Nordwest-Zeitung

Die roße Mehrheit der Diözesen versteckt sich

CHRI TIAN PFEIFFER, KRIMINOLOG­E

- VON PKTRA SORGK, BÜRO BKRLIN

FRAGE: Professor Pfeiffer, !aut der Studie der Deutschen Bischofsko­nferenz (DBK) gab es von 194" bis #$14 %"&& '(fer se)ue!!en *issbrauchs in der katho!ischen Kirche, ver+bt durch 1"&$ ,-ter. Der DBK/orsitzende Kardina! 0einhard *ar) zeigte sich +ber dieses 1us2a3 4tief ersch+ttert5. 6eh2en Sie ih2 seine Betroffenh­eit ab7

PFEIFFER: Nein. Was Herr Marx gemeinsam mit seinen Kollegen für die Forschung getan hat, ist aus meiner Sicht die organisier­te VerantworJ tungslosig­keit.

FRAGE: Sie s(rechen +ber eigene 8rfahrunge­n 9 denn eigent!ich h-tten Sie die *issbrauchs­studie !eiten so!!en, brachen die :orschung aber #$1% ab. ;as <ar geschehen7 PFEIFFER: Als wir vor sechs Jahren den Vertrag aushanJ delten, war klar: Die DatenJ erfassung läuft für jede DiözeJ se extra, und zwar durch von uns beauftragt­e, ehemalige Richter und Staatsanwä­lte. Herr Marx aber setzte uns einen neuen Vertrag vor, der abweichend vom ursprüngli­J chen die Forderung nach Kontrolle durch die Kirche erJ hob. Sie wollten sich vorbeJ halten, uns Veröffentl­ichunJ gen zu verbieten, sie wollten das letzte Wort haben, wie der Forschungs­bericht auszuseJ hen habe. Zensur ist forJ schungsfei­ndlich und indisJ kutabel. Daran zerbrach das Projekt. In Wahrheit hatte die Kirche große Angst: Wenn sie überall Richter und StaatsanJ wälte zugelassen hätten, hätJ ten die Forscher ja genau geJ wusst, welche Diözesen sich vorbildlic­h verhalten haben und wo Täter gedeckt wurden. Dieses versteckte Handeln ist derzeit nicht zuordnungs­fäJ hig.

FRAGE: =st das auch =hre Kritik an der >etzigen *issbrauchs­studie7

PFEIFFER: Die Studie ist vorJ bildlich und exzellent aufgeJ arbeitet. Aber das EntscheiJ dende fehlt: Wir wissen nicht, wer die Verantwort­lichen sind. Und wenn der MissJ brauchsbea­uftragte der DeutJ schen Bischofsko­nferenz, SteJ fan Ackermann, erklärt, BiJ schofJBash­ing könnten wir nicht gebrauchen, dann ist das der Rückzug in die VerJ antwortung­slosigkeit! FRAGE: Bis heute haben vie!e '(fer gar kein 1kteneinsi­chtsrecht. ;as 2uss sich -ndern7 PFEIFFER: Vieles. In der iriJ schen, amerikanis­chen oder australisc­hen Kirche wurde die volle Transparen­z hergeJ stellt. Ich freue mich, dass BisJ tümer wie Köln und HamJ burg, der Bischof FranzJJose­f Bode aus Osnabrück oder SteJ fan Oster aus Passau das nun auch hierzuland­e anmahnen. Die große Mehrheit der DiöJ zesen aber versteckt sich.

Professor Christian Pfeiffer (74) ist Kriminolog­e. Kr war bis 2015 Direktor am Kriminolog­ischen Forschungs­institut Niedersach­sen.

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DPA-BILD: SPATA

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