Pommes kürzer, aber kaum teurer
Extreme Trockenheit im Sommer drückt Ernte in Niedersachsen
Es kam wie erwartet: Die Erntebilanz 2018 fällt schwach aus. Das gilt auch für Mais.
HANNOVER/OLDENBURG – Angesichts hoher Ertragseinbußen bei der Ernte 2018 fordert der Präsident der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK/Oldenburg), Gerhard Schwetje, ein Umdenken im Futteranbau: „Der Fokus sollte auf eine vielfältige Futtergewinnung gerichtet werden“, sagte er bei der Erntebilanz in Hannover. Landwirte würden künftig verstärkt auf Eiweißpflanzen wie Erbsen oder Ackerbohnen oder auch Hafer als Zwischenfrüchte setzen, glaubt er. Die Kammer rät auch zu mehr Beregnung.
Davon konnten viele Landwirte dieses Jahr nur träumen. Ob Getreide, Kartoffeln oder Mais – der ungewöhnlich trockene Sommer hat Bauern in weiten Teilen des Landes die Ernte vermiest. Besonders auf Sandböden habe es drastische Einbußen gegeben, auf lehmigen Böden mit besserer Wasserspeicherfähigkeit sei das Minus nicht so deutlich, sagte Schwetje. „Diese Ernte fiel zu einem großen Teil sehr enttäuschend aus.“Das gelte auch für den Öko-Landbau.
Für Verbraucher könnte die schlechte Ernte vor allem beim Kauf von Speisekartoffeln spürbar werden, deren Preis sich zu 2017 fast verdoppelt habe. Die meisten Kartoffeln würden aber zu Stärke oder Pommes frites verarbeitet, hier seien die Preise vorab festgelegt. Schwetje sagte: „Pommes werden kürzer, aber nicht wesentlich teurer.“
Auf Dürrehilfen können rund 2000 existenzbedrohte Bauern hoffen. Bis zu 40 Millionen Euro davon sollten ausgeglichen werden. Laut Kammerdirektor Hans-Joachim Harms leisten Bund und Bundesländer insgesamt je 170 Millionen Euro an Hilfen für die deutschen Bauern. Niedersachsen erhalte 17,8 Millionen Euro vom Bund, das Land stocke seinen Anteil um 5 Millionen Euro auf.
Auf bis zu 70 Prozent beläuft sich im Einzelfall das Minus beim Getreide – insgesamt fiel die Ernte um fast ein Viertel geringer aus als 2017. Dafür stiegen die Preise, nämlich zwischen sechs Prozent bei Braugerste und 14 Prozent bei Roggen. Das Problem: die höheren Preise können den Ernteeinbruch nicht ausgleichen, im Durchschnitt sei der Erlös je Hektar Getreide um 4,7 Prozent geringer als 2017. Viele Betriebe lägen jedoch deutlich unter dem Durchschnitt, sagte Schwetje.
Selbst bei intensiver Beregnung fiel die Kartoffelernte deutlich geringer
aus als in normalen Jahren. Insgesamt ernteten die Bauern nach vorläufigen Zahlen knapp 4,1 Millionen Tonnen Kartoffeln – 25 Prozent weniger als vor einem Jahr. Kammerexperte Herbert Funk erklärte, die durchschnittlichen Erlöse im Kartoffelanbau seien um sieben Prozent geringer als im Schnitt der vergangenen fünf Jahre. Grunland/Milchbauern:
Wiesen und Weiden brachten in diesem Sommer 30 bis 50 Prozent weniger Ertrag. Das ist ein Problem für die Milchbauern, denen das Heu als Futter dient. Sie mussten ihre Futtervorräte für den Winter bereits im Sommer nutzen. Viele Landwirte hätten ihre Rinderbestände verkleinert – dennoch sei ungewiss, ob das Winterfutter bis zum Frühjahr reiche, so Schwetje.
war die große Hoffnung der Bauern im verregneten Jahr 2017 – man wich auf Mais oder auch Sommergetreide aus, die erst im Frühjahr eingesät werden mussten. Allerdings rechnen die Landwirte beim Silomais mit einem Ertragsausfall von etwa 30 Prozent, damit kann das fehlende Heu der Milchbauern nicht ausgeglichen werden. Auch der Körnermais litt laut Kammer unter der Trockenheit, Einbußen von 40 Prozent sind die Folge.
(oft Ostniedersachsen) half künstliche Beregnung. Dies ist aber teuer, es kommen oft 300 bis 500 Euro je Hektar zusammen. LWK-Experte Ekkehard Fricke warnte, vermutlich würden Bauern mit der im zehnjährigen Mittel erlaubten Wassermenge nicht auskommen.