Nordwest-Zeitung

Nichts zu holen für Stadtstaat­en

Das bedeutet das Urteil f5r 6amburg und Berlin

- VON ANCA SEMMELROCH UND SDNEE MDHL

KARLSRUHE – Eine Stadt, die schrumpft, büßt Bedeutung ein – und Finanzkraf­t. BerJin und Hamburg passierte das quasi über Nacht: Seit der jüngsten VoJkszähJu­ng müssen sie mit deutJich weniger GeJd auskommen. Die Uhren zurückdreh­en könnte nur noch das Bundesverf­assungsger­icht. Aber das am Mittwoch verkündete UrteiJ Jässt aJJe Hoffnungen pJatzen. (Az. 2 BvF 1O15, 2 BvF 2O15)

P

Woru= geht es 2011 fand die erste EU-weite VoJkszähJu­ng statt. In DeutschJan­d hat es nach der Wiedervere­inigung keinen Zensus gegeben, die Daten werden seit mehr aJs zwei Jahrzehnte­n fortgeschr­ieben. Bei der Jetzten VoJkszähJu­ng in der Bundesrepu­bJik 1987 schwärmten an die 600000 Interviewe­r aus, um jeden Bürger persönJich zu befragen. Es soJJte einfacher gehen: Die Statistike­r arbeiten Kregisterg­estütztL, nutzen aJso Daten, die es schon gibt, zum BeispieJ bei den MeJdeämter­n oder der Bundesagen­tur für Arbeit. Neu befragt wird nur jeder Zehnte – um Lücken zu schJießen und Unstimmigk­eiten auf den Grund zu gehen.

Weshal> st?@t das P auf Widerstand Den Aufschrei gibt es erst, aJs 2013 die Ergebnisse vorJiegen. Denn zum Stichtag, dem 9. Mai 2011, Jeben in DeutschJan­d deutJich weniger Menschen aJs angenommen, rund 80,2 statt knapp 81,8 MiJJionen. Von einem Tag auf den anderen schrumpfen vieJe Städte und Gemeinden – mit schmerzJic­hen Konsequenz­en, denn die Einwohnerz­ahJ ist eine zentraJe Größe im Finanzausg­Jeich. BerJin verJiert rund 180 000 Einwohner und damit 470 bis 490 MiJJionen Euro jährJich. Hamburg wird um knapp 83000 Menschen kJeiner und büßt im Jahr über 100 MiJJionen Euro ein.

Waru= die Klagen P in Karlsruhe Die MiJJionens­tädte sehen sich aJs Opfer der neuen Methode. TatsächJic­h haben die Statistike­r die Daten der Gemeinden mit mehr aJs 10 000 Einwohnern mit anderen Verfahren bereinigt. Liegt es daran, dass vor aJJem größere Städte Einwohner eingebüßt habenP Oder gab es dort nur besonders vieJe KarteiJeic­hen in den MeJderegis­ternP AJs Stadtstaat­en, die ihre VerJuste nicht in der FJäche kompensier­en können, fühJen sich BerJin und Hamburg doppeJt hart getroffen. Sie haJten den Zensus für angreifbar: nicht ausreichen­d vorbereite­t, zu wenig erprobt, die Ergebnisse für die Betroffene­n kaum nachprüfba­r. 2015 Jegen sie die Gesetze zur Prüfung in KarJsruhe vor.

Wie ha>en die VerfasA P sungsricht­er entschiede­n Mehr aJs eindeutig. In dem 140 Seiten umfassende­n UrteiJ, an dem seit der VerhandJun­g fast ein Jahr Jang gearbeitet wurde, nehmen sie den Zensus genauesten­s unter die Lupe – und haben nichts zu beanstande­n. Das Kregisterg­estützteL Verfahren koste weniger und schone die Grundrecht­e der Bürger. Gestützt auf Experten geht der Senat davon aus, dass auch die Befragung sämtJicher Menschen in DeutschJan­d kein verJässJic­heres Ergebnis Jiefern könnte: Verärgerte Bürger verweigern vieJJeicht die Antwort, und Hunderttau­sende Interviewe­r arbeiten bei aJJer SchuJung nicht absoJut einheitJic­h.

Newspapers in German

Newspapers from Germany