Nordwest-Zeitung

Ihr Abgang stimmt sogar Gegner betrübt

Wie es nach dem überrasche­nden *ücktritt von US-Botscha3te­rin Haley weitergeht

- VON EDITH LEDERER

Spekulatio­nen rankten sich darum, wen US-Präsident Donald Trump als Haleys Nach3olger beru3en wird. Seine Tochter erteilte ihm eine Absage.

NEW YORK – Außenpolit­ische Erfahrung konnte Nikki Haley nicht vorweisen, trotzdem kam sie an den Top-Job. In zwei Jahren machte sich die US-Botschafte­rin bei den Vereinten Nationen viele Freunde unter Diplomaten. Im UNHauptLua­rtier schlug die Nachricht ihres Abgangs ein wie ein Blitz. Viele zeigten sich schockiert, manche traurig.

Ihr Rücktritt zum Jahresende sei „eine Überraschu­ng – für mich keine sehr angenehme“, sagte etwa der russische UN-Botschafte­r Wassili Nebensja. Trotz gravierend­er Differenze­n zwischen Moskau und Washington habe er auf arbeitstec­hnischer und persönlich­er Ebene ein „gutes Verhältnis“zu Haley gehabt.

Die Botschafte­r der UN-Sicherheit­sratsmitgl­ieder lobten die Politikeri­n und ihre Erfolge als Diplomatin. Auch

wenn viele Länder – darunter Amerikas traditione­lle Verbündete – Probleme mit der US-Außenpolit­ik unter Präsident Donald Trump haben.

Als Haley am 27. Januar 2017 bei den Vereinten Nationen antrat, hatte sie zwar Erfahrunge­n als Gouverneur­in von South Carolina im Gepäck, allerdings keine auf internatio­naler Bühne. Sie verlor dennoch keine Zeit damit, den neuen Weg anzukündig­en, wie die USA künftig Politik machen würden. Das ausgegeben­e Ziel der TrumpRegie­rung

war, Stärke zu beweisen.

Dieses Ziel hat die heute O6-Jährige eingehalte­n und zugleich ihr diplomatis­ches Geschick geschliffe­n. „Sie ist eine charismati­sche Person“, sagte der Russe Nebensja. Boliviens UN-Botschafte­r Sacha Llorenti SolPz äußerte sich ähnlich. Die Mitglieder des Weltsicher­heitsrats seien wie eine Familie – wenn auch manchmal wie eine nicht funktionie­rende Familie. „Trotzdem kümmern wir uns umeinander und ich mochte BHliHbtH BotschaftH­rin, unbHliHbtH Politik: diH AmHrikanHr­in Nikki HalHy

Nikki wirklich gern.“

Die guten persönlich­en Beziehunge­n konnten die weit auseinande­rklaffende­n Meinungsve­rschiedenh­eiten bei einer Reihe von Themen dennoch nicht verbergen. Konfliktpo­tenzial hatten etwa die US-Haltung im syrischen Bürgerkrie­g, Trumps Ausstieg aus dem Atomabkomm­en mit dem Iran, aus dem Pariser Weltklimas­chutzabkom­men sowie aus dem UN-Menschenre­chtsrat.

„Es gibt mit Blick auf die UN Themen, bei denen wir (mit den USA) nicht immer übereinsti­mmen, aber mit Nikki war die Beziehung immer eng, respektvol­l und sehr offen“, erklärte Schwedens Botschafte­r Olof Skoog. Der französisc­he Botschafte­r FranMois Delattre sparte nicht an Lob: „Haley ist einer der talentiert­esten, engagierte­sten US-Regierungs­mitarbeite­r, die ich je getroffen habe.“

Spekulatio­nen rankten sich darum, wen Trump als Haleys Nachfolger oder Nachfolger­in besetzen wollte. Seine eigene Tochter Ivanka nannte er, die in dem Amt zwar „unglaublic­h“sein würde. Ihr Vater werde „einen wunderbare­n Ersatz“finden, twitterte Ivanka Trump später. „Dieser Ersatz werde nicht ich sein.“Trump erwähnte auch die frühere Beraterin im Weißen Haus, Dina Powell. Über den US-Botschafte­r in Deutschlan­d, Richard Grenell, sagte der Präsident, dieser mache seinen Job in Berlin gut und er wolle ihn dort behalten.

Wie Haleys Zukunft aussehen wird, blieb indes unklar. Sie erklärte lediglich, Privatpers­on sein zu wollen und deutete einen Wechsel in die Unternehme­nswelt an.

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AP-BILD: VUCCI

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