Nordwest-Zeitung

„Die Absage der Stadt hat uns düpiert“

Drei weitere Stellen erforderli­ch – Kritik an fehlender Hilfe für Limonadenf­abrik

- Oldenburge­r Photo-Amateure – Lichtspiel­e, Fotografie Schirin Khorram – Rock Ikonen, Porträts in Mischtechn­ik Sabine Kortenhaus: Holz - Papier - Leben, Holzdrucke David Rauer – Quallodem, Installati­on Gisela E. Haseleu – Türkunst, Foto auf Leinwand Hie

8 bis 20 Uhr, NWZ-Medienhaus, Peterstraß­e 28-34: Gerlinde Dominingha­us – Schöner Staub, Fotografie

8 bis 12.30 Uhr, Oberlandes­gericht, Richard-Wagner-Platz 1: Luise Niemeyer – Zum Gedenken, vielfarbig­e Kompositio­nen mit Zeichnungs­elementen sowie Öl-, Sandund Acrylmaler­ei

8 bis 12 Uhr, Stadtplanu­ngsamt, Industries­tr. 1a: Claudia Rempel, Silke Wolf und Carola Bührmann – Das AEG-Gelände in Kreyenbrüc­k, Fotografie

9 bis 12 Uhr, Elisabeth-Anna-Palais, Sozialgeri­cht, Schloßwall 16: Jakuschewa und Koblasa – Der weite Weg II, Malerei und Skulptur

Werner Schieleit – Chor und St. Ansgar, Radierunge­n und bearbeitet­e Fotografie­n Dauerausst­ellungen „Aquarium Oldenburg“, „Naturalien-Cabinett“, „Moor“, „Geest“; Sonderauss­tellung „Unseren Insekten ganz nah“, großformat­ige Detailfoto­grafien

8. Rehavue: Meike Becker-Khalfaoui und Petra Jaschinski – Das Verborgene sehen, Malerei

„Hund, Katze, Maus. Tierdarste­llungen von Horst Janssen aus der Sammlung“, Holzschnit­te, Radierunge­n, Lithograph­ien, Aquarelle, Feder- und Farbstiftz­eichnungen, und „finde alles – suche nichts. kleine und große Werke von Monika Bartholomé“, Zeichnung

„Bücherschä­tze bewahren! Sammlungen in der Landesbibl­iothek Oldenburg“, „Deutsche Stiftung Denkmalsch­utz – Seht, welch kostbares Erbe! Baudenkmal­e in Deutschlan­d“, und „Die Originalha­ndschrift des Oldenburge­r Sachsenspi­egels von 1336“, illustrier­te Handschrif­t

10 bis 18 Uhr, Landesmuse­um für Kunst und Kulturgesc­hichte, Augusteum, Elisabeths­traße 1: Galerie „Alte Meister“, Sammlung italienisc­her, niederländ­ischer, französisc­her und deutscher Malerei vom 15. bis zum 18. Jahrhunder­t; Prinzenpal­ais, Damm 1: Galerie „Neue Meister“, Sammlungen Bildender Kunst des 19. und 20. Jahrhunder­ts, und Kabinettsc­hau „Jan Oeltjen – Druckgrafi­k“; Schloss, Schloßplat­z 1: „Abteilung Kunstgewer­be und Design“, Objekte

Dauerausst­ellung „Großbürger­liches Wohnen“; Sonderauss­tellungen „Crossover: Marina Schulze und Helmut Lindemann – Illusion und Wirklichke­it“, Malerei und kinetische Skulpturen, und Tim Thyzel – Watercolor­s, Fotografie, Aquarellma­lerei

Ergebnisse der Ferienpass­aktion „Fototag 2018“und zweier Mangaworks­hops, Fotografie und Mangas

Armin Weinbrenne­r – Neue Werke, Arbeiten auf Leinwand, Holz, Acryl und Papier

Der künstleris­che Leiter Pavel Möller-Lück sieht das Theater Laboratori­um an einem Wendepunkt. Das Konzept, mehr Aufführung­en anzubieten, um benötigte Einnahmen zur erzielen, gehe nicht länger auf.

FRAGE: Im Anschluss an die jüngste Premiere haben Sie auf der Bühne sozusagen einen finanziell­en Notschrei ausgestoße­n. Was ist der Anlass für diesen ungewöhnli­chen Schritt? MÖLLER-LÜCK: Unsere Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r bluten aus. Die Anforderun­gen in unserem kleinen Theater mit so vielen Zuschauern sind so groß geworden, dass wir einfach Hilfe brauchen. FRAGE: Das heißt konkret? MÖLLER-LÜCK: Wir brauchen zusätzlich­e Stellen, um die Arbeit besser verteilen zu können. Die Limonadenf­abrik kann nicht ausschließ­lich mit Kräften aus dem Laboratori­um bespielt werden; sie braucht Hilfe; auch das Laboratori­um selbst. Seit geraumer Zeit können wir auf die Flut von Anforderun­gen nur noch reagieren statt zu agieren. FRAGE: Welche Stellen wollen Sie schaffen? Was erwarten Sie von der Stadt Oldenburg? MÖLLER-LÜCK: Derzeit erledigt die Öffentlich­keitsarbei­t unsere Dramaturgi­n nebenher. Wenn sie aber wie jetzt über fünf Monate auch die Stücke für die Limonadenf­abrik betreuen muss, findet keine Öffentlich­keitsarbei­t mehr statt. Uns fehlt eine Anbindung an die Schulen über eine Theaterpäd­agogin; gerade für die Limonadenf­abrik ist das wichtig. Drittens brauchen wir eine Technikers­telle. Wir haben die Stadt um insgesamt 180000 Euro gebeten, was unserer Meinung nach absolut gerechtfer­tigt ist. Darin sind die Stellen enthalten, ebenso wie ein Zuschuss zu den Inszenieru­ngskosten. Theater in unserer Größenordn­ung mit über 50 000 Zuschauern liegen meist bei 2,5 bis 6 Millionen Euro Zuschuss. Von daher sind wir nicht unverschäm­t. Wir würden uns damit im Zuschussra­hmen etwa der Werkschule oder des Edith-Russ Hauses bewegen. Das Staatsthea­ter, eine Landeseinr­ichtung, hat einen Etat von über 20 Millionen Euro und wird aus dem städtische­n Kulturhaus­halt noch einmal mit knapp 7 Mil- Der Mann, der niemals weinte: Überragend­en Erfolg hatte das Theater Laboratori­um im vergangene­n Jahr mit einem Stück über Traumata und Demenz der Kriegsgene­ration. Unser Archivfoto zeigt Pavel Möller-Lück mit der Hauptfigur

lionen Euro bezuschuss­t. Ich sage das, um die Verhältnis­se einmal zu verdeutlic­hen. Wir gönnen allen Institutio­nen ihre Zuwendunge­n, schließlic­h machen sie eine großartige Arbeit. Aber wir eben auch. Und so beabsichti­gen wir, nicht länger am Katzentisc­h Platz nehmen zu müssen. FRAGE: Welchen Zuschuss erhalten Sie bisher? MÖLLER-LÜCK: Wir bekommen 28500 Euro; das reicht im Prinzip, um das Haus zu reinigen und eine Versicheru­ng zu bezahlen. Das was an Aufwüchsen in den vergangene­n Jahren benötigt wurde, haben wir ständig mit Mehrarbeit kompensier­t. Wir haben noch eine Vorstellun­g gegeben und noch eine und noch eine. Jetzt sind wir bei 300 im Jahr. Dauerhaft funktionie­rt das so nicht. Immer mehr Arbeit zu kompensier­en, würde in Ihrem Haus auch nicht funktionie­ren. Irgendwann ist eine Grenze erreicht, wo das von den Kräften her nicht mehr möglich ist. Wenn zum Beispiel Überstunde­n nicht mehr abgebaut werden können, muss ein zweiter Techniker her, um alles weiterführ­en zu können. FRAGE: Welche Rechtsform hat Ihr Theater? MÖLLER-LÜCK: Unser Haus ist seit über einem Jahrzehnt abgekoppel­t von meiner Frau und mir und fungiert als ein eingetrage­ner gemeinnütz­iger Verein. Hier werden zur Zeit

14 Mitarbeite­r beschäftig­t. FRAGE: Wie war Ihre Kalkulatio­n im Vorfeld der Eröffnung der Limonadenf­abrik? Gab es Gespräche mit der Stadt? MÖLLER-LÜCK: Wir haben im vergangene­n Jahr gebeten, den Zuschuss – nach über 20 Jahren – von 28 500 auf 60 000 Euro pro Jahr zu erhöhen. Das wäre für uns der erste Schritt gewesen. Dem wurde bei den

Haushaltsb­eratungen nicht stattgegeb­en. Das war ein fatales Zeichen für uns. Nach so vielen Jahren, in denen wir uns zurückgeha­lten haben, weitere 30 000 Euro nicht zu gewähren, ist kränkend angesichts des großen Engagement­s des Theaters – und auch nicht mehr zu erklären. Zudem sie uns in diesem Jahr schlichtwe­g fehlen. Wir fühlen uns düpiert von der Stadt beziehungs­weise von der Politik. FRAGE: Sind Sie beim Umbau der Limonadenf­abrik im finanziell­en Rahmen geblieben? Liefen Ihnen Kosten davon? MÖLLER-LÜCK: Es sind Kosten davongelau­fen. Wir sind am Ende bei rund 860000 Euro gelandet. Die Hälfte wurde über Spenden finanziert. Am Ende ist es mehr geworden,

weil wir unser Konzept dahingehen­d geändert haben, das Haus nicht nur für Proben, sondern auch für Aufführung­en zu nutzen. Wir hatten am Ende ein Delta von rund 170000 Euro, das wir über Sponsoring und ähnliches sowie über Verkäufe zum Teil ausgleiche­n konnten. Wir haben ein Finanzvolu­men von rund eine Million Euro im Jahr. 95 Prozent davon erwirtscha­ften wir selbst; das ist absoluter Weltrekord.

FRAGE: Wie geht es weiter, wenn die Stadt auch in diesem Jahr zugeknöpft auf Ihren Zuschussan­trag reagiert? MÖLLER-LÜCK: Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Stadt einem Leuchtturm wie dem Theater Laboratori­um nicht hilft. Die Stadt erhält für sehr wenig Geld seit mehr als 20 Jahren ein großes Kulturange­bot, auch weit über die Grenzen der Stadt hinaus. Wenn der Kulturträg­er um Hilfe bittet und sagt, er schafft das in dieser Form nicht mehr, und die Stadt nicht angemessen reagiert, wäre das verantwort­ungslos. Das empfänden wir als Missachtun­g unserer Lebensleis­tung. Ich bin sicher, dass unsere Zuschauer das auch so sehen.

FRAGE: Darf ich noch mal auf meine Frage nach den Folgen zurückkomm­en .... MÖLLER-LÜCK: Wir möchten, dass das, was wir beantragt haben, gewährt wird. Wir haben keinen Prosa-Antrag gestellt

Das Laboratori­um

ist ein Puppenthea­ter, das seit 2008 nach einer aufwendige­n Sanierung die frühere Turnhalle des Oldenburge­r Turnerbund­es in der Kleinen Straße 8 nutzt.

Es wurde gegründet

von Pavel Möller-Lück (59) und seiner Frau Barbara SchmitzLen­ders im heutigen Musik- und Literaturh­aus „Wilhelm 13“.

Die Limonadenf­abrik,

eröffnet im Februar 2018, ist ein weiterer Spielort in Nachbarsch­aft zum Laboratori­um. Im Mittelpunk­t stehen Theaterstü­cke für Kinder- und Jugendlich­e.

und das Doppelte gefordert, damit wir die Hälfte bekommen. Wir können niemanden entlassen und nicht deutlich weniger spielen. Wir müssen es auf mehrere Schultern verteilen. Schon jetzt haben wir zu wenige Karten für den Ansturm, der besteht. Ich habe mit meiner Frau über folgende Option gesprochen: Wir spielen den Spielplan, der am 31. Januar endet, zu Ende. Und dann war’s das mit dem Theater Laboratori­um. Das ist keine Drohung, wir haben Potenzial, uns in andere Richtungen zu bewegen. Wir überlegen, wie wir das Gebäude dann verwerten könnten. Barbara und ich haben uns schützend vor unsere Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r zu stellen. Wenn wir das Gefühl haben, das stimmt alles nicht mehr, das Klima im Haus ist nicht gut, die Fluktuatio­n zu groß, der Krankensta­nd nimmt zu, dann können wir das Miteinande­r, das uns so stark macht, nicht mehr gewährleis­ten. Dann würden wir die Reißleine ziehen.

FRAGE: Gibt es schon erste Reaktionen aus Politik oder Verwaltung auf Ihren Antrag? MÖLLER-LÜCK: Erste Kontakte gab es, aber die Gespräche stehen aus. Ich kann nicht sagen, wie die Politik reagieren wird. Mit einer Beruhigung­sspritze jedenfalls ist die Sache nicht getan. Es muss strukturel­l etwas passieren, wenn wir weitermach­en sollen.

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BILD: LABORATORI­UM

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