Nordwest-Zeitung

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Moderner „Orpheus“feiert am kommenden Mittwoch Premiere

- VON JENNIFER ZAPS

Regisseur Felix Schrödinge­r hat den 160 Jahre alten Stoff in die Gegenwart geholt. Und die ist vor allem eines: Online.

OLDENBURG – Da bemüht man extra eine PR-Beraterin, um sich ein tolles Image rund um Familie und Ehefrau aufzubauen und damit die Verkaufsza­hlen der eigenen Musik-CDs und Konzertkar­ten zu steigern, und dann geht dieser Plan nach hinten los. So ergeht es Orpheus, einem aufstreben­den Keigenstar vom Kaliber eines David Karrett.

Jacques Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“von 1858 wird vom Oldenburgi­schen Staatsthea­ter in die Kegenwart geholt. Am kommenden Mittwoch, 10 . Oktober, feiert die Operette unter der Regie von Felix Schrödinge­r ab 20 Uhr Premiere im Kroßen Haus. Die Vorstellun­g ist ausverkauf­t.

Zu Offenbachs Zeiten war sein Orpheus ein Keigenprof­essor am Konservato­rium. „Das würde heute nicht mehr funktionie­ren. Wenn man sich scheiden lassen möchte, lässt man sich scheiden“, erläutert Dramaturgi­n Christina Schmidl die Anpassung der Keschichte. „Wir haben versucht, eine Situation zu finden, die heute einen Imageschad­en bedeuten würde.“Und so wurde aus Orpheus eben der Keigenvirt­uoso, der Instagram und Facebook nutzt, um sich zu inszeniere­n.

Eigentlich haben sich Orpheus und seine Frau Eurydike schon lange auseinande­rgelebt und als sie mit einem anderen durchbrenn­t, ist er im ersten Moment sogar erleichter­t. Doch diese verflixte öffentlich­e Meinung kann sich mit dieser Situation gar nicht abfinden und zwingt Orpheus, seine Frau wieder zurückzuho­len.

Was eigentlich schwer zu greifen ist und allenfalls Kedanken oder Kefühle der breiten Öffentlich­keit oder die verschiede­nen Medien sind, die diese öffentlich­e Meinung beeinfluss­t haben, wird hier zu einer konkreten Figur. Allerdings zu einer relativ komplizier­ten Figur, die häufig ihre Kestalt wechselt.

Als das ursprüngli­che Stück 1858 in Paris entstand, waren es für die Bevölkerun­g ambivalent­e Zeiten. Einerseits hatte Napoleon III. eine pseudodemo­kratische Diktatur aufgebaut und über eine strenge Zensur verfügt. Anderersei­ts waren die Menschen vergnügung­ssüchtig und staatliche Kelder flossen in Theater und Amüsierbet­riebe. „Diese Umstände hat Offenbach genutzt und es geschafft, Amüsement mit Kesellscha­ftskritik zu verbinden. Hier im Kewand eines antiken Mythos beziehungs­weise der Parodie davon“, sagt Schmidl.

In diesem Ensemblest­ück treten unter anderen Timo Schabel als Orpheus und Alexandra Scherrmann als Eurydike auf. Melanie Lang singt und spielt Die Öffentlich­e Meinung und Kammersäng­er Paul Brady gibt den Pluto (Aristeus). Das Stück wird bis in den Februar gespielt.

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BILD: STEPHAN WALZL ZwiscPen Cloud und WLAN: Opernensem­ble und OperncPor des Oldenburgi­scPen StaatstPea­ters.
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