Nordwest-Zeitung

Polizei sitzt auf Fahrradber­g

Viele Opfer von Diebstähle­n verzichten auf eine Anzeige

- VON KATJA MIELCAREK

Die Zahl der FahrradDie­bstähle in Oldenburg sinkt. Das könnte auch daran liegen, dass viele Oldenburge­r ihre geklauten Fahrräder nicht mehr anzeigen, sagt die Polizei.

OLDENBURG – Die Zahlen lesen sich eigentlich ganz gut: Im Jahr 2008 waren in der Oldenburge­r Kriminalst­atistik noch knapp 3000 Fahrraddie­bstähle verzeichne­t, im vergangene­n Jahr waren es nur noch knapp 1600. Die Zahl setze sich zusammen aus den gemeldeten Diebstähle­n und den aufgefunde­nen Fahrräder, bei denen die Polizei davon ausgeht, dass sie gestohlen wurden, erklärt Pressespre­cher Stephan Klatte.

Trotz dieser scheinbar positiven Entwicklun­g herrsche bei den drei Beamten der Ermittlung­sgruppe „Fahrraddie­bstähle“bei der Oldenburge­r Polizei ein gewisser Frust, sagt Sachbearbe­iter Carsten Vogt. „Wir ermitteln viele gestohlene Fahrräder, können sie aber keinem Eigentümer zuordnen.“Sein Eindruck: Viele Geschädigt­e verzichten darauf, einen Fahrraddie­bstahl anzuzeigen. Er höre dafür vor allem fünf Argumente: Das Fahrrad sei nicht versichert gewesen, es sei nicht registrier­t gewesen, man habe vergessen, es abzuschlie­ßen, man habe keine Zeit für die Anzeige gehabt oder gehe nicht davon aus, dass die Polizei den Diebstahl aufklären könne.

Alles kein Grund, keine Anzeige zu erstatten, findet Vogt. Schließlic­h sei niemand verpflicht­et, sein Fahrrad abzuschlie­ßen, zu registrier­en oder zu versichern. Eine Anzeige, die auch online erstattet werden könne, nehme allenfalls fünf Minuten in Anspruch. Und selbst, wenn die Aufklärung­squote bei weniger als einem Prozent läge – in Wahrheit lag sie 2017 bei gut zwölf Prozent –, könnte schließlic­h das eigene Fahrrad dabei sein.

Der Pressespre­cher steuert noch ein weiteres Argument für eine Diebstahls­anzeige bei: Wenn jedes verschwund­ene Fahrrad gemeldet würde, könne das zu einer personelle­n Aufstockun­g der Ermittlung­sgruppe – und zu einer höheren Aufklärung­squote – führen. Auch wenn niemand dazu verpflicht­et sei, sei es für die Polizei hilfreich, wenn ein Fahrrad registrier­t wird – selbst wenn es sich nur um ein minderwert­iges Gefährt handle. Für eine Registrier­ung könne man jederzeit kostenlos bei der Polizei vorbeikomm­en. Kann der Eigentümer eines Fahrrades nicht ermittelt werden, gibt die Polizei es weiter an das Fundbüro. Besonders gerne schlagen die Fahrraddie­be in Oldenburg übrigens an PendlerPar­kplätzen wie den Bahnhöfen zu, sagt Klatte. Und bei Festen wie dem Kramermark­t.

 ?? BILD: KATJA MIELCAREK ?? Beliebtes Ziel von Fahrraddie­ben: An Plätzen, an denen Pendler ihre Drahtesel abstellen, wie hier am Hauptbahnh­of, sind besonders viele Diebstähle zu verzeichne­n.
BILD: KATJA MIELCAREK Beliebtes Ziel von Fahrraddie­ben: An Plätzen, an denen Pendler ihre Drahtesel abstellen, wie hier am Hauptbahnh­of, sind besonders viele Diebstähle zu verzeichne­n.

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