Zivilisiert
W er hätte das gedacht: Nach all den Unfreundlichkeiten der vergangenen Monate zwischen Deutschland und Israel sind die Regierungskonsultationen nun doch recht fruchtbar ausgefallen. Aufseiten der Bundesregierung offenbarte sich dabei allerdings eine merkwürdige Mischung aus politischem Realismus und Fantasterei.
Die Groko hat verstanden, dass Israel inzwischen ein ökonomisch außerordentlich interessantes Land ist. So innovativ wie die Israelis in den Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts wären manche in diesem Land auch gern. Das – kombiniert mit Mut zum Risiko und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Kräfte – macht heute die Start-Up-Nation am Mittelmeer aus. Da lohnt sich zu beiderseitigem Nutzen Kooperation und Austausch.
Auch das neue Deutsch-Israelische Jugendwerk ist wichtig und richtig. Arye Sharuz Shalicar, Kolumnist dieser Zeitung, machte erst kürzlich darauf aufmerksam, dass Antisemitismus in diesem Land am besten eingedämmt wird, wenn junge Deutsche lebendige, erfolgreiche Juden in Israel treffen. Das hilft in der Tat mehr gegen Vorurteile als Sonntagsreden.
Dann aber kam der Iran – und hier wird es höchst absurd. Angela Merkel erkannte die Bedrohung Israels durch Teheran an – um fast im gleichen Atemzug die deutsche Beschwichtigungspolitik zu verteidigen. Aber eben durch die Umgehung der neuen US-Sanktionen und die Anbahnung von Ölgeschäften versetzt Deutschland, versetzt Europa die Mullahs ja erst in die Lage, ihr aggressives Abenteurertum gegen Israel ins Werk zu setzen. Und doch: Trotz aller Meinungsverschiedenheiten, auch bei den Siedlungen in Judäa und Samaria, die Konsultationen zeigen, wie Demokratien zivilisiert miteinander umgehen. Das ist ein beeindruckender Kontrast zum deutsch-türkischen Verhältnis.
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