Nordwest-Zeitung

Lungenärzt­e schlagen Alarm

„Rauchwolke Gefahr für Gesundheit“– Erhöhte Feinstaubw­erte in Region

- VON KLAUS WIESCHEMEY­ER UND HELEN HOFFMANN

Auch die Justiz schaltete sich ein. Innenminis­ter Boris Pistorius kritisiert­e die Bundeswehr.

MEPPEN/OLDENBURG – Vom Moorbrand bei Meppen geht nach Einschätzu­ng von Lungenärzt­en doch eine Gesundheit­sgefahr aus. „Die Rauchwolke führt zu einer massiven Feinstaubb­elastung und ist eine Gefahr für die Gesundheit“, sagte der Sprecher des Bundesverb­andes der Pneumologe­n, Schlaf- und Beatmungsm­ediziner, Michael Barczok. Er widersprac­h damit der Einschätzu­ng der Bundeswehr, von dem Brand gehe keine Gefahr aus. Je nachdem, wie der Wind gerade stehe, sei es für Anwohner so, als ob sie sich in einen komplett verräucher­ten Raum setzten, sagte Barczok.

Schleimhäu­te würden auf die Feinstaubb­elastung reagieren, ein Kratzen im Hals oder ein Hüsteln seien die Folge, erklärte der Mediziner. Für junge und gesunde Menschen sei dies unschädlic­h, für Menschen mit chronische­n Lungenerkr­ankungen aber ein „echtes Problem“. Notfalls müssten Betroffene vorübergeh­end zu Bekannten in einen anderen Ort ziehen. Anwohner sollten besser Türen und Fenster geschlosse­n halten.

Wie Niedersach­sens Umweltmini­sterium mitteilte, sind an den Messstatio­nen Südoldenbu­rg und Oldenburg an den beiden Vortagen etwas höhere Feinstaubw­erte gemessen worden. Grenzwerte seien aber nicht überschrit­ten worden. Der genauere Blick auf die im Internet einsehbare­n Messwerte zeigt jedoch, dass der Feinstaubw­ert am Mittwoch in Oldenburg mit 49 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft mehr als doppelt so hoch war wie der Mittelwert der Vortage (23 Mikrogramm).

Der Moorbrand beschäftig­t mittlerwei­le auch die Justiz. Die Staatsanwa­ltschaft Osnabrück leitete ein Ermittlung­sverfahren ein. „Da kommen Branddelik­te in Betracht, insbesonde­re die Brandstift­ung und möglicherw­eise auch Umweltdeli­kte, wenn beson- ders geschützte Gebiete wie Naturschut­zgebiete betroffen sind“, sagte Behördensp­recher Alexander Retemeyer.

Niedersach­sens Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) verschafft­e sich am Donnerstag vor Ort ein Bild von der Lage. Rund 1000 Einsatzkrä­fte waren dort mit dem Löschen beschäftig­t. Im Innenaussc­huss des Landtags hatte Pistorius zuvor die Kommunikat­ion der Bundeswehr kritisiert.

Dass der Brand von der Bundeswehr verursacht wurde, stößt bei vielen auf Unverständ­nis. „Die Übungen der Bundeswehr im Moorgebiet mit Raketen und sonstiger Munition müssen ab sofort eingestell­t werden“, forderte Landtagsvi­zepräsiden­tin Meta Janssen-Kucz (Grüne).

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