Nordwest-Zeitung

achricht verbreitet sich wie ein Lauffeuer

Yezidische­s Forum Oldenburg zollt Aktivistin Nadia Murad espekt

- VON A IANA GROPIUS

OLDENBURG – Als bekannt wurde, dass Nadia Murad den Friedensno­belpreis erhalten wird, „glühten“beim Yezidische­n Forum die Handys. „Alle haben sich diese Nachricht hin- und hergeschic­kt. Es hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet“, sagt Sahap Dag, 1. Vorsitzend­er des Yezidische­n Forums Oldenburg, im Gespräch mit dieser Zeitung. Für die gesamte Community sei ihre Auszeichnu­ng eine große Freude. „Vor allem nach dem ganzen Elend, das sie während ihrer IS-Gefangensc­haft durchmache­n musste“, sagt Dag und betont, dass Murad diesen Preis verdient habe.

Im Februar 2017 war die junge Frau nach Oldenburg gekommen, um in der Aula der Cäciliensc­hule vor 500 Zuschauern über ihre Geschichte unter dem Titel „Nie wieder Opfer sein“zu sprechen. Damals gab es stehenden Applaus und viel Respekt für den Vortrag.

In persönlich­en Gesprächen konnte sich Dag, der auch Mitglied im erweiterte­n Vorstand des Zentralrat­s der Jesiden Deutschlan­d ist, einen eigenen Eindruck von der Friedensno­belpreistr­ägerin machen. Besonders imponierte ihm die Art und Weise wie Murad vor dem großen Publikum sprach. „Ihre Botschaft an die Weltöffent­lichkeit zu bringen, war auch nicht ganz ungefährli­ch“, sagt Dag und spielt damit auf fanatische Muslime an, die Jesiden als „Ungläubige“verachten.

Dag habe die 25-Jährige damals als aufgeschlo­ssene und ehrliche Person erlebt. „Denn sie will wirklich etwas bewegen. Wenn sie über Frauenrech­te spricht, meint sie das sehr ernst. In ihrem Herkunftsl­and ist es um Frauenrech­te ja nicht so gut bestellt“, sagt Dag. Eine Person schon in diesem jungen Alter mit solch einer Kraft zu erleben, habe ihn gerührt.

Für sein Volk sei diese Auszeichnu­ng zwar einerseits eine große Freude, anderersei­ts aber warnt der Vorsitzend­e des Jesidische­n Forums vor zu viel Euphorie. „Es ist ein Tropfen auf den heißen Stein, denn noch immer leben Hunderttau­sende Jesiden unter schweren Bedingunge­n.“Viele Mitglieder des Vereins hätten Verwandte im Krisengebi­et des Nordiraks und seien somit direkt betroffen. „Wir wissen, was sie dort durchmache­n müssen.“Für die Zukunft wünscht sich Dag, dass seine Landsleute wieder in Frieden leben können.

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