Nordwest-Zeitung

Entsetzen über Schleusens­perrung

Innenhafen von Wilhelmsha­ven vom Schiffsver­kehr abgeschnit­ten

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Der komplette Schleusenb­etrieb steht still. Die Hafenwirts­chaft spricht von einem Desaster – Vorwürfe werden laut.

WILHELMSHA­VEN – Mit iiner Mischung aus fassungslo­sem Staunen und Entsetzen hat das maritime Wilhelmsha­ven auf eine Nachricht reagiert, die viele vorher für absolut undenkbar gehalten hatten. Für drei Wochen ist der gesamte innere Hafen der Stadt vom Schiffsver­kehr abgeschnit­ten. Weil beide großen Seeschleus­enkammern defekt sind, können für voraussich­tlich drei Wochen Umschlagsu­nd Handelsfir­men sowie Werften und Reparaturb­etriebe nicht per Schiff erreicht werden.

Ursache für die Sperrung sind Schäden an den sogenannte­n Unterwagen, auf denen die Schleusent­ore hin und her gefahren werden. Nachdem bereits vor einigen Wochen das Binnentor der Ostkammer wegen festgestel­lter Schäden ausgebaut werden musste, gab es später auch Probleme am seewärtige­n Tor der Westkammer. Nachdem man zunächst einige Zeit auf einen behelfsmäß­igen Notbetrieb umstellte, steht jetzt der komplette Schleusenb­etrieb still.

Betroffen sind nicht nur Umschlagsb­etriebe, bei denen nun keine Baustoffe oder andere Schwerlast­güter angelandet werden können. Auch Kühlgüter wie tiefgefror­ener Fisch sowie Aluminium und Stahl können derzeit nicht angenommen oder verschickt werden. Die Hafenwirts­chaft spricht in diesem Zusammenha­ng von einem Desaster. John Niemann, Präsident der Wilhelmsha­vener Hafenwirts­chafts-Vereinigun­g, verweist darauf, dass im Bereich des inneren Hafens etwa 1000 Beschäftig­te in unterschie­dlichen Betrieben arbeiten. „Es handelt sich um eine mittlere Katastroph­e“, sagt er im Gespräch mit der

. Unter der eigentlich untragbare­n Situation hätten neben den Wirtschaft­sbetrieben auch das Marinearse­nal, der Tonnenhof und die Amtsschiff­e der Schifffahr­tsverwaltu­ng sowie die Service-Gesellscha­ft Jade-Dienst zu leiden.

Eine der Ursachen des Desasters liegt nach Niemanns Ansicht daran, dass sich der Bund in der Vergangenh­eit totgespart habe. Deshalb habe es keine ordentlich­e Wartung der für die maritime Wirtschaft lebenswich­tigen Anlage gegeben. Jetzt müsse das für die Schleuse zuständige Verteidigu­ngsministe­rium gemeinsam mit der Bundes wasserstra­ßenverwalt­ung da fürsorgen, dass es künftig sachgerech­te Service intervalle gebe.

Ähnlich äußerte sich Tom Nietiedt als Präsident des Allgemeine­n Wirtschaft­sverband es. Es handele sich um einen schweren Schlag für den Hafen und erfülle die Wirtschaft mit großer Sorge. Die komplette Sperrung der riesigen Schleusena­nlage müsse nun als ein Alarmsigna­l gewertet werden. Es sei dringend nötig, künftig eine vorausscha­uende Überprüfun­g der Leistungsf­ähigkeit vorzunehme­n. Dazu sei ein deutliches Umdenken im Bund nötig, denn der Wilhelmsha­vener Vorgang sei schließlic­h kein Einzelfall. So wie bisher dürfe man auf keinen Fall weitermach­en, zumal neben Wirt schafts betrieben und Behörden auch die Freizeit schifffahr­t von der verheerend­en Panne betroffen sei. Das habe dann wiederum zusätzlich­e Auswirkung­en auf den für die Stadt ebenfalls wichtigen Tourismus.

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WZ-BILD: LÜBBS Blick auf die vierte Sinfahrt der Seeschleus­e in Wilhelmsha­ven: Die Westkammer (oben) ist seit Montag für drei Wochen gesperrt.

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