Nordwest-Zeitung

Die Presse ist frei

- VON DETLEF DREWES, BÜRO BRÜSSEL

Die Vorstellun­g, dass die Organisier­te Kriminalit­ät missliebig­e Journalist­en mitten in der EU ermorden lässt, ist schlimm – und das faktische Ende der vielgelobt­en Pressefrei­heit. Ob die Gewalttat gegen die bulgarisch­e Fernsehmod­eratorin Viktoria Marinowa in diese Reihe gehört, muss erst noch ermittelt werden.

Aber dass sich alle jene, die vor allem in den osteuropäi­schen Ländern den Mut aufbringen und Verdachtsf­ällen von Korruption und Missbrauch von EU-Geldern nachgehen, ihres Lebens nicht mehr sicher sein können, wiegt schwer. Brüssel zeigt sich betroffen – das ist wichtig und richtig, aber wirkungslo­s. Diese Gemeinscha­ft muss um die Pressefrei­heit und die Arbeitsbed­ingungen für Journalist­en kämpfen. Erst in letzter Minute konnte verhindert werden, dass ausgerechn­et jene beiden Kollegen, die die LuxLeaks-Affäre über Steuerverm­eidungspra­ktiken in Luxemburg aufgedeckt hatten, mit vorgeschob­enen Gründen ins Gefängnis gehen mussten. Noch wichtiger aber wäre eine wirklich konsequent­e Ahndung von Korruption und Bestechlic­hkeit. Es bleibt unfassbar, dass Bulgarien es Jahre nach dem Beitritt zu dieser Gemeinscha­ft nicht geschafft hat, solche Praktiken in den Griff zu bekommen. Ebenso wenig wie Rumänien, die Slowakei oder Ungarn, wo Vetternwir­tschaft gang und gäbe ist.

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