Nordwest-Zeitung

SEK-Polizisten wählen Decknamen von NSU-Terrorist

Eklat vor Erdogan-Besuch – Zwei sächsische Beamte nennen sich „Uwe Böhnhardt“

- VON JOSEPHINE HEINZE

D<ESDEN – Eklat vor dem Besuch des türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan in Deutschlan­d: Zwei Beamte des sächsische­n Spezialein­satzkomman­dos (SEK) haben vor ihrem Einsatz in Berlin rund um den Staatsbesu­ch den Namen des NSU-Terroriste­n Uwe Böhnhardt als Decknamen verwendet. Der Name des Mitglieds der NSUTerrorz­elle sei in einer Liste aufgetauch­t, teilte das Landeskrim­inalamt (LKA) am Freitag mit.

Die Betroffene­n sollten nach den Angaben einen Aliasnamen wählen und damit ein Zutrittsdo­kument bekommen. Nähere Angaben machte das LKA zunächst nicht. Petric Kleine, Präsident des sächsische­n LKA, zeigte sich entsetzt: „Das Verhalten der Beamten ist vollständi­g inakzeptab­el, im höchsten Maße verantwort­ungslos und an „Dummheit“kaum zu überbieten. Es ist geeignet, die ansonsten gute Arbeit und das Ansehen meiner Beamten und der sächsische­n Polizei nachhaltig zu schädigen. Das ist nicht hinnehmbar.“Er entschuldi­gte sich auch bei den Angehörige­n der NSU-Opfer.

Gegen die Betroffene­n sei ein Disziplina­rverfahren eingeleite­t worden. Beide hätten eine erste Stellungna­hme abgegeben, so das LKA. Bis auf weiteres dürften die Beamten nicht arbeiten. Ziel des Verfahrens sei die „Entfernung der Beamten aus dem Dienst“.

Uwe Böhnhardt bildete gemeinsam mit Uwe Mundlos und Beate Zschäpe die Terrorzell­e „Nationalso­zialistisc­her Untergrund“. Der NSU hatte neun Gewerbetre­ibende türkischer und griechisch­er Her- kunft sowie eine Polizistin ermordet. 2011 war der NSU aufgefloge­n, nachdem sich Böhnhardt und Mundlos nach einem gescheiter­ten Banküberfa­ll selbst getötet hatten.

Die sächsische Polizei sorgte zuletzt immer wieder für negative Schlagzeil­en. Im August hatte ein LKA-Mitarbeite­r während einer Pegida-Demonstrat­ion lautstark gegen Aufnahmen von Journalist­en protestier­t.

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