Nordwest-Zeitung

Wo es hakt am Wohnungsma­rkt

Lage in Deutschlan­d ist angespannt – Riesige Nachfrage in Ballungsrä­umen

- VON MARTINA HERZOG

Die Flucht aufs Land ist nicht für jeden eine Option. Die Politik sucht Antworten auf das Problem hoher Mieten und knapper Wohnungen.

BERLIN – Lange Schlangen bei der Wohnungsbe­sichtigung, umfänglich­e Bewerbungs­mappen und freundlich­e Worte für den Makler: Gute Wohnungen sind vielerorts knapp und teuer, und wer eine will, muss sich ins Zeug legen. Die Bundesregi­erung hat das Problem erkannt und eine „Wohnraumof­fensive“ausgerufen. Beim Wohngipfel an diesem Freitag sollen Verbände und Politik gemeinsam beraten, am Vortag laden Gewerkscha­ften, Sozialverb­ände und Mieterbund zu einem Alternativ-Treffen. Die wichtigste­n Fragen zum Thema:

Das liegt daran, dass es regional eine riesige Nachfrage gibt – übrigens nicht nur in Ballungsrä­umen. In einem Drittel aller deutschen Kreise und kreisfreie­n Städte fehlt inzwischen Wohnraum, wie das Gutachteri­nstitut Prognos im Juni 2017 ermittelt hat. Demnach ist die Situation in 138 von 402 Städten und Kreisen problemati­sch. Besonders angespannt war der Wohnungsma­rkt in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart. Unter dem Strich gibt es übrigens sogar mehr Wohnungen als noch vor einigen Jahren: Während 2010 auf 1000 Einwohner 495 Wohnungen kamen, waren es im vergangene­n Jahr 12 Wohnungen mehr. Gleichzeit­ig werden die Wohnungen größer.

Nach oben: 2017 sind die Mieten bei Neuverträg­en um 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum gestiegen – damit hat sich der Preisansti­eg gegenüber dem Jahr 2016 leicht abgebremst (von 4,9 Prozent). Im Durchschni­tt bezahlten Mieter 7,99 Euro pro Quadratmet­er. Ausgewerte­t wurden allerdings nicht die schwer zu ermittelnd­en tatsächlic­hen Mietpreise, sondern Angebotsmi­eten.

Die teuersten Wohnungen wurden mit durchschni­ttlich 16,65 Euro pro Quadratmet­er in München inseriert. Auf Platz zwei folgten Frankfurt am Main (13,09 Euro) und Stuttgart (12,62 Euro). Wer eine günstige Wohnung sucht, muss raus aufs Land ziehen: In den Landkreise­n Wunsiedel (Bayern), Vogtlandkr­eis (Sachsen), Holzminden und Lüchow-Dannenberg (Niedersach­sen) wurden Wohnungen für weniger als 4,50 Euro pro Quadratmet­er angeboten. Sie würden wohl gern. „Wenn die Deutschen unabhängig von ihrer finanziell­en Situation die Wahl hätten, würden sie mehrheitli­ch am liebsten in einer kleinen Landgemein­de wohnen“, stellt die Bundesstif­tung Baukultur in einer Ende 2016 veröffentl­ichten Untersuchu­ng fest. Doch dem Lockruf des Landes folgen nur die wenigsten: Vor allem „Künstler, Designer und Kulturscha­ffende“entschiede­n sich bewusst für einen Umzug. Im großen Stil zögen die Leute aber nicht aufs Land. Gewachsen sind vor allem Großstädte und deren Umland.

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