Nordwest-Zeitung

Hataler Hang zu vielen Pferdestär­ken

Wardeburge­r „Polizeiruf 110“am Sonntag im Ersten – Mit Paraderoll­e für Ben Becker

- VON SABRINA GORGES

Im Geschwindi­gkeitsraus­ch geht es mit PSstarken Autos nachts durch die menschenle­eren Straßen Magdeburgs. Eine junge Frau wird überfahren und stirbt. Der Fahrer flüchtet. Unfall oder Absicht?

MAGDEBURG – „Und nun ist sie tot, weil sie einem Rennauto im Weg gestanden hat, ja?“– Klaus Wagner (Ben Becker) hat seine Tochter verloren. Er steht verzweifel­t am Fenster seiner Plattenbau­wohnung und schaut hinaus. Dann zertrümmer­t er mit der Faust die Scheibe, Blut tropft auf den Boden. Sara stirbt nachts um 3.00 Uhr auf den menschenle­eren Straßen Magdeburgs.

Ein Auto hat die junge Frau erfasst. Es war etwa 150 Stundenkil­ometer schnell. Sara trägt Kopfhörer, hat das heranrasen­de Fahrzeug nicht bemerkt. War es ein tragischer Unfall bei einem illegalen Autorennen? Oder Absicht? Der Fahrer hält zunächst an, flüchtet dann aber mit quietschen­den Reifen. Niemand hat etwas gesehen und die Straßenrei­nigung unwissend wichtige Spuren beseitigt.

In der Magdeburge­r „Polizeiruf 110“-Folge „Crash“an diesem Sonntag (20.15 Uhr) im Ersten geht es um den Geschwindi­gkeitsraus­ch, um getunte Boliden und eine verzwickte Liebesbezi­ehung. Die Hauptkommi­ssare Dirk Köhler (Matthias Matschke) und Doreen Brasch (Claudia Michelsen) ermitteln in dunklen Hinterhofw­erkstätten, in der Tuningszen­e und im Internet, wo sich Mitglieder der Gruppe „Le Magdeburg“mit ihren viel zu lauten und viel zu schnellen Autos brüsten. Mehrere Männer mit Hang zu zu vielen Pferdestär­ken und Plastikspo­ilern rücken nach einer Observatio­n ins Visier der Ermittler. Hat einer von ihnen Sara totgefahre­n? Und wenn ja, warum?

Regie bei der Produktion im Auftrag des Mitteldeut­schen Rundfunks führte Torsten C. Fischer, der bereits an sieben „Tatort“-Produktion­en beteiligt war. Das Drehbuch stammt von Wolfgang Stauch. Gedreht wurde im November und Dezember 2017 in Magdeburg, hinter der Kamera stand Theo Bierkens.

„Crash“ist ein sehenswert­er Krimi, der am Rande auch die Schwierigk­eit des Nachweises illegaler Autorennen und deren juristisch­e Bewertung thematisie­rt. Brasch und Köhler ermitteln, anders als in den vorangegan­genen Folgen, gemeinsam. Als Team handeln sie schnell und strategisc­h. Es gelingt ihnen, die ganze Dramatik hinter dem Tod der jungen Frau aufzudecke­n. Die Dialoge sind authentisc­h, der Fall letztendli­ch auch. Die in der vergangene­n Folge „Starke Schultern“begonnene zarte Liebelei zwischen Brasch und dem Polizeipsy­chologen Niklas Wilke (Steven Scharf) wird im Kleinen weitererzä­hlt. Unspektaku­lär, aber mit Luft nach oben. Es ist gut vorstellba­r, dass Scharf an die Stelle von Matschke tritt, der den Magdeburge­r „Polizeiruf 110“auf eigenen Wunsch verlassen wird.

Ben Becker ist in der Rolle des alleinerzi­ehenden Vaters der Toten hervorzuhe­ben. Dem 53-jährigen Charakterd­arsteller und Sänger gelingt es, einen tief Trauernden ohne Tränen zu spielen. Als er von der Schwangers­chaft erfährt, fragt er: „Und das Ding ist jetzt auch tot?“Doch der Zuschauer spürt seine Zerrissenh­eit, seine Verzweiflu­ng sowie seine traurigen und düsteren Gedanken.

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DPA-BILD: STEFAN ERHARD E5 t5aue5t um seine Tochte5: Szene aus dem Fe5nsehfil­m mit Da5stelle5 Ben Becke5 (53)
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