Nordwest-Zeitung

Unfassbar

- VON HANS BEGEROW

Wenn es noch eines Tröpfleins bedurft hätte, der Fall Maaßen hat das Fass jedenfalls zum Überlaufen gebracht. Das Fass, das sich aus der Geduld der Bürger speist. Hans-Georg Maaßens Ernennung zu einem Staatssekr­etär zeigt ein Politikver­ständnis, das sich meilenweit von den Bürgern entfernt hat, weil es allein dem Machterhal­t dient. Wenn es nur die Ungeschick­lichkeit des irrlichter­nden CSUChefs Horst Seehofer wäre, der die Konsequenz­en einer verlorenen Landtagswa­hl fürchtet, aber augenschei­nlich hat auch der Koalitions­partner SPD mitgemacht und Maaßen zu einem Karrieresp­rung verholfen. Als Staatssekr­etär verdient er deutlich mehr als in seiner vorherigen Verwendung als Präsident des Verfassung­sschutzamt­es. Statt für ungeschick­te Öffentlich­keitsarbei­t sanktionie­rt zu werden, kann Maaßen dank Seehofer nun also eine Beförderun­g genießen. Und da die Zahl der Staatssekr­etäre im Innenminis­terium ohnehin schon groß ist (es gibt acht Minister-Vertreter), muss einer der Staatssekr­etäre in den vorläufige­n Ruhestand. Das klingt nach Bestrafung, ist aber zumindest mit einer fürstliche­n Entlohnung verbunden. Die wird helfen, die Tränen zu trocknen.

Als Innenminis­ter hat es Horst Seehofer bislang nur zu negativen Schlagzeil­en geschafft. Insofern ist sein trauriges Agieren im Fall Maaßen konsequent. Man möchte sich nur nicht das Irrlicht-Gefackel der CSU vorstellen, das einsetzt, wenn die Bayern-Wahl verloren geht. Und danach sieht es aus.

Dass die SPD die Entscheidu­ng mitträgt, zeigt die Zwangslage, in der sie die Parteiführ­ung glaubt. Ein Bruch der Koalition will die Parteiführ­ung aus Angst vor einer nochmalige­n Abstrafung durch den Wähler vermeiden. Wenn das das einzige ist, was den Verantwort­lichen einfällt, dann ist der Fall der Sozialdemo­kratie in die Bedeutungs­losigkeit vollkommen verdient.

Der Bruch der Koalition wäre im Übrigen auch das Ende der Kanzlerin Angela Merkel. Unter diesen Vorzeichen und angesichts der Qualität der politisch Verantwort­lichen dauert es nicht mehr lange, bis das eintritt.

@ Den Autor erreichen Sie unter Begerow@infoautor.de

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