Lungenärzte schlagen Alarm
„Rauchwolke Gefahr für Gesundheit“– Erhöhte Feinstaubwerte in Region
Auch die Justiz schaltete sich ein. Innenminister Boris Pistorius kritisierte die Bundeswehr.
MEPPEN/OLDENBURG – Vom Moorbrand bei Meppen geht nach Einschätzung von Lungenärzten doch eine Gesundheitsgefahr aus. „Die Rauchwolke führt zu einer massiven Feinstaubbelastung und ist eine Gefahr für die Gesundheit“, sagte der Sprecher des Bundesverbandes der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner, Michael Barczok. Er widersprach damit der Einschätzung der Bundeswehr, von dem Brand gehe keine Gefahr aus. Je nachdem, wie der Wind gerade stehe, sei es für Anwohner so, als ob sie sich in einen komplett verräucherten Raum setzten, sagte Barczok.
Schleimhäute würden auf die Feinstaubbelastung reagieren, ein Kratzen im Hals oder ein Hüsteln seien die Folge, erklärte der Mediziner. Für junge und gesunde Menschen sei dies unschädlich, für Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen aber ein „echtes Problem“. Notfalls müssten Betroffene vorübergehend zu Bekannten in einen anderen Ort ziehen. Anwohner sollten besser Türen und Fenster geschlossen halten.
Wie Niedersachsens Umweltministerium mitteilte, sind an den Messstationen Südoldenburg und Oldenburg an den beiden Vortagen etwas höhere Feinstaubwerte gemessen worden. Grenzwerte seien aber nicht überschritten worden. Der genauere Blick auf die im Internet einsehbaren Messwerte zeigt jedoch, dass der Feinstaubwert am Mittwoch in Oldenburg mit 49 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft mehr als doppelt so hoch war wie der Mittelwert der Vortage (23 Mikrogramm).
Der Moorbrand beschäftigt mittlerweile auch die Justiz. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück leitete ein Ermittlungsverfahren ein. „Da kommen Branddelikte in Betracht, insbesondere die Brandstiftung und möglicherweise auch Umweltdelikte, wenn beson- ders geschützte Gebiete wie Naturschutzgebiete betroffen sind“, sagte Behördensprecher Alexander Retemeyer.
Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) verschaffte sich am Donnerstag vor Ort ein Bild von der Lage. Rund 1000 Einsatzkräfte waren dort mit dem Löschen beschäftigt. Im Innenausschuss des Landtags hatte Pistorius zuvor die Kommunikation der Bundeswehr kritisiert.
Dass der Brand von der Bundeswehr verursacht wurde, stößt bei vielen auf Unverständnis. „Die Übungen der Bundeswehr im Moorgebiet mit Raketen und sonstiger Munition müssen ab sofort eingestellt werden“, forderte Landtagsvizepräsidentin Meta Janssen-Kucz (Grüne).