Baumann rüffelt Bremen-Fans
Sportchef kritisiert Pfiffe – Sahin Kandidat für Startelf in Augsburg
Dass die Anhänger gegen Nürnberg das Team auspfiffen, kann Baumann nicht nachvollziehen. Ein Grund ist die gestiegene Erwartungshaltung.
BREMEN – Eines konnte man sich bei Werder Bremen auch in den sportlich schwierigen und oft enttäuschenden vergangenen Jahren stets gewiss sein: der bedingungslosen Unterstützung der Fans. Egal, wie tief das Team im Keller der Fußball-Bundesliga festsaß, die Anhänger standen zu ihren Jungs und gaben ihnen in den prekärsten Situationen mit besonderen Aktionen sogar noch einen Schub.
Umso überraschender war es, dass nach dem 1:1 gegen den 1. FC Nürnberg und sogar während der Partie, als Werder noch 1:0 führte, zahlreiche Pfiffe im Weserstadion zu hören waren. Es war wohlgemerkt erst der dritte Spieltag, Werder ist noch unbesiegt und steht mit fünf Punkten auf einem guten siebten Platz.
„Mich hat die Reaktion während des Spiels gestört“, kritisierte Sportchef Frank Baumann am Donnerstag auf der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel an diesem Samstag (15.30 Uhr) beim FC Augsburg. Dass die Fans enttäuscht seien, wäre okay, aber vor allem die Pfiffe, die trotz der Führung bei Bremer Rückpässen deutlich zu vernehmen waren, missfielen dem früheren Profi: „So etwas hilft uns nicht, das verunsichert vielleicht den einen oder anderen jungen Spieler.“
Woher aber kommt diese neue Ungeduld? Rührt sie aus den Europapokal-Ambitionen, die Baumann selbst vor der Saison ausgesprochen hat? „Es hat etwas mit der Erwartungshaltung zu tun“, erklärte der Sportchef, „die haben wir, das weiß ich, selbst befeuert.“Er setze aber darauf, dass dies nicht zu einem Stimmungswandel im Weserstadion führe: „Ich hoffe, dass unsere Fans die Situation realistisch einschätzen können und uns in den kommenden Spielen in schwierigen Situa- tionen wieder die Unterstützung geben können.“
In Augsburg dürfte der Support der härtesten Fans, die sogar in den Süden der Republik nachreisen, zumindest uneingeschränkt gesichert sein. Trainer Florian Kohfeldt spielt dabei mit dem Gedanken, Zugang Nuri Sahin zu seinem Startelf-Debüt zu verhelfen. „Er ist ein Spieler, der über unheimlich viel Ballkontrolle verfügt. Er kann auf der Sechs spielen, er ist der Typ spielender Sechser“, sagte der Coach und legte damit die Vermutung nahe, dass Philipp Bargfrede vor der Englischen Woche mit weiteren Partien gegen Berlin (Dienstag) und in Stuttgart (Samstag) eine Verschnaufpause erhalten könnte. Es gebe mehr als elf Stammspieler, es werde immer wieder zu Wechseln kommen, sagte Kohfeldt.
Die Augsburger sind ihrerseits mit vier Zählern in die Saison gestartet – und pflegen laut Kohfeldt einen ganz speziellen Stil. „Sie spielen aggressiv gegen den Ball und werden uns früh unter Druck setzen. Uns erwarten sehr viele Zweikämpfe und Pressingsituationen“, prophezeite der Trainer. Augsburg würde im Zweifel „weiträumige Bälle suchen, was gar nichts Negatives ist, weil das Teil ihres Plans ist“. Sein Team werde nicht so häufig wie gegen Nürnberg den Ball haben – und muss daraus dann mehr machen, als gegen den Club.