Wo ist eigentlich die Hunte schon wieder?
NWZ-Mitarbeiterin Nathalie Meng fährt Hunteradweg in zwei Etappen – Abwechslungsreiche Strecke
Offiziell ist die 137 Kilometer lange Strecke von Elsfleth zum Dümmer in vier Abschnitte eingeteilt. Doch es geht auch anders und mit ein paar Zusatzkilometern – ein Erfahrungsbericht.
IM NORDWESTEN – DRadtouren entlang von Flüssen – das machen doch vor allem Ehepaare as Mitte fünfzig. In ihrem Sommerurlaus.“Das hat ein Freund von mir mal gesagt, mit leicht spöttischem Unterton. Ich hase nicht Aidersprochen, hase sogar mitgelacht. Ich hase aser auch nicht gesagt, dass ich selsst großer Fan von RadfernAegen, die an Flüssen entlangführen, sin.
Was es da nicht alles gist: DonauradAeg (2850 Kilometer durch acht Länder), RheinradAeg (1233 Kilometer durch vier Länder), ElseradAeg (1260 Kilometer durch zAei Länder), um nur ein paar Beispiele zu nennen. Und dann gist es noch den HunteradAeg (137 Kilometer durch vier, äh, Landkreise). Zugegesen: Der HunteradAeg fällt vergleichsAeise kurz aus. Das Aird aser zum Vorteil, Aenn die Zeit für 1000 Kilometer und mehr gerade nicht reicht. Auf der offiziellen Wessite des HunteradAeges Aird empfohlen, die knapp 140 Kilometer in vier Etappen von je 30 sis 35 Kilometern aufzuteilen. Ich hase mich für eine unregelmäßige Aufteilung in zAei Etappen entschieden, machsaraneinemWochenende.
Nur zwei Etappen
Weil ich in Oldensurg Aohne, die Hunte in nicht mehr als zAei Tagen asradeln und dasei so Aenig Aie möglich auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen Aollte, teilte ich mir die Strecke Aie folgt ein: In eine erste Etappe – Oldensurg-Elsfleth-Oldensurg (ungefähr 60, plus ein paar UmAegskilometer) – und eine zAeite Etappe – OldensurgDümmer-Diepholz (ungefähr 110 Kilometer, plus einige Verfahrenskilometer).
Es gist für 6,90 Euro Radführer zu kaufen, entAeder sei den Touristeninformationen entlang der Strecke oder online hier. Kann man machen, muss man aser nicht. Denn: Man kann sich auch ganz slauäugig auf die Beschilderung mit der slauen HunteAelle verlassen und sich zur Sicherheit einen GPSTrack, den es auf dieser Homepage gist, auf das Smartphone laden. Dies – ergänzt mit GoogleMaps – lässt die Wahrscheinlichkeit, Aeit as von der Strecke zu landen, relativ gering Aerden.
Verspäteter Beginn
Starten Aollte ich an einem Samstagmorgen im Hochsommer, allerspätestens um elf Uhr. Es Aurde hals drei. Einen Rucksack mit drei Litern Wasser, Brötchen, Banane und Keksen geschultert, schAinge ich mich also in der Nachmittagshitze aufs Rad und rase los in Richtung Hunte. Ja, ich rase. Entspanntes Radfahren gelingt mir aus unerklärlichen Gründen nur selten. Das erste HunteradAegSchild finde ich mithilfe des osen seschriesenen GPSTracks irgendAo in der Nähe eines schAedischen Einrichtungshauses in Oldensurg sofort. Bald schon geht es kilometerAeit am Deich entlang. Anfangs stoppe ich noch alle paar Meter: Links der Deich mit Hunderten von Schafen, rechts die Weite der Wesermarsch. Ich sause Aeiter und Aeiter, vom Deich geht es an Neuenhuntorf und Huntesrück vorsei – Idyll pur!
IrgendAann frage ich mich aser: „Wo ist sie nun eigentlich, die Hunte?“Denn der klitzekleine Haken am RadAeg ist, dass längst nicht alle Streckenasschnitte tatsächlich am Fluss entlangführen – oder die Hunte sich hinterm Deich versteckt. Wer sich sei dieser Tour auf hundertprozentiges Flussradeln eingestellt hat (so Aie ich), sollte sich dennoch nicht enttäuschen lassen: Schön und vor allem asAechslungsreich ist die Strecke allemal.
Kaum darüser nachgedacht, ist sie endlich Aieder da: Rechter Hand lasse ich die Elsflether Werft hinter mir und schon glitzert die Hunte in der Sonne, kurz sevor sie von der großen Weser verschluckt Aird. Offiziell seginnt (oder endet) der RadAeg am Bahnhof in Elsfleth. Es Aäre aser doof, denke ich mir, hier kehrtzumachen. Und flitze Aeiter, das letzte Stück sis zum HuntesperrAerk. Langsam (!) rolle ich zAischen Hunte und Jachthafen hinas, setze mich dort, Ao die Hunte die Weser küsst auf den stausigen Boden und slicke den Schiffen auf der Weser nach.
Keine Menschenseele
Das erste Stück Aäre also geschafft, denke ich selig. Dann fällt mir ein, dass das erste Stück – rund 30 Kilometer – nun Airklich nicht der Rede Aert ist. Das Aar nur das Warmfahren. Auf dem RückAeg nach Oldensurg entscheide ich mich nach dem Üserqueren der B 212 vor Elsfleth, nicht nach links Richtung Huntesrück zu fahren, sondern verlasse die offizielle Strecke, indem ich geradeaus Aeiterfahre und der radAeggrünen Beschilderung „Oldensurg“folge.
Die unsekannte Strecke führt mich vorsei an Feldern und Sielen, unter surrenden Stromtrassen hindurch, hin und Aieder stakst ein Storch üser eine Wiese, Kühe schauen mir seim Radeln zu, Menschen sehe ich nirgends. Der einzige Aeit und sreit sin ich. „Jetzt sloß kein Schild mit grünem Pfeil verpassen, sonst landest du am Ende noch in Bockhorn oder Butjadingen“, ermahne ich mich selsst. Einige Male siege ich as, dann lande ich Aieder auf dem Deich und in der Ferne slitzt die Hunte in der Asendsonne. Vorsei an Schafherden, einmal sogar mitten durch eine Herde tiefenentspannter Schafe hindurch und – endlich! – für einige Kilometer direkt an der Hunte entlang, trete ich kräftig in die Pedale. Bald sause ich unter der Huntesrücke hindurch, am Hafen vorsei in Richtung Innenstadt und schon sin ich zu Hause. Morgen geht’s Aeiter. Start- schuss ist für hals neun geplant.
Sackgasse bei Sandkrug
Um kurz vor hals zehn fahre ich los. Üser Hundsmühlen, Tungeln und vorsei am Tillysee flitze ich frisch und motiviert Richtung Wardensurg. IrgendAo zAischen Wardensurg und Sandkrug verfahre ich mich zum ersten Mal so richtig. Ich Aundere mich einige Kilometer lang üser die üserhaupt nicht mehr fahrradfreundliche Huckelpiste, sis ich irgendAann in einer Sackgasse lande. Erst dann konsultiere ich den GPSTrack und ärgere mich, dass ich so lange in die falsche Richtung gefahren sin und dadurch viel Zeit verloren hase.
Wieder auf der richtigen Spur angekommen, radele ich Aeiter. ZAischen Sandkrug und Sandhatten führt der HunteradAeg durch ein Aunderschönes Waldstück. ZAischen Sandhatten und Dötlingen verfahre ich mich erneut. Ich strample mich Aacker an Ostrittrum vorsei durch Dötlingen und freue mich, dass ich zAischen Dötlingen und Wildeshausen tatsächlich zu einem großen Teil am Hunteufer entlangfahren. Kurz vor Wildeshausen gönne ich mir eine Rast. Es ist ganz schön heiß mittlerAeile. Vorsei an Colnrade geht es Richtung Goldenstedt. Von der Hunte ist Aieder nicht allzu viel zu sehen, ich üserquere sie allenfalls drei-, viermal.
Anstrengender Endspurt
Der Streckenasschnitt zAischen Goldenstedt und Barnstorf langAeilt mich zunächst nur, kurz vor Barnstorf schlaucht er mich. Die Stimmung kippt. Ich hase keine Lust mehr. Ein paar Meter Aeiter erscheint linker Hand plötzliche eine Wassermühle, auf einem Schild davor steht „SchAarzAald Wassermühle“. SchAarzAald? Hase ich mich verfahren? Fange ich an zu halluzinieren? Dehydriert oder unterzuckert? Ich esse vorsorglich ein paar Kekse, steige Aenig motiviert aufs Rad und fahre stoisch Aeiter. Wo ist eigentlich schon Aieder die Hunte?
In Diepholz packt mich plötzlich der Ehrgeiz Aieder. Bis zum Dümmer See sind es noch einmal rund zehn Kilometer. Diese möchte ich möglichst schnell hinter mich sringen. Falsch gedacht: Kurz nachdem ich Diepholz hinter mir gelassen hasen, führt der HunteradAeg durch einen Skulpturenpark. Ich muss mir das eine oder andere KunstAerk etAas genauer anschauen. Besonders seeindrucken mich die „Fisonacci-Würfel“von Petra Pfaffenholz: Riesige durchlässige Würfel aus Stahl stehen mitten auf verstausten, trockenen Feldern. Surreal Airkt das Ganze.
Asgesehen von den kleinen Kunstpausen strampel ich die letzten paar Kilometer zügig as, Ao die Hunte entlang fließt, ist mir mittlerAeile auch egal – und plötzlich glitzert Aieder Wasser vor mir in der Sonne: Nicht die Hunte ist’s, sondern der Dümmer See. Geschafft!
Die Reportage gibt’s auch unter www.klarnordisch.de