lebens der Kaiserin zu unterstreichen“, sagt Markus Laumann vom Depot. Die Rolle der Kaiserin Elisabeth (1837– 1898), die im romantisch-verklärten Film eine liebevolle Ehe mit Franz Joseph I. führte, war für Romy Schneider Segen und Fluch. Für die in Bayern aufgewachsene Wienerin und Wahl-Französin, die am 23. September ihren 80. Geburtstag feiern würde, war es der Start für eine große Karriere – und der Beginn des Kampfes gegen ein Image.
Welten liegen zwischen der kokett-fröhlichen jungen Frau, die im Film als Prinzessin aus Bayern mit 16 Jahren einen der mächtigsten Herrscher der Welt heiratet, und ihrer letzten Rolle als eine von den Nazis verfolgte Animierdame in „Die Spaziergängerin von Sans-Souci“. Der Streifen sei „das letzte Dokument des vielzitierten „gebrochenen Herzens“, an dem Schneider aus Sicht vieler Fans kurz nach der Premiere starb“, befand der „Spiegel“. Romy Schneider wurde zehn Monate nach dem Unfalltod ihres Sohnes David am 29. Mai 1982 im Alter von 43 Jahren tot am Schreibtisch ihrer Wohnung in Paris gefunden.
Nach ihrem Tod wurden alle publizistischen Schleusen geöffnet. Bücher und Artikel thematisierten, „was man bis dahin – aus Takt oder Angst vor Klagen – zurückgehalten hatte: ihren Tabletten- und Alkoholkonsum, ihre Bisexualität, ihre Ausbeutung durch Männer“, schreibt ihre Biografin Alice Schwarzer.
Frankreich war der Sehnsuchtsort der hochbegabten, aber nie als Schauspielerin ausgebildeten Schneider. „Ich fühle mich zu einem Viertel als Österreicherin und zu drei Vierteln als Französin“, bekannte sie damals. Die Deutschen hatten Ende der 1950er Jahre ein Problem damit, dass die von ihnen verehrte Verkörperung der Unschuld mit dem skandalumwitterten französischen Schauspieler Alain Delon nach Paris zog.
„Wir sind die beiden meistbeschimpften Frauen Deutschlands“, habe ihr Schneider in einem Interview 1976 gesagt, so die Feministin Schwarzer. Zuvor hatte Romy Schneider zusammen mit 374 Frauen im Magazin „Stern“mutig bekannt: „Wir haben abgetrieben“.
Mit einer Szene zementierte die sich vor Einsamkeit fürchtende Schneider ihr Image als „Femme fatale“. In einer Talkshow strich sie 1974 dem Bankräuber und Schriftsteller Burkhard Driest 1974 über den Arm und meinte: „Sie gefallen mir, Sie gefallen mir sehr.“