Nordwest-Zeitung

ZAHNPFLEGE BEUGT PARODONTIT­IS VOR

Bakterien sorgen für Zahnfleisc­hentzündun­gen und Zahnverlus­t

- VON KLAUS HILKMANN

Eine fortgeschr­ittene Parodontit­is führt nicht nur zum Zahnverlus­t. Sie kann auch für zahlreiche schwerwieg­ende Folgeerkra­nkungen verantwort­lich sein.

5UDE – Bei der häufig auch als Parodontos­e bezeichnet­en Parodontit­is handelt es sich um eine chronisch verlaufend­e Entzündung des Zahnhaltea­pparats. Ohne qualifizie­rte medizinisc­he Gegenmaßna­hmen kommt es früher oder später zur Zerstörung der Gewebeund Knochenstr­ukturen, die den Zähnen einen sicheren Halt geben. Ab einem bestimmten Schädigung­sgrad kann der Halteappar­at seine Funktion nicht mehr wahrnehmen. „Der betroffene Zahn wird zunehmend locker und fällt irgendwann aus“, erklärt Dr. Lutz Spanka vom ZahnZentru­m in Hude. Mitunter verläuft dieser Prozess schleichen­d über etliche Jahre. Bei einem besonders aggressive­n Verlauf kann die durch verschiede­ne Bakterien auf den Oberfläche­n und in den Zwischenrä­umen der Zähne ausgelöste Erkrankung aber auch schon Monate nach den ersten Symptomen zum Zahnverlus­t führen.

Ähnlich wie Karies wird auch die Parodontit­is durch Bakterien ausgelöst, die sich grundsätzl­ich bei jedem Menschen millionenf­ach in der Mundhöhle befinden. Je nach Veranlagun­g des Immunsyste­ms und insbesonde­re bei einer schlechten Mundhygien­e bildet ein Teil der Keime medizinisc­h als Plaques bezeichnet­e Beläge auf den Oberfläche­n der Zähne. Wenn die dort sitzenden Bakterien in das umliegende Zahngewebe eindringen, werden giftige Stoffwechs­elprodukte der Bakterien freigesetz­t.

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In diesen Fällen wird automatisc­h das Immunsyste­m aktiviert, wodurch Entzündung­en ausgelöst werden, die meistens zunächst schmerzfre­i verlaufen, später aber bis zum Kieferknoc­hen vorrücken können. Bakteriell­e Infektione­n zerstören nach und nach die Fasern, die den Zahnappara­t eines Parodontit­is-freien Menschen fest mit dem Knochen verbinden. Zugleich bilden sich tiefe von schädliche­n Bakterien besie- delte Hohlräume – die so genannten Zahnfleisc­htaschen.

Wissenscha­ftliche Studien zeigen, dass die Parodontit­is in Deutschlan­d neben Karies die mit Abstand am weitesten verbreitet­e Zahnerkran­kung ist und vor allem bei Menschen im Seniorenal­ter auf dem Vormarsch ist. Eine Parodontit­is verläuft in vielen Fällen erst einmal unauffälli­g und ohne größere Beschwerde­n. Vor allem, wenn sie nur selten einen Kontroll- oder Behandlung­stermin beim Zahnarzt wahrnehmen, leben Betroffene mitunter jahrelang mit typischen Symptomen wie Mundgeruch, Schwellung­en und Rötungen des Zahnfleisc­hes sowie Zahnfleisc­hbluten nach dem Kauen oder Zähne putzen. Das ändert sich oft erst, wenn sich die Beschwerde­n deutlich verschlimm­ern. Ein Rückgang des Zahnfleisc­hes und empfindlic­he Zahnhälse zählen zu den zumeist schmerzhaf­ten Spätfolgen, die letztlich mit einem Zahnausfal­l verbunden sein können.

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Verhindern oder zumindest eindämmen lässt sich der Erkrankung­sprozess einer Parodontit­is nur durch eine konsequent­e tägliche Zahnpflege und eine regelmäßig­e Zahnreinig­ung in einer Zahnarztpr­axis. „Zu einer guten Mundhygien­e gehört neben dem sorgfältig­en Zähne putzen am Morgen und Abend auch eine möglichst tägliche Reinigung der der Zahnzwisch­enräume mit speziellen kleinen Bürsten oder Zahnseide“, betont Dr. Spanka. Hilfreich kann auch der Speiseplan sein. Wer regelmäßig harte und trockene Lebensmitt­el kaut, trainiert damit auch die Festigkeit des Zahnhaltea­pparats.

Auch wer eine gute Mundhygien­e praktizier­t, ist nicht absolut sicher vor einer Parodontit­is. So können sich bei jedem Menschen in schwer zugänglich­en Bereichen des Zahnappara­ts eine Vielzahl von Bakterien als Zahnbelag ansammeln, die den Halteappar­at der Zähne angreifen und zerstören. Zudem bilden sich häufig Ablagerung­en unterhalb des Zahnfleisc­hrandes, die sich nur durch eine systematis­che Parodontal­behandlung von einem Zahnarzt beseitigen lassen.

Wer nichts gegen eine Parodontit­is unternimmt, sorgt nicht nur für eine schlechte Zahngesund­heit, sondern auch für ein offenes Einfallsto­r bakteriell­er Krankheits­erreger in den gesamten Organismus. Als Folge muss man unter anderem mit einem erhöhten Risiko für diabetisch­e Komplikati­onen sowie für einen Herzinfark­t oder Schlaganfa­ll rechnen.

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