BVB-Fans stellen sich ins Abseits
Club bittet für Hass-Banner gegen Mäzen Hopp um Entschuldigung
Die Eskalation des Streits hatte sich angedeutet. Dem BVB ist das peinlich, die Wirkung des Clubs auf die Anhängerschaft ist aber begrenzt.
SINScEIM – Die TSG Hoffenheim spricht nach dem Fadenkreuz-Plakat von Dortmunder Fans gegen Dietmar Hopp von einem „Mordaufruf“und appelliert an den deutschen Fußball, Hass und Hetze entgegenzutreten. Derweil bat BVB-Boss Hans-Joachim Watzke für das Verhalten seiner Anhänger zu Beginn des Bundesliga-Spiels am Samstag (1:1) um Entschuldigung. Mit wüsten Protesten hatten BVB-Anhänger in ihrem zehn Jahre anhaltenden Dauerstreit mit Hopp für einen Eklat gesorgt.
„Mit tiefer Erschütterung haben wir die Anfeindungen gegen Dietmar Hopp erlebt. Wir verurteilen diese auf das Schärfste“, heißt es in dem am Sonntag veröffentlichten offenen Brief der Hoffenheimer Geschäftsführung. Die Mitteilung richtete sich „an die Clubs, Gesellschaften und Vereine der 1. und 2. FußballBundesliga, an den Deutschen Fußball-Bund, an die Deutsche Fußball Liga, an die Fußballfans in Deutschland“.
Borussia-Fans hatten in der Sinsheimer Arena ein „Hasta la vista, Hopp“-Banner über einem großen Teil des Gäste-Blocks ausgerollt. Darauf war ein Konterfei von Hopp hinter einem Fadenkreuz zu sehen. Ein ähnliches Plakat, nur wesentlich kleiner, hatte vor zehn Jahren schon einmal für Aufsehen gesorgt.
„Ich möchte im Namen von Borussia Dortmund Dietmar Hopp um Entschuldigung bitten. Das ist nicht zu akzeptieren“, teilte Watzke als BVB-Geschäftsführer mit und kündigte eine persönliche Entschuldigung bei dem 78Jährigen an. Hopp selbst wollte nach dem Spiel, in dem Hoffenheims Joelinton (44. Minute) sowie Dortmunds Christian Pulisic (84.) die Tore schossen, „nix“sagen.
„Denjenigen, die gestern mit unverhohlenem Hass und Hetze bis hin zu einem Mordaufruf nicht nur die Werte des Fußballs verraten, sondern eindeutig gegen Recht und Gesetz verstoßen haben, müssen wir entschieden entgegentreten: Vereine, Verbände, Verantwortliche, Spieler und Fans“, forderte die TSG Hoffenheim. Hintergrund der Proteste ist der Strafantrag des Milliardärs gegen mehr als 30 BVB-Fans. Der Mäzen hatte sich juristisch gegen Schmähgesänge aus dem Dortmunder Block zur Wehr gesetzt, die es in der Partie in der Vorsaison gegeben hatte. Gleichzeitig galt ein Hausund Betretungsverbot für die Beschuldigten rund um das Spiel. Die Anhänger quittierten dies am Samstag auch mit weiteren deftigen Plakaten, zudem gab es die üblichen Schmähgesänge.
Hopps Vorgehen war in der Vorwoche bekannt geworden. Die Beschuldigten konnten aufgrund von Videomaterial identifiziert werden. „Sollte Hopp tatsächlich glauben, er könne uns mit Verboten mundtot machen, zeigen wir ihm am Samstag, wie falsch er damit liegt“, teilte das Dortmunder Fanbündnis Südtribüne am Freitag mit.
„Wir haben in dieser Woche versucht zu deeskalieren und mit allen Parteien gesprochen“, erklärte Watzke: „Leider waren wir nicht erfolgreich. So ein Verhalten entspricht in keiner Weise den Werten von Borussia Dortmund!“TSG-Coach Julian Nagelsmann sagte: „Man spricht immer davon, dass sich der Fußball von den Fans wegbewegt, vielleicht sollten sich auch die Fans wieder mehr zum Fußball hinbewegen.“