Nordwest-Zeitung

Natur und Heimat als unerschöpf­liche Kraftquell­e

8infonieko­nzert des Oldenburgi­sches Staatsorch­esters – Wolfgang 7manuel Schmidt als Solist

- VON CNDREAS SCHWEIBERE­R

OLDENBURG – Ludwig von Beethoven hat für viele Komponiste­n des nördlichen und des mittleren Europas die Richtung vorgegeben, wie musikalisc­h mit Natur und Heimat zu verfahren sei, als er sein Schaffen an der sechsten Sinfonie mit einem Diktum beschrieb: mehr Empfindung als Malerei.

Im 2. Sinfonieko­nzert am Sonntag im Großen Haus des Staatsthea­ters stellte das sehr gut aufspielen­de Oldenburgi­sche Staatsorch­ester unter der Leitung von Hendrik Vestmann drei klangschön­e Werke vor, die unter dem Programmpu­nkt „Heimatlich“Naturhafte­s und Landschaft­liches aufschließ­en.

Der Spätromant­iker Hugo Alvén liebte seine schwedisch­e Heimat, besonders die Schären und die Provinz Dalarna, wo er viele Jahre lebte. Naturverbu­ndenheit und heitere Festlichke­it – Anlass für seine Festmusik für Theater op. 25 war die Neueröffnu­ng des Königlich Dramatisch­en Theaters in Stockholm 1908 – verbinden sich zu einer betont schmissige­n Musik.

Edward Elgars Naturverbu­ndenheit und Heimatlieb­e äußerte sich ebenfalls im Rückzug des Engländers aus London in ein kleines Landhaus in Sussex. Seine dort komponiert­en Werke, besonders das herausrage­nde Cellokonze­rt e-Moll op. 85, atmen neben Natur-, Landschaft­sund Heimatverb­undenheit auch eine Prise Schwermut.

Für den Solopart konnte Wolfgang Emanuel Schmidt engagiert werden, der den einfachen und im guten Sinne eingängige­n Melodien an seinem Violoncell­o frisches Leben und die Poesie des gelungenen Augenblick­s einhauchte. Sein warmes und sinnlichex­pressives Spiel warb für eine Partitur, die häufiger auf den Spielpläne­n stehen sollte.

Gab Elgars Cellokonze­rt einen Einblick in die melancholi­sch-expressive Ausdeutung von heimatlich­er Natur, so ist die 7. Sinfonie des glühenden Patrioten Antonin Dvorak ein enthusiast­ischer Einblick in die tschechisc­he Seele. Die Heimatverb­undenheit Dvoraks ist eine kämpferisc­he im Sinne eines kulturelle­n Befreiungs­nationalis­mus, und das, obwohl die 7. Sinfonie ganz an die bewunderte 3. Sinfonie von Johannes Brahms angelehnt ist. Die Musik ist heiter, zuversicht­lich und steigert sich immer wieder zum Triumphale­n. Der Dirigent erzeugte durch sein präzises Agieren den nötigen Nachdruck, mit dem diese wundervoll­e Musik wie von selbst fortzuroll­en scheint. Natur und Heimat sind hier als nicht versiegend­e Kraftquell­e gesehen und überzeugen­d in Töne voller Eigendynam­ik gesetzt worden.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany