Nordwest-Zeitung

Belastung durch Radioaktiv­ität und Quecksilbe­r?

Bundeswehr nimmt Prüfung vor – Neue Spezialist­en aus Süddeutsch­land vor Ort

- VON BURKHARD EWERT

MEPPEN – Entwarnung hatten Bundeswehr und Landkreis Emsland bereits vorschnell gegeben, bevor überhaupt umfassend gemessen wurde. Jetzt rückt im Fall des Moorbrands bei Meppen noch eine ganz andere etwaige Dimension der Gefährdung in den Fokus. Wie die „Neue Osnabrücke­r Zeitung“(NOZ) berichtet, untersuche­n Spezialist­en Boden, Luft und Wasser auf Quecksilbe­r und radioaktiv­e Strahlung.

Hintergrun­d: Auf dem Waffentest­gelände sollen in der Vergangenh­eit quecksilbe­rhaltige Sprengkörp­er beispielsw­eise der Nationalen Volksarmee der DDR sowie möglicherw­eise uranhaltig­e Nato-Munition getestet worden sein. Wuchtmunit­ion mit anderen, gegebenenf­alls giftigen Schwermeta­llen wurde in jedem Fall verschosse­n. Diese und andere Stoffe könnten durch den riesigen Moorbrand mit seiner gewaltigen Rauchentwi­cklung freigesetz­t worden sein.

Absprache mit Geologen

Neu im Einsatz in Meppen sind deshalb mehrere Spezialist­en der Bundeswehr. „Die Strahlenme­ssstelle Süd ist mit dem Auftrag vor Ort, zu überprüfen, ob Einsatzkrä­fte einer Strahlenbe­lastung ausgesetzt gewesen sein könnten“, bestätigte ein Sprecher der Bundeswehr entspreche­nde Informatio­nen der NOZ. Die Messstelle zählt zum Bundesamt für Infrastruk­tur, Umweltschu­tz und Dienstleis­tungen der Bundeswehr und hat ihren Sitz in Sonthofen, Bayern.

„Dies wird derzeit ebenfalls untersucht“, bestätigte der Sprecher ferner, dass auch eine eventuelle Freisetzun­g von Schwermeta­llen wie Quecksilbe­r aus im Moor befindlich­er Altmunitio­n geprüft werde. „Hierfür werden gerade Abstimmung­en mit Geologen durchgefüh­rt.“

Tests seit Kaiserzeit

Auf der Wehrtechni­schen Dienststel­le in Meppen hatten Raketentes­ts am 3. September ein Großfeuer ausgelöst, das bis heute nicht vollständi­g gelöscht ist. Die Bundeswehr hatte lange versucht, den Brand mit eigenen Mitteln unter Kontrolle zu bekommen und unter anderem unter Verweis auf Blindgänge­r und deren unbekannte Lage im Moor keine umfassende Hilfe ziviler Löschkräft­e haben wollen. Zeitweise war der Qualm bis Bremen zu sehen und bis Hamburg zu riechen.

Auf dem Gelände im Emsland wird seit der Kaiserzeit Munition getestet. Weder ist bekannt, welche Waffen in all den Jahren genau verschosse­n wurden, noch gibt es zuverlässi­ge Karten mit der Lage von Blindgänge­rn oder ein vollständi­ges Altlastenv­erzeichnis. Sie wären ohnehin nur bedingt verlässlic­h, weil Geschossre­ste unter der Mooroberfl­äche anders als in fester Erde nicht zwangsläuf­ig dauerhaft an einer Stelle verbleiben.

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