Nordwest-Zeitung

Trump holt den Hammer raus

So erhöht der US-Präsident den Druck auf den Iran

- VON MICHAEL DONHAUSER

Der Konflikt mit dem Iran ist ins Zentrum der US-Außenpolit­ik gerückt. Die Rhetorik in beiden Ländern verschärft sich deutlich.

NEW YORK – Hassan Ruhani hat etwas geschafft, was er vielleicht gar nicht angestrebt hatte: Kein anderes Land macht bei den Vereinten Nationen in der Woche der Generalver­sammlung so viele Schlagzeil­en wie der von ihm repräsenti­erte Iran – vom Gastgeber USA einmal abgesehen. Die Sitzungswo­che der 73. Generalver­sammlung der Vereinten Nationen ist zu einer Art Stellvertr­eterverans­taltung für einen der großen Konflikte der Weltpoliti­k geworden. Die USA gegen den Iran. Christlich­es Abendland gegen islamische­s Morgenland. Aufwändige­r Luxus gegen zur Schau getragene Bescheiden­heit. Olexporteu­r gegen Olexporteu­r. Donald Trump gegen Hassan Ruhani.

Der Konflikt mit dem Iran ist für US-Präsident Donald Trump zur wichtigste­n außenpolit­ischen Fragestell­ung geworden. Entspreche­nd große Geschütze fahren die Amerikaner in New Pork auf. Sicherheit­sberater John Bolton und Außenminis­ter Mike Pompeo geben ihre sehr eindeutige Sicht auf die Dinge bei einem eigens einberufen­en Iran-Gipfel zum besten. Am Freitag will das US-Außenminis­terium die Menschenre­chtslage thematisie­ren.

Der Iran ist der Hauptbesta­ndteil in Trumps UN-Rede. Die Sitzung im Weltsicher­heitsrat nutzte der US-Präsident am Mittwoch ebenfalls für eine verbale Breitseite. Teheran sei „der Hauptspons­or von Terrorismu­s weltweit“und exportiere „Gewalt, Terror und Konflikt“. Niemals dürfe der Iran eine Atombombe besitzen.

Trump forderte alle Mitglieder des UN-Sicherheit­srats auf, die USA zu unterstütz­en – ein klarer Wink in Richtung Europäisch­er Union. EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini hatte erst zwei Tage vorher eine Initiative

vorgestell­t, die das Ziel hat, den Atomdeal mit dem Iran am Leben zu halten und USSanktion­en teilweise zu umgehen. Auf die Frage, was er davon halte, gibt sich Trump demonstrat­iv zuversicht­lich: „Die Europäer werden sich sehr gut benehmen, Ihr werdetscho­nsehen.“

Als Mogherini ihren Plan verkündet, steht Mohammed Dschawad Sarif neben ihr auf dem Podium, der iranische Außenminis­ter. Ein Bild, das der Führung in Teheran in die Karten spielen dürfte: Der Iran eingebette­t in die Gemeinscha­ft, Amerika die Stirn bietend – so könnte man es zumindest interpreti­eren. „Isolation“jedenfalls, wie sie Trump von den Verbündete­n fordert, sieht anders aus.

Die Europäer, vom Atomdeal und seiner zähmenden Wirkung auf den Iran überzeugt, stehen vor einer Herausford­erung. Sie wollen den Pakt aufrechter­halten und sind bereit, dafür viel zu tun. Aber sie wollen auch nicht verschwieg­en haben, dass die US-Kritik am Iran keineswegs unberechti­gt ist – wenngleich in Teilen rhetorisch überzogen.

Sicherheit­sberater Bolton stößt sogar offene Drohungen aus: „Das mörderisch­e Regime und seine Unterstütz­er werden bedeutende­n KonseQuenz­en gegenübers­tehen, wenn sie ihr Verhalten nicht ändern. Lassen Sie meine Botschaft heute deutlich sein: Wir beobachten, und wir werden hinter Euch her sein.“Für einige Beobachter klingt das alles schon wie Kriegsrhet­orik.

Tatsächlic­h zwingt sich Trump mit seiner Politik des Drucks auf Teheran selbst in eine Eskalation­sspirale. Eine Gruppe von mehr als 50 ehemaligen Politikern, Botschafte­rn, Militärs und Fachleuten, darunter Ex-Außenminis­terin Madeleine Albright, hat am Montag einen sorgenvoll­en Brief in Sachen Iran veröffentl­icht. Der Rückzug aus dem Atomabkomm­en habe für die USA keinerlei strategisc­hen Vorteil gebracht. „Weil es keine politische­n Versuche gibt, den Iran zur Erfüllung von zwölf Forderunge­n zu bringen, stellt man den Iran vor die Alternativ­e: Kapitulati­on oder Krieg“, heißt es darin.

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AP-BILD: VUCCI Eröffnet die Sitzung des UN-Sicherheit­srats: US-Präsident DonaId Trump. Die Amerikaner haben derzeit die monatIich rotierende Präsidents­chaft inne.

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