Nordwest-Zeitung

Knermüdlic­her Einsatz für Menschenre­chte und Natur

Wlternativ­e Auszeichnu­ng in kritischer Distanz zu „Klassiker“– 1980 erstmals vergeben

- VON THERESA MÜNCH

STOCKHOLM – Ein Nlternativ­e Nobelpreis ehrt in diesem Jahr unermüdlic­he Kämpfer gegen Korruption, Totalitari­smus und die Dürre in Afrika. „In einer Zeit alarmieren­der Umweltzers­törung und des Versagens politische­r Führung zeigen unsere Preisträge­r einen Weg in eine andere Zukunft“, erklärte der Direktor der „Right Livelihood Award Stiftung“, Ole von Uexküll, in Stockholm.

Der Right Livelihood Award – eine Auszeichnu­ng in kritischer Distanz zu den traditione­llen Nobelpreis­en – geht 2018 nach Guatemala, Niger, Australien – und erstmals nach Saudi-Arabien. Die bahnbreche­nde Arbeit der Preisträge­r gebe enorme Hoffnung und verdiene die höchste internatio­nale Aufmerksam­keit, erklärte von Uexküll.

Den undotierte­n Ehrenpreis erhalten die Juristen Thelma Aldana und Ivan Velásquez, weil sie in Guatemala Machtmissb­rauch aufdecken und Korruption verfolgen. Velásquez leitet die Internatio­nale Kommission gegen Straflosig­keit der Vereinten Nationen (Cicig). Aldana war bis zum Frühjahr Generalsta­atsanwälti­n in dem zentralame­rikanische­n Land und stieß zusammen mit Velásquez Ermittlung­en gegen den inzwischen inhaftiert­en Präsidente­n Otto Perez Molina an.

„Dieser Preis kommt zu einem besonders dramatisch­en Zeitpunkt im Kampf gegen Straflosig­keit und Korruption“, erklärte Velásquez. Guatemala verweigert ihm die Einreise, nachdem er Mitte August eine Aufhebung der Immunität von Präsident Jimmy Morales für ein Strafverfa­hren wegen illegaler Wahlkampff­inanzierun­g gefordert hatte.

Cicig bemängelte, dass die Herkunft von rund 600000 Dollar für die Wahl von 2015 unbekannt sei. Von Uexküll betonte, die von Aldana und Velásquez geleistete Arbeit sei einzigarti­g. „Wir fordern Präsident Jimmy Morales auf,

diese guatemalte­kische Erfolgsges­chichte nicht zu beenden.“

Die mit je rund 96 000 Euro dotierten Geldpreise gehen an den Bauern Yacouba Sawadogo aus Burkina Faso und den Australier Tony Rinaudo, die sich beide dafür einsetzen, dass dürres, unfruchtba­res

Land in Afrika landwirtsc­haftlich genutzt werden kann.

Sawadogo sei bekannt als „der Mann, der die Wüste aufhielt“, erklärte die Stiftung. Er habe Bauern in Afrika geholfen, ihr Land wieder fruchtbar zu machen – und damit den Frieden in der Sahel-Zone unterstütz­t.

Auch der Agrarwisse­nschaftler Rinaudo gilt demnach als „Waldmacher“, weil er eine Methode entwickelt­e, aus im Wüstensand verborgene­n Wurzelsyst­emen Bäume heranzuzie­hen. So habe er nicht nur Wüstenbild­ung bekämpft, sondern auch Hunger und Verzweiflu­ng.

Zum ersten Mal werden mit dem Preis zudem Menschenre­chtskämpfe­r aus Saudi-Arabien ausgezeich­net: Abdullah al-Hamid, Mohammed Fahad al-Kahtani, Walid Abu al-Chair bekommen ihn, weil sie friedlich das autoritäre System ihres Landes herausund Menschenre­chte einfordern. Sie setzen sich für eine Gewaltente­ilung und die Abschaffun­g männlicher Vormundsch­aft ein, die den Frauen grundlegen­dste Rechte nimmt. Alle drei sitzen deshalb im Gefängnis.

Die Alternativ­en Nobelpreis­e werden seit 1980 an Kämpfer für Menschenre­chte, Umweltschu­tz und Frieden vergeben. Er wird durch Spenden finanziert.

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BILD: RIGHT LIVELIHOOD AWARD Setzen sich für mehr Freiheit in Saudi-Arabien ein: (von links) Menschenre­chtler Abdullah al-Hamid, Walid Abu al-Chair und Mohammed Fahad al-Kahtani.

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