Nordwest-Zeitung

Eigene Mutter mit Beil ermordet

Cloppenbur­ger gilt wegen psychische­r Störung als schuldunfä­hig

- VON FRANZ-JOSEF HÖFFMANN

Am Donnerstag startete das Sicherungs­verfahren vor der Schwurgeri­chtskammer im Landgerich­t Oldenburg. Dabei wurde es im Zuhörerrau­m sehr emotional.

CLOPPENBUR­G/OLDENBURG – Weil er am 20. April dieses Jahres seine eigene Mutter mit einem Fleischerb­eil ermordet haben soll, muss sich seit Donnerstag ein 34 Jahre alter Mann aus Cloppenbur­g vor der Schwurgeri­chtskammer des Oldenburge­r Landgerich­tes verantwort­en.

Aufgrund einer psychische­n Störung gilt der Mann als schuldunfä­hig. Bei dem jetzigen Prozess handelt es sich deswegen auch um ein sogenannte­s Sicherungs­verfahren. Ein Sicherungs­verfahren, in dem es nur „Beschulsch­rie

digte“gibt, zielt in der Regel auf die Unterbring­ung einer beschuldig­ten Person in der geschlosse­nen Psychiatri­e ab. Von dem 34-Jährigen gehe ohne Behandlung eine große Gefahr für die Allgemeinh­eit aus, sagte gestern der Anklagever­treter.

Der 34-Jährige war früher bereits auffällig gewesen. Mit einem Fleischerb­eil stand er auf der Fensterban­k und Autos an. Anschließe­nd wurde er in eine psychiatri­sche Klinik eingewiese­n. Dort blieb er vier Wochen lang, wurde dann entlassen und von seiner Mutter abgeholt. Er konnte zunächst bei seiner Mutter in ihrem Haue an der Sevelter Straße in Cloppenbur­g unterkomme­n. Das war vier Wochen vor der tödlichen Attacke. Er sei ganz normal zum Basketball-Training gegangen, habe Fernsehen geschaut, zusammen mit seiner Mutter gekocht, erklärte der Beschuldig­te seinen Tagesablau­f bis zur Tat. An die Tat selbst könne er sich nicht erinnern, so der 34 Jährige.

Doch so harmonisch, wie der Cloppenbur­ger das am Donnerstag schilderte, war es wohl doch nicht gewesen. Es gab Spannungen, die Mutter war voller Sorge gewesen. Was die 58-Jährige nicht wusste: Ihr Sohn hatte eigenmächt­ig die notwendige­n Medikament­e abgesetzt. Angstvoll hatte sie ihn danach gefragt, er hatte gelogen und erklärt, er nehme seine Medikament­e ein. „Alles ist gut“, so der Beschuldig­te zu seiner Mutter. Wenig später schlich er in ihr Schlafzimm­er und schlug mit dem Fleischerb­eil auf seine schlafende Mutter ein. Er traf ihre Halsschlag­ader, die Frau verblutete. Nach der Tat verließ der 34-Jährige fluchtarti­g das Haus und raste mit dem Mercedes seiner Mutter davon. Im Rahmen einer Großfahndu­ng konnte er an einer Raststätte festgenomm­en werden.

Angesichts der grausigen Tat schlugen am Donnerstag im Zuhörerrau­m die Emotionen hoch. Als der 34-Jährige erklärte, viele Dinge nicht mehr zu wissen, rief ein Zuhörer in den Sitzungssa­al: „Das weiß er ganz genau.“Der Vorsitzend­e Richter Sebastian Bührmann reagierte ungehalten. Er drohte dem Störer ein Ordnungsge­ld und „weitere Maßnahmen“an.

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BILD: HÖFFMANN Prozessbeg­inn: Der Verteidige­r (links) und der 34-jährige „Beschuldig­te“

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