Lies nimmt neuen Anlauf zur Wolfsjagd
.mweltminister fordert nationale Strategie zur Bestandsregulierung
HANNOVER – Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) macht einen neuen Vorstoß zur Regulierung des Wolfsbestandes im Land. Das rot-schwarze Landeskabinett billigte eine Bundesratsinitiative, in der Niedersachsen eine nationale Wolfsstrategie fordert. Dabei solle auch die Vorgehensweise von Frankreich geprüft werden, das einige erschießen lässt.
Nach dem Lies-Entwurf soll ein nationales Wolfsmanagement nicht nur regelmäßig den Erhaltungszustand der Art überprüfen, sondern auch „wolfsfreie Bereiche“definiert und die „Grenzen der Toleranz“für Annäherungen an menschliche Siedlungen überprüft werden. „Ein bedingungsloser Schutz auch problematischer Wölfe würde in eine Sackgasse führen“, warnt Lies. Darum brauche es eine nationale Strategie.
Die Forderung kommt nicht von ungefähr: Nachdem ein Wolf im Landkreis Nienburg jüngst in der Nähe eines Waldkindergartens ein Alpaka gerissen hatte und der Kindergarten nun eingezäunt wird, um die Kinder zu schützen, kocht die Diskussion hoch.
Bislang ist das Umweltministerium in Hannover mit der Forderung nach Wolfsjagden an den EU-Artenschutzvorgaben sowie an einer Ablehnung der anderen Bundesländer gescheitert.
Das könnte sich aber aus zwei Gründen ändern: Mit der Feststellung eines günstigen Erhaltungszustands der Population könnte Deutschland erstens den strengen Schutz aufweichen. Deshalb schlägt Niedersachsen auch vor, deutsche und polnische Wölfe gemeinsam zu zählen.
Zweitens bröckelt die Ablehnung in anderen westdeutschen Flächenländern: Vor allem das bisher wolfsfreie Baden-Württemberg hatte Lies zuletzt auflaufen lassen. Inzwischen gab es im Südwesten aber einige Risse, die die dort regierenden Grünen aufgeschreckt haben: Im Sommer hatte die Fraktion sogar eine Delegation in Sachen Wolf nach Niedersachsen entsandt.
Die CDU-Fraktion begrüßt den „Paradigmenwechsel“des Ministers als Erfolg des „energischen Insistierens“der eigenen Partei. „Wir werden nicht dabei zusehen, wie Kindergärten und Schafsherden weiträumig umzäunt werden, damit der Wolf in Freiheit leben kann“, sagt CDU-Fraktionschef Dirk Toepffer.
Die Grünen begrüßen die Forderung nach einer Weideprämie: „Statt auf den Bund zu warten, sollte Niedersachsen selbst eine Weidetierprämie für Rinder, Schafe und Ziegen einführen, wie es etwa Bayern und Thüringen getan haben“, sagt Landtagsabgeordneter Christian Meyer.