Nordwest-Zeitung

Seehofers Alleingäng­e belasten Koalition schon lange

Geschasste­r SPD-Staatssekr­etär war zuvor vom Bundesinne­nminister 7erufen worden

- VON PETRA SORGE, BÜRO BERLIN

FRAGE: Bach der Beförderun­g des :erfassungs­schutzchef­s Maa7en zum Staatssekr­etär ist die SP5 in Aufruhr. /s gibt aus Ihrer Partei Forderunge­n, seiner /rnennung im 3abinett nicht zuzustimme­n. SCHNEIDER: Herr Maaßen war als Chef des Inlandsgeh­eimdienste­s nicht mehr tragbar. Das haben wir als SPD klargestel­lt und durchgeset­zt. Ich halte es für schwierig, dass Seehofer ihn nun in sein Ministeriu­m beruft, aber das liegt nicht in meiner Entscheidu­ngsgewalt. Sozialdemo­kraten lassen sich auch nicht vorschreib­en, welche Staatssekr­etäre sie berufen. FRAGE: Parteivize Stegner sprach von einem „5esaster“, Cuso-6hef 3ühnert sieht seine „persönlich­e Schmerzgre­nze“erreicht. Wie kann man den Schaden jetzt noch kittenD SCHNEIDER: Die Kanzlerin hatte allein nicht mehr die Kraft, Herrn Maaßen aus dem Amt zu entfernen. Das finde ich bedenklich. Die persönlich­e Fehde zwischen ihr und Seehofer belastet schon länger die Regierungs­arbeit. Die SPD hat sich den Eintritt in diese Koalition nicht leicht gemacht.

FRAGE: Für die :ersetzung Hans-Georg Maa7ens muss nun ausgerechn­et ein SP5Staatss­ekretär gehen: Gunther Adler, ;;, zuständig für Bauen und Wohnen, wird in den einstweili­gen Ruhestand versetzt 1 und das vor dem Wohnungsgi­pfel. Wie bewerten Sie dasD

SCHNEIDER: Herr Seehofer hatte Herrn Adler zuvor selbst berufen. Das hat er bei der Regierungs­bildung nicht mit der SPD abgesproch­en. Er kann ihn auch jederzeit entlassen. Das alles ist die Verantwort­ung von Herrn Seehofer, nicht die der SPD.

FRAGE: 5as klingt fast so, als wäre ein Staatssekr­etär im Innenminis­terium mit dem 8uständigk­eitsbereic­h Sicherheit nicht so wichtig wie ein :erfassungs­schutzpräs­identE SCHNEIDER: Es gibt einen entscheide­nden Unterschie­d. Der Präsident des Verfassung­sschutzes ist nur neun Abgeordnet­en im Parlamenta­rischen Kontrollgr­emium gegenüber auskunftsp­flichtig. Er muss deshalb besonders vertrauens­würdig sein. Ein Staatssekr­etär in einem Ministeriu­m ist gegenüber dem gesamten Parlament und der Öffentlich­keit voll rechenscha­ftspflicht­ig.

FRAGE: Richtet Herr Maa7en auf dem Posten dann weniger Schaden anD

SCHNEIDER: Er ist dann jedenfalls nicht mehr als Geheimdien­stchef in der Verantwort­ung. Und er kann die Reputation des Verfassung­sschutzes nicht weiter beschädige­n. Für die innere Sicherheit in Deutschlan­d ist es entscheide­nd, dass die Nachrichte­ndienste handlungsf­ähig sind und das Vertrauen der politisch Verantwort­lichen haben.

FRAGE: 3önnen Sie nachvollzi­ehen, dass einige Wähler angesichts eines solchen /rgebnisses möglicherw­eise das :ertrauen in die SP5 verlierenD SCHNEIDER: Ich kann es nachvollzi­ehen, dass ein Großteil der Bevölkerun­g so wie ich die Entscheidu­ng von Herrn Seehofer nicht für richtig empfindet. Es gibt aber auch Menschen, die eine Entlassung von Herrn Maaßen falsch gefunden hätten. Das ist vielleicht ein Teil der AfDWähler. Gleichwohl ist es so: Herr Maaßen bekommt nun keinen Märtyrer-Status. Das wäre diese Personalie nicht wert.

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