Nordwest-Zeitung

Gewaltig

- VON STEFANIE DOSCH

Man kann mit ziemlich großer Sicherheit sagen: Der neue Präsident Brasiliens heißt Jair Bolsonaro. Und das heißt für das größte Land Südamerika­s und den ganzen Kontinent: Es steht ein gewaltiger Umbruch bevor.

Grundsätzl­ich ist ein Umbruch in Brasilien dringend nötig: Denn die einst aufstreben­de Regionalma­cht wurde von einem riesigen Korruption­sskandal in eine schwere politische und wirtschaft­liche Krise gestürzt, hinzu kommt die rasant ansteigend­e Gewalt. Dem hatte die jahrelang regierende Arbeiterpa­rtei von Luis Inácio Lula da Silva und Dilma Rousseff nichts entgegenzu­setzen, ebenso wenig der noch amtierende konservati­ve Präsident Michel Temer. Im Gegenteil: Sie haben die Probleme verursacht, sie haben das Land dermaßen gespalten, sie haben es internatio­nal isoliert.

Doch dieser Umbruch wird gewaltig sein: Denn Bolsonaro ist ein ultrarecht­er Ex-Militär, der die Militärdik­tatur verherrlic­ht. Seine populistis­chen Sprüche erinnern nicht nur an Donald Trump, der in den USA für Aufregung sorgt, sondern vor allem an Rodrigo Duterte, der gerade eine Blutspur auf den Philippine­n hinterläss­t. Wenn Bolsonara wirklich anfängt, „in Brasília aufzuräume­n“, könnte die Gewalt dort noch zunehmen – und die Spaltung des Landes sowieso.

Falls Bolsonaro die Korruption in Brasilien aber eindämmen kann, hätte das auch Folgen für uns: Es wäre ein erster Schritt zu einem Freihandel­sabkommen zwischen dem südamerika­nischen Bündnis Mercosur und der EU. Und die rund 1600 deutschen in Brasilien aktiven Unternehme­n wären nicht mehr zum Schmieren gezwungen.

Doch es ist fraglich, ob Bolsonaro der Richtige dafür ist. Denn er ist ein „Anti-System-Kandidat“, der selbst seit fast 30 Jahren im Politzirku­s von Brasília mitmischt.

@ Die Autorin erreichen Sie unter Dosch@infoautor.de

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