Gewaltig
Man kann mit ziemlich großer Sicherheit sagen: Der neue Präsident Brasiliens heißt Jair Bolsonaro. Und das heißt für das größte Land Südamerikas und den ganzen Kontinent: Es steht ein gewaltiger Umbruch bevor.
Grundsätzlich ist ein Umbruch in Brasilien dringend nötig: Denn die einst aufstrebende Regionalmacht wurde von einem riesigen Korruptionsskandal in eine schwere politische und wirtschaftliche Krise gestürzt, hinzu kommt die rasant ansteigende Gewalt. Dem hatte die jahrelang regierende Arbeiterpartei von Luis Inácio Lula da Silva und Dilma Rousseff nichts entgegenzusetzen, ebenso wenig der noch amtierende konservative Präsident Michel Temer. Im Gegenteil: Sie haben die Probleme verursacht, sie haben das Land dermaßen gespalten, sie haben es international isoliert.
Doch dieser Umbruch wird gewaltig sein: Denn Bolsonaro ist ein ultrarechter Ex-Militär, der die Militärdiktatur verherrlicht. Seine populistischen Sprüche erinnern nicht nur an Donald Trump, der in den USA für Aufregung sorgt, sondern vor allem an Rodrigo Duterte, der gerade eine Blutspur auf den Philippinen hinterlässt. Wenn Bolsonara wirklich anfängt, „in Brasília aufzuräumen“, könnte die Gewalt dort noch zunehmen – und die Spaltung des Landes sowieso.
Falls Bolsonaro die Korruption in Brasilien aber eindämmen kann, hätte das auch Folgen für uns: Es wäre ein erster Schritt zu einem Freihandelsabkommen zwischen dem südamerikanischen Bündnis Mercosur und der EU. Und die rund 1600 deutschen in Brasilien aktiven Unternehmen wären nicht mehr zum Schmieren gezwungen.
Doch es ist fraglich, ob Bolsonaro der Richtige dafür ist. Denn er ist ein „Anti-System-Kandidat“, der selbst seit fast 30 Jahren im Politzirkus von Brasília mitmischt.
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