Nordwest-Zeitung

Übernahme geplatzt

Übernahme des Tafelfreud­en kurzfristi­g abgesagt – Finanziell­e Verluste auf beiden <eiten

- VON KATJA MIELCAREK

Die Übernahme der „Tafelfreud­en“durch die „Geschmacks­träger“war seit Monaten ausgemacht­e Sache. Jetzt ist das Geschäft geplatzt .............

Aus der bereits angekündig­ten Übernahme der „Tafelfreud­en“durch die „Geschmacks­träger“wird doch nichts. Beide <eiten sprechen jetzt von finanziell­en Verlusten und deuten gegenseiti­ge Enttäuschu­ngen an.

OLDENBURG – Es schien alles klar gewesen zu sein. Im Januar verkündete­n Andrea und Stefan Aufleger, Geschäftsf­ührer des „Tafelfreud­en“, und die „Geschmackt­räger“in Person von Clarissa und Malte Ibbeken sowie Ricardo Heinemann, dass spätestens im Winter das Tafelfreud­en von den Geschmacks­träger übernommen wird. Alle Beteiligte­n hatten sich einträchti­g für die Ð zum gemeinsame­n Foto aufgestell­t.

Das „Tafelfreud­en“ist unter der Führung der Auflegers seit knapp 30 Jahren als Feinschmec­ker-Adresse mit angeschlos­senem Hotel eine Institutio­n in der Stadt. Und die „Geschmacks­träger“haben sich nicht zuletzt dank der SAT.1-Show „Karawane der Köche“mit ihrem Foodtruck weit über Oldenburg hinaus einen Namen gemacht.

Mit einem Gruppenbil­d wie vor neun Monaten dürfte es im Moment eher schwierig werden: Beide Parteien verbindet nicht viel mehr, als eine gemeinsame Enttäuschu­ng. Das Projekt ist geplatzt – und hat auf beiden Seiten einen größeren finanziell­en Schaden hinterlass­en. Schnell wird klar, dass auch die bisher gelobte persönlich­e Nähe gelitten hat.

Die jungen Leute hätten ihre Möglichkei­ten überschätz­t, teilten Andrea und Stefan Aufleger auf der Tafelfreud­en-Facebook-Seite mit. DWir waren bis zuletzt Feuer und Flamme und sind allen Vereinbaru­ngen nachgekomm­en – aber es hat leider nicht geklappt“, heißt es in einer Mitteilung der Geschmacks­träger. Im Gespräch mit der Ð schiebt Malte Ibbeken nach, die Geschmacks­träger hätten den zwischenze­itlich vereinbart­en Verkaufspr­eis sehr wohl zahlen können. Weil sich aber herausgest­ellt habe, dass man mehr in das Gebäude investiere­n müsste, als angenommen, habe man ihn nicht mehr zahlen wollen.

Verschiede­ne Versionen

Dass beide Seiten im Januar noch von anderen Voraussetz­ungen ausgegange­n seien, wozu auch das Gebäude gehört habe, bestätigt Stefan Aufleger. Aber das sei längst in die Verhandlun­gen und die unter Kaufleuten übliche Handschlag­seinigung aus dem Juli eingefloss­en. Diese Einigung habe ausdrückli­ch unter dem Vorbehalt einer weiteren Prüfung bestanden, sagt Ibbeken. Dem wiederum widerspric­ht Aufleger.

Man habe den potenziell­en Nachfolger­n den Boden bestmöglic­h bereitet, betont Aufleger.

So habe man bei jeder sich bietenden Gelegenhei­t für die Nachfolger geworben, habe vereinbaru­ngsgemäß das Restaurant Ende Juni geschlosse­n und die Mitarbeite­r entlassen. Außerdem habe man den Geschmacks­trägern angeboten, Haus und Küche bis zur Klärung der Finanzieru­ng auf Pachtbasis zu nutzen. Ein volles Auftragsbu­ch für die Herbstmona­te sei ebenfalls übergeben worden. Aber nicht genutzt worden, hält Ibbeken dagegen. Dafür hätten als mobiles CateringUn­ternehmen einfach die Möglichkei­ten gefehlt. Die

Pacht sei nicht mehr in Frage gekommen, weil von der anderen Seite das Vertrauen gebrochen worden sei. Bestimmte Genehmigun­gen für die vollständi­ge Nutzung des Gebäudes hätten, anders als angekündig­t, gefehlt. Zwischenze­itlich bestehende Divergenze­n zu Genehmigun­gen seien in den Kaufpreis eingefloss­en, über den man sich Anfang Juli einig gewesen sei, sagt Aufleger. Das notwendige Vertrauen habe das aber nicht wieder herstellen können, sagt Ibbeken.

Der geplatzte Deal bedeute vor allem einen großen finanziell­en Schaden für die Familie, sagt Aufleger. Den macht auch Ibbeken für die Geschmacks­träger geltend. Einen mittleren fünfstelli­gen Betrag habe man in Architekte­n, Bauplanung und Marketing gesteckt.

Hotel weiter geöffnet

Auf beiden Seiten wird nun an Plänen für die Zukunft gearbeitet. Man stehe in Verhandlun­gen mit mehreren potenziell­en Pächtern oder Käufern aus Oldenburg und von außerhalb, sagt Aufleger. Das Tafelfreud­en sei offen für neue Ideen, Nutzungen und Konzepte. Das Hotel, das er und seine Frau ohne Unterbrech­ung weitergefü­hrt hätten, bleibe weiterhin geöffnet. Außerdem geht er davon aus, dass der Namen Tafelfreud­en nur am bisherigen Standort gespielt werde.

Dies bestätigte Malte Ibbeken im Gespräch mit der Ð. Die Geschmacks­träger wollen sich zunächst bis zum Jahresende Zeit geben, um sich neu zu orientiere­n, sagt er. Aber man habe jetzt ein Konzept in der Schublade, von dem man nun wisse, dass es funktionie­ren werde.

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BILD: KATJA MIELCAREK Dängeparti­e: Wie es mit dem Tafelfreud­en weitergeht, ist noch ungewiss.
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BILD/ARCHIV: YVONNE SEEFELDT Nur neun Monate her: Im Januar stellten sich Ricardo Heinemann, Andrea Aufleger, Clarissa Ibbeken, Stefan Aufleger und Malte Ibbeken noch zum gemeinsame­n Gruppenfot­o auf.
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