Doppelte Überraschung bei Bischofswahl
Keiner der beiden Bewerber erhält die notwendige Dreiviertel-Mehrheit der Synode
Am kommenden Samstag ist ein dritter Wahlgang nötig. Bei dem müssen dann 31 Stimmen für die Wahl erreicht werden.
OLDENBURG – Damit hatte offenbar niemand gerechnet. Betretene Stille herrschte am Samstagnachmittag plötzlich im Gemeindehaus an der St.-Johannes-Kirche im Oldenburger Stadtteil Kreyenbrück. Oder war es so etwas wie Schockstarre? Oder Verlegenheit? Jedenfalls mochte niemand etwas sagen.
Eine hohe Hürde
Es war kurz nach zwei Uhr, als der Synode der evangelischen Kirche im Oldenburger Land das Ergebnis des ersten Wahlgangs der Bischofswahl mitgeteilt wurde. Synodenpräsidentin Sabine Blütchen hatte zuvor nach der Mittagspause die 58 anwesenden Mitglieder des Kirchenparlaments zur Abstimmung gebeten: Zur Wahl standen der Oldenburger Oberkirchenrat Thomas Adomeit (48), Vertreter im Bischofsamt der oldenburgischen Kirche, und Propst Dr. Dr. h.c. Johann Schneider (52) aus Halle, Re- gionalbischof des Propstsprengels Halle-Wittenberg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Dann die Lberraschung: Der heimliche Favorit, nämlich der heimische Kandidat Adomeit, lag plötzlich eindeutig zurück. 26 Stimmen gegen 32 Stimmen für Propst Schneider. Damit war Schneider allerdings noch nicht gewählt, weil im ersten und zweiten Wahlgang der Bischofswahl eine hohe Hürde genommen werden muss. Dreiviertel der Stimmen, also 44 von 58, wären notwendig gewesen.
Nach einer vom Bischofs- wahlgesetz vorgesehenen Pause von drei Stunden durfte dann ab 17.07 Uhr der zweite Wahlgang beginnen. Die Zeit bis dahin nutzten die Synodalen zu einer nichtöffentlichen Personaldebatte, auf die per Mehrheitsentscheid vor dem ersten Wahlgang verzichtet worden war.
Ohne Öffentlichkeit, aber wie später zu erfahren war, mit großer Intensität tauschten sich die 58 Mitglieder über die verschiedenen Aspekte der anstehenden Entscheidung aus, diskutierten Stärken und vermeintliche Schwächen der Kandidaten.
Beide hatten sich am Vormittag vor der Synode jeweils 15 Minuten vorgestellt, danach einen ebenso langen Vortrag zum vorgegebenen Thema „Als Bischof Kirche leiten...“gehalten und weitere 30 Minuten Fragen der Synodalen beantwortet.
Beide hinterließen einen guten Eindruck, demonstrierten deutlich ihre absolute Bischofsfähigkeit und erhielten freundlichen Applaus.
Zweite Überraschung
Später, nach der Lberraschung des ersten Wahlgangs, den informellen Pausengesprächen und der nichtöffentlichen Personaldebatte, die zweite Lberraschung des Tages: Im zweiten Wahlgang gab es ein deutlich umgekehrtes Ergebnis: Bei zwei Enthaltungen erhielt Thomas Adomeit 34 und Johann Schneider 22 Stimmen.
Die Folge: Am kommenden Samstag ist ein dritter Wahlgang nötig, bei dem 31 Stimmen für die Wahl erreicht werden müssen.