Nordwest-Zeitung

Verband erwartet höhere Strompreis­e

BDEW fordert von Regierung Entlastung bei Steuern, Abgaben und Umlagen

- VON ANDREAS HOENIG

54 Prozent des Strompreis­es entfallen auf staatliche Auflagen. Der Verband appelliert an Finanzmini­ster Scholz.

BERLIN – Der Versorger-Verband BDEW rechnet für die meisten Stromverbr­aucher in Deutschlan­d im nächsten Jahr mit steigenden Strompreis­en und fordert milliarden­schwere Entlastung­en. „Im EU-weiten Vergleich der Strompreis­e wird eines besonders deutlich: Der deutsche Staat bittet die Haushalte bei den Steuern, Abgaben und Umlagen über Maß zur Kasse“, sagte der Vorsitzend­e der Hauptgesch­äftsführun­g des Bundesverb­ands der Energieund Wasserwirt­schaft (BDEW), Stefan Kapferer, der Agentur dpa in Berlin.

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erklärt Euch das Thema Wir nutzen jeden Tag Strom – zum Beispiel für Licht. Dazu kaufen wir Strom ein, bei einem Versorger wie der EWE. Der Versorger berechnet einen Preis, den Strompreis. Der setzt sich aus vielen Faktoren zusammen.

Beim Strompreis machten Steuern, Abgaben und Umlagen inzwischen 54 Prozent aus. Die Strompreis­e für private Haushalte seien in den vergangene­n zehn Jahren vor allem dadurch deutlich gestiegen.

Kapferer forderte, Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) solle prüfen, den Satz Dazu gehört das, was der Versorger selbst bezahlt, wenn er Strom einkauft. Aber es gibt auch noch zahlreiche Abgaben, die oben draufkomme­n. Und am Ende will der Versorger auch noch Gewinn.

bei der Stromsteue­r massiv zu senken – und zwar auf das europarech­tlich mögliche Minimum von 0,1 Cent. Dies würde 5,5 Milliarden Euro kosten, sei aber angesichts der vollen staatliche­n Kassen machbar und würde die Haushalte deutlich entlasten. Der Regelsteue­rsatz beträgt bei der Stromsteue­r bisher 2,05 Cent pro Kilowattst­unde. Allein die Stromsteue­r macht sieben Prozent des Strompreis­es aus. Mit ihr nimmt der Bund pro Jahr rund 7 Milliarden Euro ein.

Der Strompreis setzt sich zusammen aus Steuern, Abgaben und Umlagen sowie den Netzentgel­ten der lokalen und regionalen Betreiber und Übertragun­gsnetzbetr­eiber. Dazu kommen Produktion­skosten und die Umlage zur Förderung erneuerbar­er Energien.

Preistreib­er beim Strompreis seien höhere Beschaffun­gskosten, sagte Kapferer. Bezahlten die Unternehme­n für das Lieferjahr 2017 im Durchschni­tt knapp über O0 Euro für eine Megawattst­unde Strom, mussten sie in diesem Jahr mehr als 50 Euro bezahlen. Daneben seien fossile Brennstoff­e wie Kohle und Gas teurer geworden. Es gebe deutliche Preissteig­erungen beim Emissionsr­echtehande­l. Der Preis für CO2-Zertifikat­e habe sich in den vergangene­n 12 Monaten mehr als verdreifac­ht.

Sinkende Netzentgel­te für den Betrieb der großen Stromtrass­en hatten Anlass gegeben, mit etwas Entlastung bei den Strompreis­en zu rechnen. Hauptgrund ist, dass die bisher enthaltene Umlage für den Ausbau der OffshoreWi­ndenergie in Nord- und Ostsee künftig bei den Netzentgel­ten herausgere­chnet wird. Kapferer dagegen sagte, der Effekt werde durch andere Faktoren gedämpft.

Er kritisiert­e außerdem, die hohen Steuern und Abgaben ließen den Unternehme­n gegenüber den Endkunden immer weniger Spielraum. Nur noch gut 20 Prozent des Strompreis­es seien von den Lieferante­n direkt beeinfluss­bar, erläuterte der BDEWHauptg­eschäftsfü­hrer.

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