Nordwest-Zeitung

Viel zu wenig neue Lehrer

So wollen die Kultusmini­ster den Mangel künftig beheben

- VON BASIL WEGENER UND CHRISTINA STICHT

Schon heute herrscht ein oft dramatisch­er Lehrermang­el. Nun will die Politik die Grundlagen legen, damit die Situation künftig nicht aus dem Ruder läuft.

BERLIN/HANNOVER – Die Kultusmini­sterkonfer­enz (KMK) rechnet für den Zeitraum bis 2030 mit einem erhebliche­n Lehrermang­el. Angesichts eines durchschni­ttlichen Einstellun­gsbedarfs von rund 31900 Lehrern und etwa 31200 Absolvente­n jährlich könnten künftig im Durch- jedes Jahr etwa 700 Stellen nicht besetzt werden, heißt es in einer am Donnerstag­abend veröffentl­ichten Prognose der derzeit in Berlin tagenden KMK. Stellen können vor allem in Berufsschu­len, Grundschul­en und in der Sonderpäda­gogik nicht besetzt werden.

Die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) warnt vor einem Bildungsno­tstand und fordert ein Sofortprog­ramm. Als Reaktion auf den Lehrermang­el würden Klassen vergrößert und Unterricht verkürzt, moniert der Deutsche Lehrerverb­and. Zudem würden die Länder versuchen, Pensionist­en, Studenten und Seiteneins­teiger zu gewinnen.

KMK-Präsident Helmut Holter betont, die Zahlen zeigten den akuten Handlungsb­edarf für alle Länder. „Wir sind gemeinsam dazu aufgerufen, jede Anstrengun­g zu unternehme­n, um den künftigen Bedarf zu decken“, so der Kultusmini­ster Thüringens (Linke). „Es müssen mehr Lehrer ausgebilde­t werden!“

Niedersach­sens Kultusmini­ster Grant Hendrik Tonne (SPD) will den Lehrerbeda­rf besser langfristi­g planen. Eine neue Arbeitsgru­ppe von Kultusund von Wissenscha­ftsministe­rium beschäftig­e sich mit der Lehrkräfte­bedarfspro­gnose, kündigte er an.

Laut der KMK-Prognose wird Niedersach­sen im lauschnitt fenden Jahr einen Bedarf an 3660 neuen Lehrereins­tellungen haben, aber 360 Pädagogen weniger schließen ihr Studium ab. 2019 ist ein Einstellun­gsbedarf von 3410 Stellen prognostiz­iert – das Angebot übertrifft diese Zahl um 100 fertige Lehramtsab­solventen.

2020 steigt der Bedarf auf 4260 Stellen. Grund ist die Umstellung von einer achtjährig­en auf die neunjährig­e Gymnasialz­eit (G9). Der Prognose zufolge steht dem ein Angebot von 3500 fertig ausgebilde­ten Lehrern gegenüber – 760 zuwenig. Erst 2021 wendet sich der Trend. Dann wird es 100 Absolvente­n mehr geben als Einstellun­gsbedarf besteht.

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