Halten die magischen 9,99 Euro pro Kiste Bier?
Getränk um durchschnittlich 4,1 Prozent teurer als vor einem Jahr – Was bewegt den Preis?
MÜNCHEN – Elf Euro: Für den Preis einer Maß Bier auf dem Münchner Oktoberfest gibt es im Getränkemarkt einen Zehn-Liter-Kasten PremiumPils. Neu ist in diesem Jahr, dass die Preise auch im Handel gestiegen sind, stärker sogar als auf der Wiesn. „Die große Frage ist, wie lange das hält“, sagte Marcus Strobl, Branchenexperte beim Marktforscher Nielsen. Und wer jetzt mehr verdient.
Getreide ist teurer geworden. „Gerste ist im Höhenflug“, sagte Walter König, Geschäftsführer beim Bayerischen Brauerbund. Aber die Brauereien haben langfristige Lieferverträge, die Preiserhöhungen wirken sich erst nächstes Jahr aus – und auch dann nur minimal: Gerade mal sieben oder acht Cent kostet das Malz für einen Liter Bier.
Hopfen schlägt je nach Menge und Qualität mit knapp zwei Cent zu Buche oder mit bis zu acht Cent – „wenn ich mich in Hopfen verliebe“, so König. Das heißt: „Die Rohstoffe stehen nicht so im Fokus, da haben die Landwirte schon recht.“
Auch Wasser, Kronkorken oder Etiketten seien eher winzige Faktoren. Sehr unterschiedlich ist der Anteil, der an den Handel geht. Große Brauereien müssen Regalstellungskosten zahlen und in Werbung investieren. Da spart eine kleinere Brauerei, die viel an die Gastronomie und im Direktverkauf absetzt. Zudem nutzen Super- und
Getränkemärkte Bier im Sonderangebot auch oft, um Kunden zu locken.
Für die Preiserhöhung entscheidend seien die Lohn-, Energie- und Transportkosten, heißt es beim Brauerbund. „Die Brauer haben lange viel geschluckt und nicht auf den Preis umgelegt. Denn jeder Brauer weiß: Preiserhöhung bedeutet Mengenrückgang“, erklärte König. „Da sind die Leute empfindlich, da probieren sie mal ein anderes Bier aus.“Aber allein die Löhne seien in zwei Jahren um fünf Prozent gestiegen. Jetzt sei das Maß voll gewesen.
Laut Statistischem Bundesamt lagen die Preise für den Gerstensaft im Juni im Durchschnitt um 4,1 Prozent über dem Vorjahresmonat. Drei Viertel ihres Biers kaufen die Deutschen im Laden. Die Marktforscher von Nielsen ermittelten für das erste Halbjahr einen Durchschnittspreis von 1,24 Euro je Liter Pils.
Die Preisspanne ist aber groß, je nach Sorte, Marke und Region. Ein Kasten Bier im Einstiegssegment ist für sechs Euro zu haben, im Hochpreissegment werden auch 17 Euro bezahlt.
Der Handel nutzt ein Dutzend Biermarken, die sogenannten „Fernsehbiere“, als Lockvogel. Bei ihnen werden zwei Drittel der Menge in Deutschland als Sonderangebot verkauft – „der Angebotspreis ist schon fast der Durchschnittspreis“, so Strobl. Ein Sonderangebot funktioniere aber auch mit 10,99 Euro pro Kiste, es müssten nicht 9,99 Euro sein. „Bisher hält das. Spannend wird es nächstes Jahr.“Bei den vergangenen Preisrunden 2007 und 2013 hätten die höheren Preise gerade mal ein Jahr gehalten.
Auf dem Oktoberfest klettern die Bierpreise dieses Jahr um 3,6 Prozent auf bis zu 11,50 Euro.