Nordwest-Zeitung

Den Köchen nacheifern und besser werden

Was DGB-Regionalch­efin Dorothee Jürgensen den Betrieben rät – „PIA“als Chance

- CON RÜDIGER ZU KLAMPEN

In vielen Betrieben gibt es noch Defizite in der Ausbildung. Das beklagt Dorothee Jürgensen, Regionalge­schäftsfüh­rerin beim DGB Oldenburge­r Land/Ostfriesla­nd. Sie hat gute Tipps parat.

MRAGE: Frau Jürgensen, wenn Unternehme­n klagen, dass Sie keine Jugendlich­en finden, um ihre Ausbildung­splätze zu besetzen – was fällt Ihnen dann als erstes ein?

JÜRGENSEN: Das ist die Frage: Bieten diese Unternehme­n wohl eine qualitativ gute Ausbildung? An diesem Punkt sollte man als Betrieb als erstes ansetzen. Und dann sollte möglichst auch bekanntwer­den, was man bietet. Man muss als Ausbildung­sbetrieb sein Image pflegen.

FRAGE: Das hat aber ja nur Sinn, wenn Substanz dahinterst­eckt. JÜRGENSEN: So ist es. Es gibt Branchen, deren Image nicht so gut ist, etwa im Gastgewerb­e oder im Lebensmitt­elhandwerk, und dort sind tatsächlic­h einige Umstände – etwa überlange Ausbildung­szeiten, unregelmäß­ige Arbeitszei­ten – nicht so gut. FRAGE: Der DGB hat ja wieder kürzlich im großen Stil Auszubilde­nde befragt JÜRGENSEN: Ja, und dabei kamen wieder zahlreiche Negativ-Beispiele heraus. Also zum Beispiel viele Überstunde­n, ausbildung­sferne Tätigkeite­n oder auch Defizite in der Organisati­on der Ausbildung selbst. Daran müssen die Betriebe arbeiten, wenn sie Nachwuchs finden wollen. Ziel muss eine hohe Ausbildung­squalität sein.

FRAGE: Sind die Ausbildung­sberufe eigentlich modern genug?

JÜRGENSEN: Daran wird ständig in entspreche­nden Gremien gearbeitet und die Berufsbild­er und die Ausbildung­srahmenplä­ne überarbeit­et. Es geht aber um Im Interview: Dorothee Jürgensen. Sie ist auch JuryMitgli­ed beim „Preis für Innovative Ausbildung“(PIA) der NWZ.

mehr als etwa die zurzeit viel beschworen­e Digitalisi­erung von Berufen. Modern heißt auch: Die Ausbilder und die Berufschul­lehrer sind auf dem neuesten Stand der Technik, und sie können mit Jugendlich­en umgehen, auf sie eingehen, sie wertschätz­en. Modern ausbilden heißt zudem, auf die veränderte­n Vorstellun­gen und Wertigkeit­en der heutigen Jugendlich­en zu reagieren.

FRAGE:

JÜRGENSEN: ... die Vereinbark­eit von Ausbildung und Freizeit. Junge Menschen wollen planbare und verlässlic­he Rahmenbedi­ngungen. Man möchte nicht immer zu Zeiten tätig sein, die Freunde oder Sportkamer­aden frei haben. FRAGE: Die von Ihnen erwähnten Rahmenplän­e für eine Ausbildung – werden die durchweg eingehalte­n? JÜRGENSEN: Keineswegs. Der Ausbildung­srahmenpla­n, die inhaltlich­e und zeitliche Gliederung, muss vom Betrieb in einem betrieblic­hen Ausbildung­splan übersetzt werden. Laut unserer Studie, haben ein Drittel der Befragten keinen betrieblic­hen Ausbildung­splan vorliegen. Die Einhaltung von elementare­n Anforderun­gen wie einem Ausbildung­splan und der Umsetzung sind eigentlich das absolute Da wäre zum Beispiel... Minimum. Jugendlich­e schauen aber oft noch auf viel mehr: auf Werte, Qualität, Arbeitszei­ten, Vergütung und – ganz obenan – das Betriebskl­ima!

FRAGE: Alles zusammen ergibt ein Image. Können verrufene Branchen die Wende schaffen? JÜRGENSEN: Ja, das gibt es. Ein Beispiel sind die Köche. Diese Ausbildung war jahrelang quasi ein Schlusslic­ht. Jetzt zeigen Umfragen: Das hat sich gebessert. Grund ist: Betriebe haben ihre Ausbildung verbessert!

FRAGE: Das sollte anderen Mut machen.

JÜRGENSEN: Klar ist: Es gibt viele kreative Ansätze, um Ausbildung – über die formalen Anforderun­gen hinaus – attraktiv zu gestalten. Das zeigt zum Beispiel auch der „Preis für Innovative Ausbildung“der NWZ. Und so werden gute Beispiele auch bekannt! Dafür sorgen zusätzlich die Jugendlich­en in ihren Netzwerken auch selbst. Das Gleiche gilt natürlich auch, wenn sie unzufriede­n sind.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany