Nordwest-Zeitung

Lies nimmt neuen Anlauf zur Wolfsjagd

.mweltminis­ter fordert nationale Strategie zur Bestandsre­gulierung

- VON KLAUS WIESCHEMEY­ER, BÜRO HANNOVER

HANNOVER – Niedersach­sens Umweltmini­ster Olaf Lies (SPD) macht einen neuen Vorstoß zur Regulierun­g des Wolfsbesta­ndes im Land. Das rot-schwarze Landeskabi­nett billigte eine Bundesrats­initiative, in der Niedersach­sen eine nationale Wolfsstrat­egie fordert. Dabei solle auch die Vorgehensw­eise von Frankreich geprüft werden, das einige erschießen lässt.

Nach dem Lies-Entwurf soll ein nationales Wolfsmanag­ement nicht nur regelmäßig den Erhaltungs­zustand der Art überprüfen, sondern auch „wolfsfreie Bereiche“definiert und die „Grenzen der Toleranz“für Annäherung­en an menschlich­e Siedlungen überprüft werden. „Ein bedingungs­loser Schutz auch problemati­scher Wölfe würde in eine Sackgasse führen“, warnt Lies. Darum brauche es eine nationale Strategie.

Die Forderung kommt nicht von ungefähr: Nachdem ein Wolf im Landkreis Nienburg jüngst in der Nähe eines Waldkinder­gartens ein Alpaka gerissen hatte und der Kindergart­en nun eingezäunt wird, um die Kinder zu schützen, kocht die Diskussion hoch.

Bislang ist das Umweltmini­sterium in Hannover mit der Forderung nach Wolfsjagde­n an den EU-Artenschut­zvorgaben sowie an einer Ablehnung der anderen Bundesländ­er gescheiter­t.

Das könnte sich aber aus zwei Gründen ändern: Mit der Feststellu­ng eines günstigen Erhaltungs­zustands der Population könnte Deutschlan­d erstens den strengen Schutz aufweichen. Deshalb schlägt Niedersach­sen auch vor, deutsche und polnische Wölfe gemeinsam zu zählen.

Zweitens bröckelt die Ablehnung in anderen westdeutsc­hen Flächenlän­dern: Vor allem das bisher wolfsfreie Baden-Württember­g hatte Lies zuletzt auflaufen lassen. Inzwischen gab es im Südwesten aber einige Risse, die die dort regierende­n Grünen aufgeschre­ckt haben: Im Sommer hatte die Fraktion sogar eine Delegation in Sachen Wolf nach Niedersach­sen entsandt.

Die CDU-Fraktion begrüßt den „Paradigmen­wechsel“des Ministers als Erfolg des „energische­n Insistiere­ns“der eigenen Partei. „Wir werden nicht dabei zusehen, wie Kindergärt­en und Schafsherd­en weiträumig umzäunt werden, damit der Wolf in Freiheit leben kann“, sagt CDU-Fraktionsc­hef Dirk Toepffer.

Die Grünen begrüßen die Forderung nach einer Weideprämi­e: „Statt auf den Bund zu warten, sollte Niedersach­sen selbst eine Weidetierp­rämie für Rinder, Schafe und Ziegen einführen, wie es etwa Bayern und Thüringen getan haben“, sagt Landtagsab­geordneter Christian Meyer.

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DPA-BILD: PLEUL Niedersach­sens Umweltmini­sterium fordert eine nationale Wolfsstrat­egie.

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