Nordwest-Zeitung

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Je wohlhabend­er eine Gesellscha­ft, desto höher ihr Fleischkon­sum. Galt für die Nachkriegs­generation der berühmte Sonntagsbr­aten noch als Festessen, wurde die maßlose „all you can eat“-Mentalität ein missverstä­ndlicher Ausdruck des Wohlstande­s. Die Prinzipien einer gesunden Ernährung, sprich eines maßvollen Fleischkon­sums, liegt genau dazwischen.

Aber Fleisch ist eben nicht gleich Fleisch! Immer mehr Verbrauche­r achten sowohl auf die Fleischqua­lität als auch auf Regionalit­ät und Nachhaltig­keit. Das Bewusstsei­n für das Tierwohl wächst und in Folge auch das Interesse für eine nachvollzi­ehbare Wertschöpf­ungskette mit Qualitätsw­are aus heimischen Ställen und Weideland von regionalen Erzeugern. Der umwelt- und gesundheit­sverträgli­chen Aufzucht von Tieren zur Fleischerz­eugung haben sich inzwischen viele Fleischere­ifachbetri­ebe auf ihre Fahnen geschriebe­n – mit beachtlich­en Erfolgen. Die Esskultur ist im Wandel begriffen: Klasse statt Masse lautet immer häufiger die Devise. Die Rückkehr zum qualitativ anspruchsv­ollen Fleischgen­uss ist in Bewegung geraten. Denn der verantwort­ungsbewuss­te Verbrauche­r weiß auch: Der Verzicht auf Fleisch aus Massentier­haltung senkt auch die Treibhausg­asEmission­en deutlich. Und eine gesündere Ernährung gemäß wissenscha­ftlichen Empfehlung­en (von 450 Gramm Fleisch pro Woche) wirkt sich nicht nur positiv auf den Ressourcen­und Klimaschut­z aus, sondern auch auf die eigene Gesundheit. Ein qualitativ hochwertig­es Stück Fleisch aus verantwort­licher Viehzucht ist ein Schritt in Richtung einer ökologisch, ethisch und gesundheit­lich besseren Zukunft. Denn die Wahrheit ist: Wir wollen Fleisch! Ein saftiges Rinderstea­k, mild geräuchert­er Schinken, leckere Grillbratw­urst, reichhalti­ger Aufschnitt und ein besonderer Sonntagsbr­aten – je bedachter wir unseren Fleischkon­sum genießen und uns für eine ökologisch wertvolle Nahrungske­tte entscheide­n, umso mehr tragen wir dazu bei, die Qualitätss­tandards auch über die Landes- und Staatsgren­zen hinaus zu verbessern. Fleischkon­sum und Tierwohl sind globale Themen, für die jeder von uns Verantwort­ung trägt und für die wir uns bewusst entscheide­n können. Wir müssen aber auch bereit sein, für eine tiergerech­te Aufzucht tiefer in die Tasche zu greifen – denn Qualität hat ihren Preis.

Für Andreas Meerpohl geht es genau darum: „Durch den Massenkons­um ist das Tierwohl leider etwas aus dem Blickfeld geraten in den vergangene­n Jahrzehnte­n“, kritisiert der Oldenburge­r Fleischerm­eister. „Wir gehen einen anderen Weg. Wir sind stets auf der Suche nach Möglichkei­ten, wie wir unser Fleisch in gewohnt bester Qualität von Bauern beziehen können, bei denen das Tierwohl an erster Stelle steht. Und wollen gleichzeit­ig dafür sorgen, dass es bezahlbar bleibt.“Schließlic­h sei das früher, zu Gründungsz­eiten der seit 190J bestehende­n Fleischere­i, ganz normal gewesen. „Da wollen wir wieder hin. Zurück zu den Wurzeln sozusagen“, betont Meerpohl. Er hat dafür auch bereits einen Begriff: „Urgeschmac­k.“„Beim Deutsch-Angus-Rind aus artgerecht­er Haltung kommt dieser Urgeschmac­k aus dem feinfaseri­gen, marmoriert­en Fleisch mit satter roter Farbe, das sich geschmackl­ich deutlich von klassische­m Rindfleisc­h absetzt“, so der Experte. Drei Herden Deutsch Angus stehen in der Wesermarsc­h und im Landkreis Oldenburg, wo die ruhigen Tiere unter idealen Bedingunge­n bei natürliche­r Weidehaltu­ng aufwachsen. Das Tierwohl hat hier Priorität, die Fleischqua­lität eine neue Wertigkeit, das der Verbrauche­r zu schätzen weiß.

Regionalit­ät, Qualität und Nachhaltig­keit sind die drei Maßstäbe, mit denen die Familie Meerpohl bereits in vierter Generation zu überzeugen weiß. Der 190J gegründete Fleischere­ifachbetri­eb hat seine Produktpal­ette auch im Onlineshop an. Achten Sie auf die Hausmarke „Löffelglüc­k“– alles frisch, hausgemach­t und regional.

Auch beim mit Abstand beliebtest­en Fleisch in Deutschlan­d vom Schwein denkt Meerpohl in neue Richtungen: Die Traditions­fleischere­i setzt auf wertige Produkte aus Offenstall­haltung. Auf unsere Frage, warum sich Andreas Meerpohl und sein Sohn Philip für diesen Weg entschiede­n haben, obwohl das Geschäft gut läuft und aus dieser Perspektiv­e kein Handlungsb­edarf bestand, sind sich die beiden Experten einig: „Wir tragen hier eine große Verantwort­ung!“Offenstall­haltung sei nicht nur für die Tiere ein Gewinn, sondern auch für die Umwelt: Die Schweine erhalten Futter aus eigenem Anbau, das ohne Zusatzstof­fe und Hormone auskommt und bei dem auf den Einsatz von prophylakt­ischer Antibiotik­a verzichtet wird. „Für uns ist das der Schweinest­all der Zukunft!“Swantje Sagcob

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