K.o. durch positive Dopingprobe
WM-Kampf von Manuel Charr geplatzt – 33-Jähriger beteuert Unschuld
Ende 2017 hatte Charr den WM-Titel des Verbandes WBA erkämpft. Am 29. September hätte er ihn verteidigen sollen.
KÖLN – Jetzt taucht auch noch Doping auf der langen Skandalliste des SchwergewichtsWeltmeisters Manuel Charr auf. Und das könnte für seine Box-Karriere tatsächlich den K.o.-Schlag bedeuten. Die Titelverteidigung des WBAChampions am 29. September in Köln gegen Pflichtherausforderer Fres Oquendo (Puerto Rico) ist geplatzt, weil Charr bei einer Trainingskontrolle in der A-Probe zwei verbotene Substanzen nachgewiesen wurden.
„Ich bin von der Nachricht total geschockt und weine nur noch“, sagte der 33-Jährige der Zeitung „Express“. Der Wahlkölner beteuerte auch bei seinem Haussender Sky, der den Titelkampf übertragen sollte und nun auf den Kosten sitzen bleibt, seine Unschuld: „Ich bin fassungslos. Ich schwöre, dass ich nichts eingenommen habe. Natürlich habe ich in der Vorbereitung Nahrungsergänzungsmittel eingenommen, aber nie etwas Verbotenes.“
Nach übereinstimmenden Medienberichten soll es sich bei den nachgewiesenen Substanzen um Epitrenbolon und Drostanolon handeln. Vorgenommen hatte die Kontrolle die Voluntary Anti Doping Association (Vada). „Das sind beides Anabolika.
Dan int absolutes HardcoreDoping. Bei Boxern steht dabei die Steigerung der Muskelkraft im Vordergrund“, sagte der Doping-Experte Fritz Sörgel der „Bild“-Zeitung.
Charr kündigte an, die BProbe öffnen zu lassen. Sein Management sprach in einer ersten Stellungnahme aber nur von der „Möglichkeit“, dies zu tun: „Promoter und Management sind schockiert und können sich nicht erklären, wie es zur positiven AProbe kommen konnte.“
Charr hatte schon bei seinem Titelgewinn im November 2017 gegen den Russen Alexander Ustinow für Aufregung gesorgt, als er sich als erster deutscher Schwergewichts-Weltmeister seit Max Schmeling feiern ließ (dieser Vergleich hinkt allerdings, da die WBA nur einer von mehreren Boxverbänden ist) und versicherte, im Besitz eines deutschen Passes zu sein. Dies stellte sich jedoch als Lüge heraus. Der Antrag des Syrers liegt auch wegen seiner nicht ganz gesetzestreuen Vorgeschichte auf Eis. „Was zählt ist, dass ich mich vom Herzen her als Deutscher fühle“, sagt er.
Die deutschen Boxfans schlossen Charr dennoch ins Herz, weil der „Koloss von Köln“eine schier unglaubliche Lebensgeschichte zu bieten hat. Er wuchs in Beirut/Libanon in sehr einfachen Verhältnissen mit sieben Geschwistern auf. Als er zwei Jahre alt war, wurde sein Vater im Bürgerkrieg getötet. 1989 floh die Familie nach Deutschland.