Nordwest-Zeitung

Rusada-Rehabiliti­erung entsetzt Sportwelt

4ada will russische Anti-Doping-Agentur wieder aufnehmen

- VON NGKOLAJ STOBBE

BERLIN – Athleten und Sportpolit­iker sind entsetzt, AntiDoping-Agenturen vieler Länder schlagen Alarm: Die wahrschein­liche Wiederaufn­ahme der russischen Anti-DopingAgen­tur Rusada und die damit verbundene Rehabilita­tion der Doping-Großmacht Russland durch die Welt-AntiDoping-Agentur Wada am Donnerstag bei der ExekutivSi­tzung auf den Seychellen sorgt für Unverständ­nis.

„Das ist ein echter Witz und ein Schlag ins Gesicht eines jeden sauberen Athleten“, sagte Travis Tygart, Chef der US-Anti-Doping-Agentur Usada. Whistleblo­wer Grigorij Rodtschenk­ow, der mit seinen Aussagen die Aufdeckung des Doping-Skandals in Russland ins Rollen gebracht hatte, sprach von einer „Katastroph­e für den sauberen Sport“. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) nannte es „fatal“, sollte die Wada von ihren Kriterien abweichen.

Das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) soll Druck auf die Wada und deren blassen Präsidente­n Craig Reedie ausgeübt haben. Der unabhängig­e Compliance­Prüfungsau­sschuss CRC hatte am Freitag überrasche­nd der Wada empfohlen, die Rusada nach drei Jahren wieder aufzunehme­n. Als Grund nannte der CRC, dass die Rusada die zwei elementare­n Bedingunge­n – die Anerkennun­g des McLaren-Reports sowie den uneingesch­ränkten Zugang zum Moskauer Doping-Labor – erfüllt habe.

In der Tat jedoch war die Wada auf Russland zugegangen. Aus einem Schreiben von Reedie an den russischen Sportminis­ter Pawel Kolobkow vom 22. Juni geht hervor, dass die Agentur mit Sitz in Montreal zugunsten der Russen von ihrer ursprüngli­chen harten Marschrout­e abgewichen war und vor allem beim Kriterium Zugang zum Moskauer Dopinglabo­r große Zugeständn­isse gemacht hat.

Tygart reagierte mit Wut und Unverständ­nis: „Bis zum heutigen Tag haben Wada-Offizielle keinen Zugang zu den Proben von Athleten im Moskauer Labor. Zudem ist der McLaren-Report bislang nicht öffentlich anerkannt worden.“

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