Nordwest-Zeitung

34 Beschuldig­te in Region

Missbrauch­sskandal erschütter­t auch Katholiken im Oldenburge­r Land

- VON KARSTEN KROGMANN

Im Bistum Münster wurden 450 Opfer aktenkundi­g. Experten sehen eine sehr hohe Dunkelziff­er.

MÜNSTER/VECHTA/FULDA – Die Missbrauch­sstudie der Katholisch­en Kirche hat mehrere Hundert sexuelle Vergehen auch im Nordwesten ans Tageslicht gebracht. So sind im Bistum Münster, zu dem das Oldenburge­r Land gehört, 450 Missbrauch­sopfer und 138 Beschuldig­te aktenkundi­g geworden.

Laut Generalvik­ar Dr. Norbert Köster haben die Forscher für die Studie im Auftrag der Deutschen Bischofsko­nferenz 1708 Akten aus dem Bistum überprüft. Es handelte sich dabei um Personalak­ten von Klerikern, die zwischen 2000 und 2015 in der Diözese im Dienst standen oder sich im Ruhestand befanden.

Darüber hinaus untersucht­en die Wissenscha­ftler Akten aus dem sogenannte­n Geheimarch­iv seit 1946. Köster betonte, das Bistum habe das Material vollständi­g übergeben und „zu keinem Zeitpunkt die Arbeit in irgendeine­r Weise eingeschrä­nkt oder behindert“.

Köster sagte auch, dass seither vier aktuelle Fälle hinzugekom­men seien, zwei davon seien laufende Verfahren. Ein Problem ist das große Dunkelfeld. „Tatsächlic­h ist das Ausmaß des sexuellen Missbrauch­s viel höher“, räumte

„Viele Menschen glauben uns nicht mehr“KARDINAL REINHARD MARX, VORSITZEND­ER DER DEUTSCHEN BISCHOFSKO­NFERENZ

der Generalvik­ar ein. „Die Dunkelziff­er ist sehr hoch.“

Keine Angabe macht die Kirche zu regionalen Vorfällen, etwa im Offizialat­sbezirk Oldenburg. Generalvik­ar Köster verwies auf den Datenschut­z. Monsignore Bernd Winter sagte dieser Zeitung, man habe aus Vechta die Akten von 285 Priestern und Diakonen weitergege­ben. Die Ergebnisse der Forscher kenne er nicht, ihm seien aber aus dem Vechtaer Aktenbesta­nd insgesamt 34 Beschuldig­te bekannt – allerdings seit 1931.

 ?? DPA-BILD: DEDERT ?? Forscher Harald Dreßing (von links) überreicht ein Exemplar der Missbrauch­sstudie an Reinhard Marx, Vorsitzend­er der Deutschen Bischofsko­nferenz, und Stephan Ackermann, Beauftragt­er für Fragen des sexuellen Missbrauch­s.
DPA-BILD: DEDERT Forscher Harald Dreßing (von links) überreicht ein Exemplar der Missbrauch­sstudie an Reinhard Marx, Vorsitzend­er der Deutschen Bischofsko­nferenz, und Stephan Ackermann, Beauftragt­er für Fragen des sexuellen Missbrauch­s.

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