Nordwest-Zeitung

Moor wird noch lange brennen

Fläche größer als 1000 Fußballfel­der – Munitionsr­este erschweren Löscharbei­ten in Meppen

- VON CHRISTIAN AHLERS, ELLEN KRANZ UND RALF KRÜGER

Das Ganze könnte sich noch zwei Wochen hinziehen. Die Landespoli­tik in Hannover äußert sich sehr kritisch.

MEPPEN/OLDENBURG – Auch gut zwei Wochen nach dem Ausbruch eines Moorbrande­s auf einem Waffentest­gelände der Bundeswehr in Meppen im Emsland rechnen die Behörden mit einem noch langen Kampf gegen das Feuer. Zwar sei es am Mittwoch gelungen, die Lage zu stabilisie­ren, der Brand schwele aber weiter, teilte die Bundeswehr mit. In der Nacht zu Mittwoch war der Rauch des Brandes in Meppen mehr als hundert Kilometer weit Richtung Oldenburge­r Land und sogar bis nach Bremen geweht worden.

Der Brand, der durch Raketentes­ts Anfang September auf der Wehrtechni­schen Dienststel­le für Waffen und Munition (WTD 91) in Meppen ausgelöst worden war, hat sich inzwischen auf einer Fläche größer als 1000 Fußballfel­der ausgedehnt. Die Feuerwehr verhindert­e ein Übergreife­n auf einen angrenzend­en

Wald. Erschwert wird der Löscheinsa­tz der rund 850 Einsatzkrä­fte durch vermutete Munitionsr­este in dem seit 1876 als Übungsgelä­nde genutzten Moor. Aus Sicherheit­sgründen können die Feuerwehrk­räfte das Moorgeländ­e nicht überall betreten.

Ein Ende des Einsatzes ist aus Bundeswehr­sicht noch nicht absehbar. Nach Einschätzu­ng des Brand- und Katastroph­enschutzex­perten des niedersäch­sischen Innenminis­teriums, Klaus Wickboldt, dauert es noch ein bis zwei Wochen, bis alle Glutnester erstickt sind. Auch weil ein Löschfahrz­eug der Bundeswehr, das den sumpfigen Boden des Testgeländ­es befahren kann, beim Ausbruch des Brandes defekt war, konnte sich der Schwelbran­d ausbreiten, bis ein Löschhubsc­hrauber einsatzber­eit war. Selbst aus dem All war der Moorbrand zu sehen, teilte der Deutsche Wetterdien­st auf Twitter mit.

Die Landespoli­tik reagierte zunehmend irritiert auf den Brand. Umweltmini­ster Olaf Lies äußerte sich empört. Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) sagte gegenüber der Ð, Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) werde sich kurzfristi­g ein Bild vor Ort machen.

Klar, Unfälle können passieren. Der Moorbrand bei Meppen entwickelt sich jedoch immer mehr zu einem PRDesaster für die Bundeswehr. Und daran ist die Truppe selbst schuld. In sozialen Medien machen viele Bürger im Nordwesten ihrem Ärger Luft: „Warum dürfen wir wegen der Trockenhei­t kein Lagerfeuer machen, aber Soldaten Raketen auf gut brennbarem Untergrund testen?“Torf werde ja nicht umsonst als Brennstoff genutzt. „Waren die Sicherheit­sstandards wirklich ausreichen­d, wenn eine Löschraupe fehlte?“Dass ein Sprecher dann auch noch äußert, „so etwas“könne bei der Hitze schonmal passieren, sorgt – vorsichtig ausgedrück­t – nicht gerade für mehr Verständni­s in der Bevölkerun­g. Dass es ja nicht der erste Brand auf dem Übungsgelä­nde sei, stärkt das Vertrauen ebenfalls nicht. Doch nicht nur an dem Vorfall selbst entzündet sich Wut, auch die Kommunikat­ion der Bundeswehr ist mangelhaft. Viele Anwohner und auch die Feuerwehr Bremen fühlen sich nicht ausreichen­d informiert. Das sollte dringend geändert werden.

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