EU ehrt Engagement aus Oldenburg
Europäischer Bürgerpreis für Förderverein Sozialklinik Kalamata
OLDENBURG – Dass sein Engagement für Menschen in Griechenland ihn bis nach Berlin und Brüssel führen würde, hatte Joachim Sohns nicht erwartet. Der von ihm gegründete Förderverein der Sozialklinik Kalamata wird mit dem Europäischen Bürgerpreis 2018 ausgezeichnet. Nominiert wurde der Verein von dem Europa–Abgeordneten Tiemo Wölken (SPD). Anfang nächster Woche bekommt Sohns die Ehrung zusammen mit drei anderen deutschen Preisträgern in Berlin überreicht, im Oktober wird er noch einmal zusammen mit allen europäischen Preisträgern in Brüssel ausgezeichnet.
Seit Januar 2016 ist der heute 13 Mitglieder umfassende “Verein zur Förderung der Sozialklinik Kalamata/ Griechenland“aktiv. „Ich habe damals im Zuge der großen Griechenland–Krise nach Möglichkeiten gesucht, den betroffenen Menschen vor Ort zu helfen“, erzählt Joachim Sohns. So erfuhr er von der Sozialklinik in Kalamata. In dem Ort an der Südküste des Peloponnes wurde im Mai 2012 auf Initiative der regionalen Ärztekammer in einem früheren Schwesternwohnhandlungsmaterial heim ein Krankenhaus eröffnet, das sozial benachteiligten Menschen eine medizinische Versorgung ermöglichen soll.
Die Nachfrage dafür ist ungebrochen, denn auch wenn es hierzulande aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden ist, sind die Zustände im Land nach wie vor dramatisch. Die Arbeitslosenquote beträgt 20 Prozent, bei Jugendlichen das Doppelte. „Griechenland hat nicht so ein dichtes soziales Netz wie wir“, erklärt Sohns. „Nach einem Jahr Arbeitslosigkeit verlieren die Menschen jegliche Unterstützung und sind auch nicht mehr krankenversichert. Zudem kommen auch immer mehr Versicherte in die Klinik, die sich die in Griechenland geltenden 25 Prozent Selbstbeteiligung an Medikamenten und Facharztdiensten nicht mehr leisten können.“Auch Eltern, die sich keine Impfungen für ihre Kinder leisten können, bekommen in der Sozialklinik Hilfe.
Der Europäische Bürgerpreis ist ist ein reiner Ehrenpreis und nicht mit Geld dotiert. „Wir könnten dort ja auch Spenden sammeln, mal sehen, wie das ankommt“, sagt Vereinsvorstand Willi Lüpkes. Rund 14000 Euro hat der Verein seit seiner Gründung gesammelt. Dafür wurden Medikamente und Be- für die Klinik gekauft. „Die Spenden kommen zu 100 Prozent der Klinik zugute“, betont Sohns. „Infomaterial oder Veranstaltungen bezahlen wir aus eigener Tasche.“So nutzen Joachim Sohns und Willi Lüpkes, der im Verein für Kontakte mit Gewerkschaften zuständig ist, die Reisen nach Berlin und Brüssel vor allem für Öffentlichkeitsarbeit. „Uns geht es auch nicht nur um das Geld“, sagt Sohns. „Wir wollen vor allem auch wieder ein Bewusstsein für die Situation der Griechen schaffen. Und dafür, dass innerhalb eines vereinten Europa auch Verantwortung für einender übernommen werden muss. Die EU muss auch eine soziale Union sein, in der nicht alles auf Kosten der Bevölkerung läuft.“
Ein Bewusstsein dafür schafft der Verein auch mit eigenen Veranstaltungen wie etwa Vorträgen von Experten zum Thema. Im Januar plant der Verein dafür eine ganz neue Variante: Eine Lesung aus dem Buch „Die ganze Geschichte“des ehemaligen griechischen Finanzministers Sanis Varoufakis mit Schuspielern der Bremer Shakespeare Company.
@ foerderverein-sozialklinikkalamata.de