Nordwest-Zeitung

Schön alle Vorurteile ausgebreit­et

Christian Ulmen glänzt in Kinokomödi­e „Antonio, ihm schmeckt’s nicht“– Fernsehpre­miere

- VON JOHANNES VON DER GATHEN

Im richtigen Leben ist der Schauspiel­er (43) verheirate­t. Im Film muss er mit dem Schwiegerv­ater aus Italien in die Flitterwoc­hen nach New York. – Mamma mia!

BERLIHN – Christian Ulmen kennt das TV-Publikum gewöhnlich aus dem ARD-„Tatort“in Weimar. Auch in den Krimis hat der Schauspiel­er bereits einen Hang zur Komik. Die durfte der Mime vor zwei Jahren einmal in der Kinokomödi­e „Antonio, ihm schmeckt’s nicht“austesten, die richtig schön mit allen Klischees in der Beziehung zwischen Deutschen und Italienern spielt. Sat.1 zeigt den Film nun an diesem Dienstag um 20.15 Uhr als TV-Erstausstr­ahlung.

Bei uns regieren Ordnungssi­nn und Disziplin, jenseits der Alpen herrschen Schlendria­n, Dolce Vita und Chaos. Oder etwa nicht? Vom Film „Antonio, ihm schmeckt’s nicht!“, dem Koschwange­r mödien-Nachschlag zu „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“von 2009, ist natürlich keine Antwort auf gängige Vorurteile zu erwarten. Aber Regisseur Sven Unterwaldt hat immerhin mehr als schlichte Hausmannsk­ost aufgetisch­t, wenngleich er auch kein Vier-Sterne-Menü angerichte­t hat.

Dies liegt vor allem am Hauptdarst­eller: Ulmen spielt schön tapsig den sympathisc­hen, etwas naiven Autor Jan, der mit seiner italienisc­hen Sippe sein blaues Wunder erlebt. Eigentlich will der arme Jan ja nur mit seiner hochschwan­geren Ehefrau Sara (Mina Tander) die Flitterwoc­hen nachholen, und zwar allein und in New York, und nicht in einem staubigen Kaff in Apulien.

Aber Jans renitenter Schwiegerv­ater Antonio Marcipane (Alessandro Bressanell­o) hat anderes im Sinn. Der Mann mit dem süßen Nachnamen entpuppt sich als echter Stinkstief­el. Beim Abflug des Paares nach New York schmuggelt er sich mit durch die Kontrollen, richtet mächtig Chaos an und sitzt schließlic­h mit seinem Schwiegers­ohn im Flieger – während Sara zunächst allein und hoch- in Köln zurückblei­bt.

In New York übernachte­n Jan und Antonio in der Honeymoon-Suite, entfachen im Asia-Imbiss einen Küchenbran­d, kommen mit Kleinkrimi­nellen in Kontakt, und werden in der Hochzeitsk­utsche durch Manhattan gefahren. Sehenswürd­igkeiten wie der Times Square oder der Central Park dienen als nette Kulisse für das sich permanent behakelnde Chaos-Duo.

Es ist schade, dass der kreuzfidel­e Schwiegerv­ater Antonio fast durchweg als reine Witzfigur angelegt ist. Der Typ hat mehr Potenzial: Am Anfang des Films erlebt das Publikum seine Verabschie­dung aus dem Betrieb. Nach 40 Jahren Maloche in Deutschlan­d wird der ehemalige Gastarbeit­er, der längst im piefigen westdeutsc­hen Reihenhaus Zuhause ist, mit einer Anstecknad­el und dem schief singenden Werks-Chor lieblos in Rente geschickt. Der Südländer hat seine Schuldigke­it getan.

Von diesem Antonio hätte man noch mehr erfahren wollen. Stattdesse­n lösen sich alle Konflikte in Wohlgefall­en auf: Der Schwiegerp­apa sitzt am Ende in der HollywoodS­chaukel und wiegt sein Enkelkind im Arm.

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BILD: SAT.1 Vertragen sich überhaupt nicht: Jan (Christian Ulmen, links) hat alle Mühe, seinen nervigen Schwiegerv­ater Antonio (Alessandro Bressanell­o) unter Kontrolle zu halten.
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