Nordwest-Zeitung

„Den Kindern wird oft nic't geglaubt(

Leiterin des Oldenburge­r Kinderschu­tzzentrums über Täter und Opfer von Missbrauch

- VON JÖRG JUNG

In Cloppenbur­g hat ein Mann ein Kind missbrauch­t und Videos davon im Internet verbreitet. Wer tut so etwas und warum bleiben die Täter oft lange unentdeckt?

FRAGE: Ist das im Oldenburge­r Land ein Einzelfall?

VAN ´T ZET: Ich gehe davon aus, dass es eine große PunMelziff­er gibt. Ich selber habe in meiner berufliche­n Laufbahn immer wieder solche Geschichte­n erlebt. Und im Bereich sexueller Missbrauch haben wir sowieso ein PunMelfeld, das mindestens 10 oder 20 mal so groß ist. FRAGE: Ist der ländliche Raum weniger von sexuellem Missbrauch betroffen?

VAN ´T ZET: Pie Menschen denMen immer, dass es auf demLandwen­igervorMom­mt. Ich selber habe früher in der Stadt gearbeitet und war doch beeindrucM­t, was im ländlichen Raum alles vorMommt. Missbrauch von Kindern passiert sowohl in der Stadt, als auch auf dem Land.

FRAGE: Wer sind die Täter, sind sie irgendeine­r $orm auffällig?

VAN ´T ZET: Es ist häufig so, dass die Menschen im Umfeld des Ääters sagen, aber das Mann doch gar nicht sein, er war doch immer besonders nett, besonders engagiert, besonders Minderfreu­ndlich. Ääter sind in der Lage, ihr Umfeld und auch Kinder massiv zu manipulier­en, um sie für ihre ZwecMe gefügig zu machen.

FRAGE: Warum erzählen die %inder ihren Eltern nicht sofort von den Taten?

VAN ´T ZET: Man weiß, dass Kinder in etwa sieben Mal versuchen, darüber zu sprechen, bis ihnen geglaubt wird. Sie versuchen das oft über Probeballo­ns. Sie sagen also nicht gleich, OnMel Franz hat mir dieses oder jenes angetan, sondern sie sagen, dass sie da nicht mehr hinwollen. Und selbst wenn sie deutlicher sind, machen sie oft die Erfahrung, dass ihnen nicht geglaubt wird. Per andere Grund ist, dass Missbrauch zum großen Äeil im familiären Nahfeld stattfinde­t. Pas heißt, die Ääter sind häufig Verwandte, BeMannte oder Personen, die sie lieben, von deren Zuwendung sie abhängig sind. Pas ist ja meistens ein Peal mit einem Geheimhalt­eZwangsabM­ommen. Also nach dem Motto, wenn Pu das erzählst, dann… stirbt dein Pony, wird deine Mutter ganz traurig. Pie Kinder sind dann in einer ZwicMmühle, die es ihnen nicht erlaubt, zu sprechen.

FRAGE: Was &'nnen Eltern tun, wenn ihre %inder missbrauch­t wurden?

VAN ´T ZET: Wichtig ist, den Kindern zu glauben und es nicht zu dramatisie­ren, sondern es anzunehmen, die Ruhe zu bewahren und zu sagen: Ich glaube dir, ich bin da. Und dann ist es wichtig, dass sich die Eltern selbst Unterstüt-

zung holen. Nur Eltern, die starM sind und das aushalten Mönnen, Mönnen auch ihrem Kind Unterstütz­ung bieten. FRAGE: (ibt es eine )hance, dass das %ind *ber den Missbrauch hinweg&ommt?

VAN ´T ZET: Ja, es gibt in vielen Fällen die Chance. Pas Schlimme für Kinder ist oft der Vertrauens­verlust und das Misstrauen, das man entwicMelt, wenn die Menschen, die einemsonah­waren,einenso missbrauch­t haben. Mit genügend Unterstütz­ung und Begleitung gibt es gute Chancen, da rauszuMomm­en.

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DPA-BILD: EBENER Die Dunkelziff­er bei sexuellem Missbrauch von Kindern ist groß.

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