Beharrliche Bakterien belasten Gewässer
Zwischenbericht liegt vor – Zwischenahner Meer und Thülsfelder Talsperre unbedenklich
|n 80 Stellen wurden Proben entnommen. Es gebe keinen Anlass zur Sorge, aber der Einsatz von Antibiotika müsse reduziert werden, betont Umweltminister Lies.
HANNOVER – Aus der Hunte bei Oldenburg, aus dem Zwischenahner Meer im Ammerland, aus der Soeste und der Thülsfelder Talsperre im Kreis Cloppenburg, aus der Brookbäke bei Wildeshausen, aus dem Braker Sieltief (Wesermarsch), aus dem Jadebusen, aus der Kanalisation unterhalb einer Klinik in Osnabrück, aus der Hase in Osnabrück – landesweit wurden an 80 Standorten Proben gezogen, um einen Überblick darüber zu bekommen, wie stark unsere Gewässer mit multiresistenten Bakterien belastet sind.
Infektionen durch Bakterien lassen sich meist gut mit Antibiotika behandeln. Einige Bakterien sind jedoch unempfindlich gegenüber vielen Antibiotika, bei ihnen schlägt eine Behandlung nicht an.
Die wichtigsten Ergebnisse der ersten Zwischenanalyse im Überblick:
■ Die meisten antibiotischen Substanzen wurden in den Kläranlagenzu- und -abläufen festgestellt.
■ An den Hintergrund- und Küstenmessstellen sowie in Seen, die wie das Zwischenahner Meer oder die Thülsfelder Talsperre auch Badegewässer sind, konnten keine oder nur geringe Konzentrationen der untersuchten Antibiotikarückstände nachgewiesen werden.
■ Am häufigsten konnten Antibiotikagruppen nachgewiesen werden, die in der Humanund Veterinärmedizin zum Einsatz kommen.
■ Das in der Krankenhaushygiene viel diskutierte Bakterium MRSA (Methicilin-resistente Staphylococcus aureus) konnte nicht nachgewiesen werden.
■ Bakterienstämme mit Resistenzen gegen drei Antibiotikaklassen (3MRGN) wurden an verschiedenen Untersuchungsstellen gefunden. Die Funde von dreifach resistenten Bakterien und die Konzentrationen von Antibiotikarückständen in der Kanalisation hinter einem Osnabrücker Klinikum sowie im Bereich von Kläranlagen waren höher als an anderen Stellen.
■ Bakterienstämme, die gegen vier Antibiotikaklassen (4MRGN) resistent sind, wurden nur selten gefunden.
Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) bezeichnete die vorläufigen Ergebnisse des landesweiten Sondermessprogramms als „Spiegelbild des Antibiotikaeinsatzes in der Human- und Veterinärmedizin“. Es sei wichtig, Antibiotika so weit wie möglich zu reduzieren, sagte Lies bei der Vorstellung der Zwischenergebnisse in seinem Ministerium in Hannover. Die Ergebnisse seien kein Anlass zur Besorgnis, aber auch kein Grund, nicht zu handeln. „Jetzt müssen wir schauen, wo wir nachbessern können, wo wir Antibiotika reduzieren können. Jede Form der Reduzierung ist wichtig und muss von uns vorangebracht werden.“
Die Untersuchungen stellten bisher nur Stichproben dar. „Nach Vorliegen der endgültigen Ergebnisse werden wir auch intensiv daran arbeiten, wie diese Ausbreitung direkt an den Quellen etwa in Krankenhäusern reduziert werden kann“, betonte Lies.
Wichtig seien auch einheitliche Standards für eine Risikobewertung, „und damit Überlegungen dazu, welche Konzentrationen tolerierbar sind und welche nicht.“